SZenario:Für das Theater, für die Kunst

SZenario: "Weil mein Mann nichts anderes getan hat, als dafür sein Leben zu geben", sagt Gustava Everding.

"Weil mein Mann nichts anderes getan hat, als dafür sein Leben zu geben", sagt Gustava Everding.

(Foto: Robert Haas)

Quatsch und Qualität - beim Stiftungsdinner der August Everding Theaterakademie wird klar, was diese Einrichtung so besonders macht

Von Philipp Crone

Es dauert exakt sieben Minuten, bis Johannes Everding so richtig drin ist in diesem Abend. Bis er mitsingt. Bis dahin ist "Sohn vier", wie Gustava Everding ihn nennt, die Witwe des Münchner Theatermannes August Everding, noch ein wenig distanziert. Und dann passiert eben am Donnerstagabend im Foyer des Prinzregententheaters das, was die Theaterakademie und ihren Gründer so ausmachen: Sie schaffen einen starken Funken, eine Art Kunst-Funken, der sehr verlässlich überspringt.

Einige Studenten der Akademie tragen einen Song vor über Everding, mit teilweise süffisant albernem Text, mit schmissigen Momenten, und die circa einhundert Gäste des zweiten Stiftungsdinners hören bei Häppchen und einem Glas Prosecco zu. Auch "Sohn vier", Johannes mit Vornamen. "Sohn drei", Christoph, singt schon längst, Schirmherr Franz Herzog von Bayern wippt mit und Schauspieler Helmfried von Lüttichau, seines Zeichens huldvoll rumalbernder Humoriant, wechselt hin und her zwischen Lachen und Lächeln. Zum zweiten Mal hat die Stiftung geladen, um sich bei Förderern der Akademie zu bedanken. Die ist zwar bereits 25 Jahre alt und staatlich, aber bei acht Studiengängen und jeder Menge Studenten müssen viele bei den so gestiegenen Lebenshaltungskosten in dieser Stadt unterstützt werden.

Zum Beispiel werden die Studenten von Joachim Georg Pschorr, der zur "nicht mehr Bier brauenden Familie" gehört, da Pschorr ja nicht mehr eigenständig ist, gefördert. Pschorr, der Kunst-Spender, dessen Tochter seit 23 Jahren für die Everding-Akademie arbeitet, hat ohnehin immer mit anderen Inhalten sein Geld verdient, nicht mit dem Bier. "Zu viele aus einer Familie in einem Unternehmen sind nicht das Wahre." Er hat einen Telefonbuchverlag geleitet. So ein Berufsbild könnte einen Humorianer wie Lüttichau sofort zu einem Gag inspirieren, aber Pschorr erklärt ganz ernst, dass es Telefonbücher trotz Computer noch immer gibt. "Der Tod des Telefonbuchs ist das Smartphone, aber noch hat nicht jeder eins." Wirklich? Aber wenn auch Franz von Bayern eins hat?

Das Wittelsbacher Familienoberhaupt hat sein iPhone fein säuberlich neben dem Einstecktuch in der Brusttasche und muss aufpassen, dass es ihm später beim Betrachten der Vitrinen der Everding-Ausstellung nicht rausfällt. "Das ist Kissinger", sagt er mit Blick auf die vielen Schwarz-Weiß-Fotos. Viele der Menschen sind abgebildet, die August Everding kannte und kennenlernte. Dieser Mann, der die Münchner Kunstwelt so stark geprägt hat, dass es ein Leichtes war, Förderer für eine Stiftung zu finden, die im ersten Jahr bereits 53 Studenten unterstützte. Warum fasziniert Everding noch immer so sehr?

"Weil mein Mann nichts anderes getan hat, als dafür sein Leben zu geben", sagt Gustava Everding auf diese Frage. Für das Theater, für die Kunst. Die Theatergruppe singt den Refrain des Everding-Songs, "Ding - Ding - Ding" und jetzt fällt "Sohn vier" lachend mit ein. Auch Franz von Bayern wippt energisch mit, er sagt später auf dem Weg zum Dinner dann noch, ganz beschwingt, auf die Frage nach dem Sinn dieser Förderung: "Das ist doch unsere Zukunft, diese Leute werden unser kulturelles Leben prägen." Everdings Funke hat auch Franz Herzog von Bayern wieder in kürzester Zeit erfasst.

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