SZ-Serie: Wahlfang:Zwischen Tür und Mangel

SZ-Serie: Wahlfang: Überzeugter Haustür-Wahlkämpfer: Dieter Janecek (Die Grünen).

Überzeugter Haustür-Wahlkämpfer: Dieter Janecek (Die Grünen).

(Foto: Privat)

Der Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek ist auch als Haustür-Wahlkämpfer unterwegs

Von Anna Hoben

Als Haustür-Wahlkämpfer darf es einen nicht stören, Menschen zu stören. Denn stören tut man immer, man ist ein Eindringling, daran gibt es nichts zu rütteln. Man stört beim Essen, beim Telefonieren, beim Fernsehen, beim Kindertrösten, beim Mittagsschlaf, beim Putzen. Man klingelt als Vertreter - nicht von Staubsaugern, aber von politischen Konzepten. Hat man es geschafft und eine Tür geht auf, hat man nur wenige Sekunden oder Minuten Zeit, den Bewohner oder die Bewohnerin vom eigenen Charme zu überzeugen und für die politischen Ideen seiner Partei zumindest zu öffnen. In Corona-Zeiten ist man zudem auch noch ein Eindringling mit Maske. Der Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek (Grüne), der im Münchner Westen wieder kandidiert, hat deshalb die Methode entwickelt, einmal kurz die Maske vom Gesicht zu nehmen, wenn er seinen Flyer übergibt. Er sage dann immer: "Ich sehe wirklich so aus", erzählt er. Ein auflockerndes Moment, kleiner Eisbrecher. Damit bringe er die Leute zum Lachen.

Janecek will im Wahlkreis München West-Mitte dem amtierenden Abgeordneten Stephan Pilsinger von der CSU das Direktmandat abjagen. "Liebe Münchner*innen, ich muss Sie warnen", twitterte er vor ein paar Tagen. Er werde sie in den folgenden Wochen "an diversen Haus- und Wohnungstüren im Stimmkreis aufsuchen". Allzu viele Veranstaltungen gibt es heuer wegen der Pandemie nicht im Wahlkampf; das Klingeln bleibt eine der wenigen Möglichkeiten, ins Gespräch zu kommen. Die meisten Menschen seien aufgeschlossen und nicht ängstlich, sagt Janecek nach den ersten Klingel-Touren. Es ergäben sich immer wieder lustige Gespräche. Zum Beispiel neulich mit einer Familie in Laim, mehrere Generationen, die sagten: "Wir wählen eh immer alle die CSU." Es habe sich trotzdem ein freundliches Gespräch entwickelt, und zum Schluss sagten die Bewohner: "Wir schauen es uns mal an." Was er beim Haustürwahlkampf mal wieder gelernt habe, so Janecek: "Der Glaube, dass die Wahl in den sozialen Netzwerken entschieden wird, ist ein Irrglaube." Twitter ist eben nicht die Welt.

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