SZenario:Allmächd, die Franken

SZenario: "Wir machen keine Kunst, sondern Unterhaltung." Das sagen Volker Heißmann und Martin Rassau.

"Wir machen keine Kunst, sondern Unterhaltung." Das sagen Volker Heißmann und Martin Rassau.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Sigi-Sommer-Taler für Volker Heißmann und Martin Rassau

Von Thomas Becker

"Man muss Gott für alles danken, auch für Ober-, Mittel- und Unterfranken." An einem Abend wie diesem kommt Barbara Stamm nicht vorbei an diesem ja doch eher despektierlichen Spruch. Als Laudatorin bei der Verleihung des Sigi-Sommer-Talers ist die Landtagspräsidentin a. D. eingeladen, als erste Frau in der auch schon 19-jährigen Geschichte dieser nach dem Münchnerischsten aller Flaneure benannten Auszeichnung. "Dass ich in meinem Alter noch irgendwo noch die Erste bin ...", frotzelt die 75-Jährige.

Dass sie aber genau die Richtige ist, um Volker Heißmann und Martin Rassau zu belobigen, daran kann nicht zweifeln, wer in den vergangenen Jahren mal in die "Fastnacht in Franken" gezappt hat. In Veitshöchheim ist sie seit Jahren Stamm-Gast in Reihe eins, während auf der Bühne das Preisträger-Duo dank Frauenklamotten in ihre Rollen als Waltraud und Mariechen schlüpfen. In diesem Jahr wurde Stamm zum Ehrenmitglied ernannt, Heißmann schmachtete "Aber dich gibt's nur einmal für mich" ins Mikro, und alle Künstler der Prunksitzung kamen als Barbara Stamm auf die Bühne, selbst Nilpferd Amanda. Großes Kino, heftigste Rührung und insofern wenig überraschend, dass Stamm im Wirtshaus im Schlachthof nun mit gleichgroßer Münze zurückzahlt: "Ein Glücksfall für den Freistaat" seien die beiden, nicht umsonst Träger des Bayerischen Verdienstordens, sozial stark engagiert und sehr wertgebunden. Das Erfolgsrezept des Duos? "Empathie und eine große Liebe zu den Menschen - dann lieben einen die Menschen auch zurück."

Es ist ein Abend im Zeichen des gerollten R. Der wie immer moderierende Klavier-Entertainer André Hartmann - unter anderem auch Gewinner des Fränkischen Kabarettpreises 2014 - stimmt erst mal das Frankenlied an: "Wohlauf, die Luft geht frisch und rein." Danach folgt Vintage-Entertainment aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren mit den Tonic Sisters: vier hochtoupierte Damen aus Fürth. Rätselhaft bleibt nur, wie es der Slam-Poet Bumillo ins Line-up geschafft hat. Der ist bekennender Chiemgauer, tut der Veranstaltung jedenfalls gut, indem er sie zumindest ein wenig Richtung Neuzeit schubst.

Was Sigi Sommer, dieser begnadete Beobachter und Aufschreiber, wohl über Heißmann, Rassau und diese Preisverleihung samt Prinzenpaar, Lebkuchenherzen und Elferräten in roten Sakkos geschrieben hätte? Sicher passen die fröhlichen Preisträger besser zur preisverleihenden Faschingsgesellschaft Narrhalla als zum vergleichsweise bitterernsten Namensgeber. Im Spaß hatte Barbara Stamm geklagt: "Einen Schmarrn machen die oft!" Etwas anderes haben die beiden aber auch nie behauptet: "Wir machen keine Kunst, sondern Unterhaltung", sagten sie mal. Im Schlachthof klingt das dann so: "Ich wollte ja die Ernährung umstellen, aber mit links kann ich nicht essen." Für die Veganer-Witze ist jetzt echt kein Platz mehr. Aber die kennt man auch schon.

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