Seine Staue hält keine Schriftrolle wie die von Schelling. Sie wird nicht vom Pferd getragen wie das Abbild von Otto. Nur eine einfache Kutte, einen Hut und eine Axt hat das Denkmal des Isarflößers an der Gabelung von Floßkanal und Isar-Werkkanal in Thalkirchen mitbekommen. Es soll ja weder einen Philosophen noch einen Herzog darstellen, sondern einen einfachen Flussfahrer, der flussaufwärts blickt, als würde er auf seine Flößerkollegen warten.
Die Flößer hatten für die Entwicklung Münchens enorme Bedeutung: Bevor sie von der Eisenbahn abgelöst wurden, brachten sie Baumaterial wie Stein und Holz aus dem Oberland in die Stadt. Auch Wein und Käse aus Italien kamen über den Fluss. Außerdem transportierten die zusammengebunden Baumstämme Reisende: Auf einem "Ordinari-Floß" konnte man in sieben Tagen von München bis nach Wien fahren. Seit April 2020 sind die Passagierfloßfahrten auf Isar und Loisach gar als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Ungefährlich war die Flößerei allerdings nicht; deshalb wachten manche Isarflößer am Ufer, um ihre Kollegen in der Not aus Strudeln oder aus überschwemmten Auen zu retten - so wie das Denkmal in Thalkirchen.
Geschaffen hat die Statue der Bildhauer Fritz Koelle. Den faszinierte das Bild des abgehärteten Arbeiters. Die Figur entstand bis 1939 - also mitten in der Zeit des Nationalsozialismus. Koelle wollte den Flößer freilich nicht ideologisch, sondern selbstbewusst und lebensnah darstellen. Dennoch entsprach die Statue der Kunstvorstellung der Nazis.
Anders als wenige Jahre zuvor die Statue des Blockwalzers oder Hochofenarbeiters in Ramersdorf. Wegen Werken wie diesem wäre der Künstler 1934 aufgrund seiner "bolschewistischen Kunstauffassung" fast im Konzentrationslager Dachau gelandet. Die Figur wurde von den Nazis entfernt, erst in den Siebzigerjahren wurde sie neu errichtet. Koelle selber wurde eine Professur an der Münchner Kunstakademie verweigert. Daraufhin passte er seine Werke den Vorstellungen des Regimes an und erhielt gar öffentliche Aufträge. Er schuf etwa einen Porträtkopf des SA-Mannes Horst Wessel und später die "Isarflößer" in München. Die 3,6 Meter hohe Bronzefigur gab die Stadt in Auftrag; 1940 wurde sie im "Haus der Deutschen Kunst" gezeigt.
Nach der Nazi-Zeit wurde Koelle als politisch verfolgt eingestuft. Der Zugang zur Münchner Akademie aber blieb Koelle verwehrt. Stattdessen erhielt er Professuren in Dresden und Berlin. Heute steht eine von Koelle geschaffene Plastik eines "unbekannten Häftlings" als Mahnmal in der Gedenkstätte Dachau.