Das Seerestaurant St. AlbanSt. Tropez liegt gleich am Ammersee

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Eine der teureren Speisen auf der Karte im Seerestaurant St. Alban mit 39 Euro ist das Thunfischfilet in Sashimi AAA-Qualität, Center Cut 180 Gramm.
Eine der teureren Speisen auf der Karte im Seerestaurant St. Alban mit 39 Euro ist das Thunfischfilet in Sashimi AAA-Qualität, Center Cut 180 Gramm. (Foto: Florian Peljak)

Das Seerestaurant St. Alban punktet mit Seeblick und Aussicht auf das Kloster Andechs. Aber auch mit zart gegrillten Meeresfrüchten. Klar, dass es bei dieser exklusiven Lage auch ein bisschen mehr Trüffel sein darf.

Von Rosa Marín

Überkommt einen in diesen Tagen das Fernweh, gar Erinnerungen an die Baie de Pampelonne, an die olfaktorische Melange vom Sonnenöl Soleil des Vignes mit salzig-nussigen Austern in der Meeresgischt, dann muss man gar nicht so weit fahren. Ein Ausflug an die Westseite des Ammersees genügt.

Man kann dorthin mit dem Segelschiff übersetzen, mit Fahrrädern oder limonenfarbenen Autovehikeln anlanden – und erreicht in St. Alban das dortige Seerestaurant.  Dort stapeln die Inhaber erstmal tief – so sind auf Tafeln und dicken Servietten die geografischen Angaben „St. Moritz“ und „St. Tropez“ fein durchgestrichen, nur das Wort „St. Alban“ bleibt unbehelligt. Das ist ein feines Spiel mit den Assoziationen, die einen hier rund um das Freizeitgelände nahe Dießen überkommen, wenn man die Boote am Steg vor dem Restaurant sanft schaukeln sieht und sich Palmblätter über Korbmöbeln wiegen. Einzig der Blick auf das Kloster Andechs und die Alpen in der Ferne irritieren.

Die Boote am Steg vor dem Restaurant schaukeln sanft, in der Ferne liegen das Kloster Andechs und die Alpen.
Die Boote am Steg vor dem Restaurant schaukeln sanft, in der Ferne liegen das Kloster Andechs und die Alpen. (Foto: Florian Peljak)

In das Seerestaurant St. Alban blinzelt die Sonne hinein durch die großen Fenster zum See. Das mediterrane Ambiente haben Inhaber Simon Pavic und sein Team noch einmal verstärkt durch viele Terrakottakübel, in denen Oleander, Olivenbäume und Palmen wachsen. Hell und luftig ist die Atmosphäre, an den Teakholztischen sitzt viel junges Publikum, einige Familien mit Kindern, aber auch die betuchtere Gesellschaft vom Westufer, die womöglich die Sehnsucht nach real existierenden Latifundien an der Côte d’Azur mal eben spontan hier um die Ecke stillen möchte.

An den Wochenenden ist es hier meist voll gebucht. Wer im Restaurantbereich, der auch innen mit Sonnenschirmen samt blinkenden kleinen Lichtern geschmückt ist, mangels Reservierung keinen Platz bekommt, wird im Eingangsbereich an Hochtischen platziert, wo man nach dem Studium der Speisekarte schon mal mit dem Meeresfrüchtesalat (19 Euro) beginnen kann. Dieser ist ein ausgezeichnetes Entrée, er ist liebevoll dekoriert auf eine tolle Silberschale im Pulpo-Design gesetzt. Reichlich fein geschnittene Meeresfrüchte schmiegen sich an Paprika und Salatherzen samt mildem Olivenöl.

Wo ist man hier? Die geografischen Angaben „St. Moritz“ und „St. Tropez“ sind durchgestrichen, nur das Wort „St. Alban“ bleibt unbehelligt.
Wo ist man hier? Die geografischen Angaben „St. Moritz“ und „St. Tropez“ sind durchgestrichen, nur das Wort „St. Alban“ bleibt unbehelligt. (Foto: Florian Peljak)

Die Kellner und Kellnerinnen sind überaus fröhlich und aufmerksam. Kaum hat Rosa Marín angemerkt, dass es im Eingangsbereich leicht zieht, bekommt man den nächsten freigewordenen Tisch angeboten, ein gemütliches Sofaeck, in dem man mit Blick auf das Wellenmeer des Ammersees versinkt, wie in einer weichen Luftmatratze.

Weshalb es folgerichtig mit Fisch weitergeht: Die Dorade (34 Euro), laut Speisekarte aus Kroatien, kommt perfekt vom Grill. Genügend, aber nicht zu viel Rosmarin auf der goldbraunen, knusprigen Haut erfreut die Tester von der SZ-Kostprobe. Ebenso, dass auf einen kleinen Wink hin gleich vier Viertel Zitrone auf den Tisch kommen. Der Spinat ist zart und harmoniert mit gegrilltem Gemüse wie Paprika, Zucchini, Aubergine, ein Hauch von Karamell liegt über dem gräulichen Steingut-Teller.

Der Restaurantbereich ist auch innen mit Sonnenschirmen samt blinkenden kleinen Lichtern geschmückt.
Der Restaurantbereich ist auch innen mit Sonnenschirmen samt blinkenden kleinen Lichtern geschmückt. (Foto: Florian Peljak)

Eine der teureren Speisen auf der Karte mit 39 Euro ist das Thunfischfilet in Sashimi AAA-Qualität, Center Cut 180 Gramm. Scharf angebraten, wie es sich gehört, perfekt rosa in der Mitte, ein Schälchen Pflücksalat und ein Schälchen Sojasoße. Sehr zu loben. Alles ist hier superfrisch – und wird offenbar nur in geringen Mengen eingekauft. Als Rosa Marín bei zwei Besuchen nach Austern fragte, waren die stets ausverkauft. Auch Seefische wie Renken & Co. waren nicht im Angebot. Statt regionaler Ware gibt es stets Dorade, Atlantic Seezunge, Thunfisch, Garnelen oder gar Scamplamari (35 Euro), worunter man Bio-Garnelen, Baby-Calamari mit Spinatkartoffeln, Zitrone und Knoblaucholivenöl versteht.

Die Burrata (20 Euro) teilt man sich beim nächsten Besuch als Vorspeise. Der italienische Frischkäse aus Büffelmilch glänzt zwar mit einer cremigen Füllung aus Mozzarella-Strängen, war außen aber übermäßig hart. Sechs übersichtliche Scheiben San-Daniele-Schinken auf Rucola und Basilikumblättern mit Aceto Balsamico vervollständigen den Teller, es ist ein durchschnittliches Gaumen-Entertainment.

Weil die Wirtsfamilie aus Kroatien stammt, gibt es auf der Karte einen eigenen Auftritt für Spezialitäten aus dieser Region. So probiert man denn Pljeskavica (23 Euro) – ein Hacksteak, das recht fest in der Konsistenz daher kommt. Das kompakte Teil muss man mögen, ein Pluspunkt ist jedenfalls die Füllung mit Schafskäse. Richtig vom Hocker reißen einen die dazu gereichten Pommes samt mantschigem Djuvecreis auch nicht und das Schälchen mit sehr vielen Zwiebelscheiben, Ajvar und Petersilie anbei bleibt unberührt.

Aber dafür gibt es ja noch die Tagliata (38 Euro): Die Scheiben vom Rinderfilet sind rosa und saftig wie es sich gehört. Die Kräuterbutter scheint selbstgemacht und nennt sich hier Café de Paris-Butter. Die Trüffelscheiben sind bemüht üppig drüber gestreut – man ist  ja hier praktisch in St. Tropez – und das soll man auch merken. Dazu ein extra Teller mit Ruccola, Cocktailtomaten und Parmesan, rundum ok.

Trüffelpizza & Co. kommen alle aus einem großen Steinofen im Seerestaurant St. Alban.
Trüffelpizza & Co. kommen alle aus einem großen Steinofen im Seerestaurant St. Alban. (Foto: Florian Peljak)

Apropos Trüffel: Schon draußen wirbt das Lokal mit Trüffel-Pizza. Alles, was aus dem großen Holzofen im hinteren Teil des Restaurants kommt, ist wirklich zu empfehlen. Das sind gediegene, aber auch phantasievolle Kreationen. Pizza (ab 14 Euro) können sie hier, ebenso wie die Desserts von Schokoladensoufflé (14 Euro) bis geeister Marille (10 Euro). Der Palatschinken mit Marillen-Konfitüre (10) war solide, aber wenig überraschend.

Immer wieder gibt es Specials, zum Beispiel während der Spargelsaison: Spargel mit Wiener Kalbsschnitzel und Kartoffeln gibt es dann beispielsweise für 39 Euro.

Die Auswahl an Wein und anderen Alkoholika ist gut und groß. Aber nicht umsonst nimmt das Aperitif-Angebot einen bedeutsamen Platz ein. Wo sonst lässt sich an einem Glas Champagner Blanc des Blancs (0,1 l, 14 Euro), am Gin Mare Tonic Fever Tree (14) oder am Hugo alkoholfrei (9) so entspannt nippen mit Blick auf schaukelnde Boote wie in diesem St. Tropez am Ammersee.

Seerestaurant St. Alban, Seeweg Süd 85, 86911 Dießen am Ammersee, Telefon 08807-1503 Öffnungszeiten: Dienstag 18 bis 22 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 12 bis 15 Uhr und 18 bis 22 Uhr

Die SZ-Kostprobe

Die Restaurant-Kritik „Kostprobe“ der Süddeutschen Zeitung hat eine lange Tradition: Seit 1975 erscheint sie wöchentlich im Lokalteil, seit einigen Jahren auch Online. Etwa ein Dutzend kulinarisch bewanderter Redakteurinnen und Redakteure aus sämtlichen Ressorts – von München, Wissen bis zur Politik – schreiben im Wechsel über die Gastronomie in der Stadt. Die Auswahl ist unendlich, die bayerische Wirtschaft kommt genauso dran wie das griechische Fischlokal, die amerikanische Fast-Food-Kette, der besondere Bratwurststand oder das mit Sternen dekorierte Gourmetlokal. Das Besondere an der SZ-Kostprobe: Die Autorinnen und Autoren schreiben unter Pseudonym, oft ist dies kulinarisch angehaucht. Sie gehen unerkannt etwa zwei- bis dreimal in das zu testende Lokal, je nachdem wie lange das von der Redaktion vorgegebene Budget reicht. Eiserne Grundregeln: hundert Tage Schonfrist, bis sich die Küche eines neuen Lokals eingearbeitet hat. Und: sich nie bei der Arbeit als Restaurantkritiker erwischen lassen – um unbefangen Speis und Trank, Service und Atmosphäre beschreiben zu können.

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