SZ-Serie: Wahlfang:Der Kampf an den Pedalen

SZ-Serie: Wahlfang: Klima und Rad? Kann die SPD auch, wie Bundestagskandidatin Seija Knorr-Köning im Westen beweist.

Klima und Rad? Kann die SPD auch, wie Bundestagskandidatin Seija Knorr-Köning im Westen beweist.

(Foto: Joachim Mölter)

Fundstücke aus dem Münchner Wahlkampf. Heute: Die SPD-Bundestagskandidatin Seija Knorr-Köning ist auf dem Fahrrad unterwegs

Von Joachim Mölter

Eine "klimapolitische Radltour" also, das kann ja nur von einer Partei kommen. Radfahren und Klima gehören zu den Grünen wie Bier und Brezn zum Hirschgarten, doch bei den Radlern, die sich am Samstag vom Hauptbahnhof aus in Richtung des größten Biergartens der Stadt bewegten, sah man überwiegend rot: rote Mütze, roter Helm, rote T-Shirts, rote Hosen. Seija Knorr-Köning, die Bundestagskandidatin der SPD im Münchner Westen, hat die Tour organisiert und damit den Markenkern des politischen Gegners quasi gekapert. Darf die das überhaupt?

Warum denn nicht? Eine muss das Thema ja beackern, wenn die Grünen ihr ureigenstes Terrain schon so brach liegen lassen und auch sonst niemand Anstalten macht, mehr als Floskeln zu züchten. Und Seija Knorr-Köning muss sich ja sowieso abstrampeln in diesem Wahlkampf, da kann sie das auch an einem Samstagnachmittag tun, wenn sich die politische Konkurrenz offensichtlich noch auf ihren sicheren Listenplätzen ausruht. Im Wahlbezirk West/Mitte ist Knorr-Köning die einzige Bewerberin der im Bundestag vertretenen Parteien, die den Einzug ins Parlament nicht über eine gute Position auf der Landesliste sicher hat. Sie muss ums Direktmandat kämpfen, also tritt sie kräftig in die Pedale.

Als ihre männlichen Mitbewerber noch sinnierten, ob sie lieber links oder eher rechts an der Kamera vorbei versonnen in die Weite blicken sollen, um Weltläufigkeit zu demonstrieren, hat Seija Knorr-Köning den Leuten schon direkt von den Plakaten in die Augen geschaut. Morgens verteilt sie Broschüren an S-Bahnhöfen, abends klingelt sie an Türen, dazwischen radelt sie und lässt ihre Gefolgschaft von Experten aufklären über Hitze in der Stadt und natürliche Kühlung, Photovoltaik auf Dächern und das lokale Abfallwesen.

Die 27-Jährige hat früh mobil gemacht, im Gegensatz zu ihren Rivalen, die noch in den Startlöchern hocken. Die Linke Nicole Gohlke hat auf ihrer Homepage bislang keine Wahlkampf-Termine angekündigt. Beim CSU-Mann Stephan Pilsinger findet man unter der Rubrik "Upcoming Events" - bevorstehende Veranstaltungen - eine herzliche Einladung zum E-Mobilitätstag am Münchner Flughafen am 15. September 2019 (sic!). Das nennt man dann rückwärtsgewandt. Mehr Aufbruchstimmung verbreitet der Grüne Dieter Janecek, der seinen nächsten Auftritt immerhin für Anfang September 2021 ankündigt - allerdings in Höchstadt/Aisch. Motto des Events: "Digital in die Zukunft - kommst Du mit?" Und FDP-Vertreter Lukas Köhler schwebt bereits in der virtuellen Welt und fordert seine potenziellen Follower auf, einfach nachzukommen: "Folgen Sie mir auf Facebook, Twitter oder Instagram." Wer das nicht mag, kann ganz real der Frau auf dem Fahrrad folgen. Demnächst auf dem Weg zum Lußsee.

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