Szenario:"Ich kann nicht schreiben" - Bios Biographie

Erfinder des Gentleman-Talk und personifizierte Fernsehgeschichte in einer Person: Alfred Biolek stellt sein Leben vor.

Claudia Schuh

Die Teller stehen stramm in den Regalen, seitlich an den Wänden. Aber nicht in der Küche empfängt Alfred Biolek seine Gäste, sondern im Möbelhaus "Kokon" am Lenbachplatz. Vor ihm ein Wasserglas, kein Weinkelch wie früher in den Kochshows. Daneben, am Holztisch und eine Generation jünger: Veit Schmidinger. Er ist Co-Autor von Alfred Bioleks Erinnerungen "Bio - mein Leben", die beide gemeinsam auf einer Deutschlandtour vorstellen.

Biolek; AP

Personifizierte Fernsehgeschichte: Alfred Biolek stellt sein Leben vor.

(Foto: Foto: AP)

Biolek - das ist: Kölner Treff. Monty Python's. Am laufenden Band. Bio's Bahnhof. Boulevard Bio. Alfredissimo. Wenn Sie diesen Mann nicht kennen, "hätten Sie die letzten 40 Jahre kein Fernsehen geschaut", stellt Moderator Claas Bömeke klar.

Vor uns sitzt also personifizierte Fernsehgeschichte, der Erfinder des "Gentleman-Talks". Er trägt Anekdoten aus seinem Leben vor, wie das so seine Art ist. Interessant ist dabei seine Erzählhaltung. Wörtliche Äußerungen gibt es nur in Form von Briefen.

Biolek sagt: "Ich kann nicht schreiben." Was er könne, sei eine Art Gespräch führen. Deshalb fangen seine Briefe an mit "Lieber Veit" und enden mit "Dein Alfred". Für den Rest im Buch ist Schmidinger zuständig, der Bioleks Jugend im tschechischen Freistadt und seine Flucht rekapituliert.

Erzwungenes Outing

Die Anfänge beim ZDF als Jurist, die Entwicklung zum Entertainer, das erzwungene Outing als Schwuler, die Sturm-und-Drang-Phase in München in den Sechzigern, die Nächte an der Isar und in der Szene-Kneipe "Why not".

Dort hockte Gunter Sachs mit seiner Frau auf der Heizung, Peter Fonda war da, Romy Schneider und Alain Delon und auch Klaus Kinski. Oft thronte Nastassja Kinskis Vater "wie eine Statue auf einer Balustrade, ganz in ein Buch vertieft", erzählt Biolek.

"Nicht suchen, finden", nennt er, wie schon Picasso, sein Lebensmotto. "Man muss in den Wald gehen, um Pilze zu finden - auf der Kölner Domplatte finden sich keine." Köln ist neben Berlin heute seine Heimat. Als Kind wollte er immer Zirkusdirektor werden, Dirigent oder Priester. Irgendwie ist er das alles geworden.

Mit seinem Erzählwerk zieht Biolek einen Strich unter seine TV-Karriere. Schmutzige Wäsche wollte er in seinem Buch nicht waschen, das sei nicht seine Art, sagt er. Seine Fangemeinde im Kokon applaudiert artig. An diesem Samstag ist er bei "Wetten dass..." - und wird mit Gottschalk schon wieder über sein Leben reden, denn vom Fernsehen kommt er wohl nicht so schnell los.

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