SZenario:"Hier! Eadbea!"

SZenario: Personifizierte Fröhlichkeit: Andreas Gabalier, österreichischer Musiker, ist jetzt Milch-Model.

Personifizierte Fröhlichkeit: Andreas Gabalier, österreichischer Musiker, ist jetzt Milch-Model.

(Foto: Stephan Rumpf)

Alpenrocker Andreas Gabalier wirbt für Buttermilch - mit ordentlich Ironie

Von Philipp Crone

Es ist der linke Mundwinkel, der ihn verrät. Inmitten einer unheilbar heilen Welt auf der Schlagerparty in der Olympiahalle steht am Sonntagmittag Andreas Gabalier, blickt sich um, und lupft den linken Mundwinkel um einen halben Zentimeter an. Leicht spöttisch sieht das aus, minimal distanziert. So bleibt die Mimik des Österreichers, für die nächste halbe Stunde. Verständlich. Denn das, was Gabalier hier erlebt, erträgt man nur mit viel Ironie.

Gabalier, 30, Volksmusik-Held, Sexsymbol in Lederhose, hochgegelter Frauenschwarm, steht nun in einer Reihe mit den Werbegesichtern der Molkerei Müller: Else Kling, die ihr "Wenn's schee macht" flötete, die Kicker Thomas und Gerd Müller, die sich am Kühlschrank um Milch stritten, Dieter Bohlen, der noch breiter grinsen kann als Gabalier, oder Prolo-Millionärspärchen Robert und Carmen Geissen.

Nun wird also Gabalier präsentiert. Er schenkt, umgeben von Kameras und Fans mit Autogrammwünschen, Milch aus hinter einer Theke der Molkerei und macht dabei das, was man in dieser Situation am besten macht: Er genießt die Skurrilität des Augenblicks. Das klingt dann so in der Olympiahalle: "Kommt's nur! Hier, Eadbea-Buttermüch! Was glaubt's, wie die Stimmbandl da gschmiert wern!" Der Grazer Slang ist ja hierzulande immer auch eine Garantie für Sympathie, und so lächeln die Frauen im Dirndl so versonnen zu ihm rüber, als würde er sie in einem warmen Buttermilchsee mit dem Ruderboot gen Sonnenuntergang paddeln.

Eine ältere Frau hält ihm ein Handy hin, "ein Riesenfan!" sei dran. Na klar, ein schneller Gruß. Wie die personifizierte Fröhlichkeit schlendert Gabalier umher und fragt die Frauen: "Haben wir schon geherzt?" So ist er, der Buttermilchmann in Lederhosen.

Auf seiner neuen Platte ist er als Superman abgebildet. "Das ewige Grinsen auf den CDs kennt man ja jetzt", sagt er und lacht. Meint er das ernst? Wird nicht klar. Gabalier verwischt die Grenze zwischen Ironie und Ernst. Warum er jetzt für Milch wirbt, möchte eine Dame wissen. Der linke Mundwinkel sinkt ab. Er sei ja "schließlich damit aufgewachsen", sagt er empört, und zuck, ist der Mundwinkel auch schon wieder oben.

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