SZ-Serie: Erfolgshungrig:Per Klick zum Steak

SZ-Serie: Erfolgshungrig: Das qualitativ hochwertige Fleisch soll verantwortungsvolle Konsumenten überzeugen.

Das qualitativ hochwertige Fleisch soll verantwortungsvolle Konsumenten überzeugen.

(Foto: fleischglueck.de)

Für Veganer die absolut falsche Adresse, aber trotzdem der verantwortungsvollen Ernährung verpflichtet: "Fleischglück" bietet Basis- und Spezialwissen sowie einen Marktplatz für hochwertige Nahrungsmittel vom Tier.

Von Franz Kotteder

Das Schöne an Trends rund ums Thema Essen und Trinken ist, dass es so viele von ihnen gibt. Weil sie Teil des Alltagslebens sind, bilden sie oft auch gesellschaftliche Trends ab. Und so, wie die einen erstaunlich hohe Summen für Lastenräder auf den Tisch blättern und die anderen ein Schweinegeld für den neuesten SUV ausgeben, ernähren sich wiederum andere konsequent tierfrei, also ausschließlich vegan, während die nächsten halbe Schweinebäuche kiloweise billig einkaufen, um sie deftig zu marinieren und dann auf den teuersten Kugelgrill zu hauen, auf dass ihre Körpermitte sich langsam der Erscheinungsform des Grills annähern möge.

Start-ups in der Lebensmittelbranche spiegeln diese Diversifizierung nur bedingt wider. Viele von ihnen produzieren Lebensmittel, die regional, biologisch erzeugt und oft vegan sind. Aber auch die Fleischesser haben ihre Nische, und um Steaks und andere Fleischwaren ist längst ein ähnlicher Kult entstanden wie um den Veganismus. Dabei geht es keineswegs um Billigware, sondern vielmehr um sehr hochwertige, die auch noch nachhaltig erzeugt worden ist

SZ-Serie: Erfolgshungrig: Das Online-Business "Fleischglück" vermittelt Wissen und Ware.

Das Online-Business "Fleischglück" vermittelt Wissen und Ware.

(Foto: fleischglueck.de)

Man folgt dabei der Erkenntnis, die der Münchner Spitzenkoch Manuel Reheis (Broeding) so auf den Punkt bringt: "Ich habe noch nie etwas gegessen, was gut geschmeckt hat und unter schlimmen Produktionsbedingungen hergestellt wurde." David Seitz, Roman Weikert und Max Harisch würden das sofort unterschreiben. Die drei Münchner haben 2017 "Fleischglück" gegründet, das Start-up hat seinen Sitz in Unterföhring, weil dort auch die Werbeagenturen von zweien der Gründer untergebracht sind. Auch Fleischglück ist eine Art Agentur.

Hier dreht sich alles um qualitativ hochwertiges Fleisch von kleinen, oft regionalen Erzeugern, und Fleischglück versteht sich als Plattform, die Kenntnisse vermittelt, Produzenten bekannt macht, einen Marktplatz in Form eines Online-Shops bereit stellt und bei der Vermarktung berät. Wichtig ist den dreien - und da treffen sie sich mit vielen anderen Start-ups - auch die ethische Verantwortung. "Uns allen ist ein nachhaltiger Fleischkonsum wichtig", sagen sie, "bei dem es darum geht, die Wertschätzung von Fleisch zu fördern statt auf billigen Massenkonsum mit fragwürdigen Lebensbedingungen der Tiere zu setzen."

SZ-Serie: Erfolgshungrig: Diese drei machen das Fleischglück perfekt: Roman Weikert, Max Harisch und David Seitz (von links nach rechts).

Diese drei machen das Fleischglück perfekt: Roman Weikert, Max Harisch und David Seitz (von links nach rechts).

(Foto: fleischglueck.de)

Hervorgegangen ist Fleischglück aus dem Foodblog von David Seitz. Der hatte sich spezialisiert auf Fleisch, kennt fast alle Facetten des Themas, und so hat die gemeinsame Firma auch den Anspruch der Verbraucheraufklärung. Die Online-Plattform www.fleischglueck.de bietet nicht nur umfangreiches Basis- und Spezialwissen sowie Rezepte, sondern auch einen Podcast und zahlreiche Reportagen rund um Rinderrassen, Züchter, Zubereitungsarten und andere Hintergrundgeschichten.

Es gibt mittlerweile einen Videokurs zum Thema Steak, ein Steak-Quartett, also ein Kartenspiel, das die wichtigsten Cuts und Sorten detailliert vorstellt und vergleicht, sowie ein eigenes Kochbuch mit dem Titel "Fleisch 2.0". Darin geht's freilich nicht nur um Steaks, sondern um alle Stücke vom Tier. "Nose to tail", von der Schnauze bis zum Schwanz, nennt man das - alles soll verwertet und gegessen werden, das ist der Mensch dem toten Tier schuldig.

SZ-Serie: Erfolgshungrig: Das Fleisch stammt von kleinen, meist regionalen Erzeugern.

Das Fleisch stammt von kleinen, meist regionalen Erzeugern.

(Foto: fleischglueck.de)

Verdient ist damit noch nicht viel, das ist klar. "Wir machen inzwischen sechsstellige Umsätze", sagt David Seitz, "aber das hauptsächlich mit unserem Marktplatz und mit Auftragsproduktionen." Das Online-Magazin dient sozusagen als Einstieg, zur Praxis gelangt man dann über den Online-Shop. "Der Fleischglück-Marktplatz steht für tierfreundliche Produktion, keine langen Fahrtwege zum Schlachthof und kein mit Angst und Stresshormonen vollgepumptes Fleisch", heißt es auf der Homepage. Soll sagen: Hier hat man es mit kleinen Produzenten zu tun, denen ihre Tiere noch etwas bedeuten. Das bringt es mit sich, dass nicht alle Stücke immer zu bekommen sind. "Man kann halt nicht unendlich viel Fleisch verkaufen, wenn man mit kleinen Produzenten arbeitet", sagt David Seitz.

Dafür bekommt man aber Qualität von zwölf Züchtern, vorwiegend aus Bayern und Nachbarregionen, die vor allem Rindfleisch von Wagyus, Pinzgauern, Murnau-Werdenfelsern, Zebu-Rindern und anderen ungewöhnlichen Rassen im Angebot haben. Auch Schwein, Lamm und Geflügel kann man hier ordern. Es muss aber nicht immer der Lieferdienst sein: Eine Datenbank mit spezialisierten Metzgereien in ganz Deutschland gibt es ebenfalls, sie ist aber noch im Aufbau. Da kann der verantwortungsvolle Fleischesser künftig also auch mit dem Lastenrad vorfahren, um seine Premium-Steaks abzuholen.

Zur SZ-Startseite
Happy Ocean Foods GmbH

SZ-Serie: Erfolgshungrig
:Bau mir eine Garnele

Ein Tauchurlaub auf den Philippinen hat Julian Hallet dazu gebracht, sich mit überfischten Ozeanen auseinanderzusetzen. Nun wollen er und ein Freund Meerestiere auf pflanzlicher Basis herstellen.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: