SZ-Serie Frühlingsboten, Folge 5:Residenz für warme Tage

Die Lustschlösser zählen zu den größten Attraktionen im Nymphenburger Schlosspark, von Herbst bis Frühling aber sind sie für Besucher nicht zugänglich. Die Gebäude auf dem weitläufigen Gelände waren nie darauf ausgelegt, im Winter bewohnt zu sein

Von Dominik Hutter

Kein Witz, sie sagt es wirklich. "Das kann man ja kaum mehr herrichten." Und ob es denn wirklich notwendig war, das Ganze so herunterkommen zu lassen. Die Spaziergängerin steht vor der Magdalenenklause im Nymphenburger Schlosspark, einer typischen Ruinenarchitektur, mit der der bayerische Kurfürst Max Emanuel seine romantische Ader ausleben wollte. Risse durchziehen die nur teilweise verputzen Wände, der Bau wirkt alles andere als gepflegt. Er ist auch nicht betretbar, das grottenartig verspielte Innere lässt sich nur durch eine verglaste Gittertür betrachten. Noch. Denn die Magdalenenklause ist keineswegs einsturzgefährdet, das Ganze gehört so. Der Bau aus dem 18. Jahrhundert ist nur, wie die drei anderen Nymphenburger Parkburgen auch, über den Winter geschlossen. Am Ostersonntag wird ein Mitarbeiter erstmals wieder Besucher in das Innere lassen. Der Frühling ist da, da darf man auch die Rückzugsorte der Kurfürsten und Könige wieder mit seiner bürgerlichen Anwesenheit beehren.

SZ-Serie Frühlingsboten, Folge 5: Blickfang im Schlosspark: die Magdalenenklause.

Blickfang im Schlosspark: die Magdalenenklause.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Amalienburg, Badenburg, Pagodenburg und Magdalenenklause zählen zu den Attraktionen im weitläufigen Schlosspark, die kleinen Lustschlösser lassen sich bequem bei einem Rundgang ablaufen. Während aber das Hauptschloss und das Marstallmuseum das ganze Jahr über geöffnet sind, werden die zwischen Bäumen versteckten Parkburgen jedes Jahr am 16. Oktober eingemottet. Dann werden Holzverschalungen an den Fenstern angebracht, diverse Möbelstücke werden aus den ungeheizten Zimmern geräumt und in einem Depot der Schlösser- und Seenverwaltung eingelagert. Nun werden Amalienburg und Co. wieder eingeräumt, es gibt einen Frühjahrsputz und dann dürfen die Besucher losknipsen: die verspielten Rokokoräume der Amalienburg, das Wasserbecken der gerne für höfische Feste genutzten Badenburg und das chinesische Kabinett im ersten Stock der Pagodenburg.

SZ-Serie Frühlingsboten, Folge 5: Die Amalienburg ist ein prächtiges, sehr rosafarbenes Gebäude.

Die Amalienburg ist ein prächtiges, sehr rosafarbenes Gebäude.

(Foto: Robert Haas)

Dass die kleinen Lustschlösser im Winter geschlossen sind, hat vor allem konservatorische Gründe. Wer sie betritt, steht gleich mittendrin in den Prunkräumen - samt seinen schmutzigen Schuhen und schneebedeckter Kleidung, die dann auf den Parkettboden tropft. Das ist schlecht in den komplett ausgekühlten Räumen, die schon unter der Atemluft und dem hineingeschleppten Staub leiden müssen. Im Hauptschloss gibt es eine "Trockenlaufzone", wie es Cordula Mauß von der Schlösser- und Seenverwaltung ausdrückt. Die Besucher laufen sich sozusagen innenraumtauglich trocken, die empfindlichen Räume und das Mobiliar müssen vor Feuchtigkeit geschützt werden. Nymphenburg merkt man an, dass es sich eigentlich um eine Sommerresidenz handelt. "Es war nie darauf ausgelegt, dass dort im Winter jemand wohnt", sagt Mauß. Nicht einmal das Hauptschloss lässt sich vernünftig heizen - ein Problem, das viele Residenzen aus alter Zeit im Winter zu ungemütlichen Eishöhlen werden lässt. Vor allem die großen Repräsentationsräume sind nur unter enormem Energieaufwand warm zu kriegen.

180

Hektar umfasst der Nymphenburger Schlosspark, in dem sich die vier Parkburgen befinden, im Bereich innerhalb der Schlossmauer. Berücksichtigt man auch das Rondell, den Kanal sowie die Grünflächen westlich der Parkflächen, ist das Sommer-Refugium der Wittelsbacher rund 229 Hektar groß. Davon entfallen allein 20 Hektar auf Gewässer.

Ostern bildet eine Zäsur im Nymphenburger Schlosspark. Mit den ersten Frühlingstagen werden die Fontänen aufgedreht - dazu wurden die historischen Brunnenanlagen im Grünen Brunnhaus und im Johannisbrunnhaus überholt und mit einem Probelauf getestet. Das große Pflanzen in den Beeten des sogenannten "Parterres" hat bereits begonnen. Dort, in dem geometrisch gestalteten Parkteil in Sichtweite des Hauptschlosses, sowie vor den historischen Pflanzenhäusern, pflanzen die Gärtner der Schlösser- und Seenverwaltung schon seit zwei Wochen rund 50 000 verschiedenfarbige Stiefmütterchen.

Die Marmorfiguren im Innenparterre und an der Großen Kaskade bleiben erst einmal noch unter ihrem Schutzschild. Die hölzernen Abdeckungen werden erst nach Ostern abgenommen - sie sollen Frostschäden vermeiden.

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