SZenario:Irgendwie berühmt

Goldstar TV, Weinzelt, Wiesn

Zwei Wiesn-Gäste mit Eurovision-Song-Contest-Erfahrung: Katja Ebstein und Jonny Logan.

(Foto: Florian Peljak)

Im Weinzelt hat ein Schlager-Sender zur Wiesn-Sause geladen

Von Stephan Handel

Drei amerikanische Studenten auf Oktoberfestbesuch stehen da, Weißbierglas in der Hand, und können es nicht fassen: "What are these people famous for?" Tja - wie soll man jemandem aus Cincinnati oder Atlanta erklären, was sich am Dienstagabend abspielt auf der Galerie des Weinzelts? "Goldstar TV" hat zur Wiesn-Sause geladen, und weil das ein Fernsehsender für volkstümliche Musik und Artverwandtes ist, ist der Auftrieb groß an Leuten die in ihrer Fangruppe wohl tatsächlich sehr berühmt sind. Aber was bitte heißt "Schlager" auf Amerikanisch?

Johnny Logan zum Beispiel hat zweimal den Eurovision Song Contest gewonnen, was sonst noch niemand geschafft hat. Im Weinzelt sichert er sich die Aufmerksamkeit der Fotografen, weil er einen schwarzen Leder-Kilt trägt. Währenddessen irrt Michael Holm ein bisschen hin und her: "Wo ist denn jetzt der Goldstar?" Er hat offenbar im Blitzlichtgewitter kurz die Orientierung verloren. Monika Baumgartner, die Schauspielerin, putzt sich noch schnell die Nase hinter einem Holzbalken, bevor sie ins Licht tritt. Günter Sigl von der Spider Murphy Gang schäkert bereits mit den Bedienungen. Hansi Kraus, der Lausbua, wäre gerne noch ein wenig länger fotografiert worden, hat aber das Pech, dass gerade Marianne & Michael die Treppe heraufkommen und sich alle auf sie stürzen - gerade noch schafft es eine Goldstar-Mitarbeiterin, den beiden ein quadratmetergroßes Lebkuchenherz mit Firmenaufschrift in die Hand zu drücken, damit auch ausreichend dokumentiert wird, wer denn die Leute alle hergebracht hat. Das Herz müssen sie nachher aber wieder abgeben.

Christine Neubauer will nichts mit Herzen zu tun haben, sie benutzt lieber einen Goldstar-Fächer, den sie sich auf spanische Art vor den Mund hält, während sie versucht, verführerisch zu schauen. Sascha Hehn hat's nicht so mit verführerisch, er verbirgt seine Augen hinter einer Sonnenbrille mit orangefarbenen Gläsern, ein aparter Gegensatz zu seinem restlichen, etwas angetrachteltem Outfit. Jutta Speidel ist auch schon wieder da, Frederic Meisner, und während drunten auf der Bühne die Blechblosn das bekannte bayerische Volkslied "No woman, no cry" spielt, treffen auch noch Katja Ebstein sowie Helmut Markwort nebst Patricia Riekel ein, von denen man nicht so genau weiß, ob sie jetzt als ehemalige Medienleute da sind, als FDP-Politiker oder am Ende doch als Fans.

Zwar gäbe es das Weinzelt-Wiener-Schnitzel auf der Karte und den Kuffler-Cremant in den Eiskübeln - dafür hat aber fast niemand Zeit, weil die Fotografen noch lange nicht genug haben. So bekommt auf der Galerie auch fast niemand mit, dass Günter Sigl unten auf der Bühne mit der Högl Fun Band den Spider-Hit "Skandal im Sperrbezirk" singt sowie "Rockin' all over the World" und "Tutti Frutti". Das Zelt bebt, nur auf der Galerie wird unbeeindruckt weiterfotografiert.

Unten an der Bar steht inzwischen Loris Karius, der Tormann: Er möchte auf keinen Fall fotografiert werden, was schwierig ist, wenn zwei Dutzend Paparazzi durchs Zelt laufen. Karius sollte sich mal ein Beispiel nehmen an den Goldstar-Stars - sonst wird das nix mit weltberühmt.

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