Draußen kaltes Novemberwetter. Nieselregen. Wind. Drinnen heimelige Atmosphäre. Gemütliche Sessel am Kaminfeuer. Wer das Haus am Valentinspark in Unterschleißheim betritt, wähnt sich für einen kurzen Moment in einem Hotel. Auf jeden Fall aber in einer Umgebung, in der sich Besucher willkommen fühlen, und vor allem – natürlich – die Bewohnerinnen und Bewohner. Denn die Einrichtung ist laut eigener Beschreibung ein vollstationäres Senioren- und Pflegezentrum mit 131 Einzel- und elf Doppelzimmern. Betreiberin ist die Gemeinnützige Paritätische Altenhilfe GmbH Unterschleißheim.
Hier leben also alte, oft hochbetagte Menschen, einige im Rollstuhl, viele in ihrer Mobilität eingeschränkt, manche dement. Sich in einem der einladenden Ohrensessel niederzulassen, in die täuschend echt wirkenden Flammen des elektrischen Kamins zu schauen, sich nach einem Spaziergang auszuruhen, Angehörige zu empfangen, gemeinsam eine Tasse Tee zu trinken, das wirkt ein wenig wie zu Hause. Vor einem Jahr sah die Welt hier noch ganz anders aus.

Anfang Dezember 2023 erreichte Sandra Geisler, geschäftsführende Vorständin des SZ-Spendenhilfswerks Gute Werke (vormals SZ Adventskalender) ein Hilferuf aus Unterschleißheim. Dieter Pflaum, Geschäftsführer der Einrichtung, schrieb, dass die Möblierung und Innenausstattung des Hauses zum Teil älter als 50 Jahre sei. Ein wirkliches, meist auch letztes Zuhause in wohnlicher Atmosphäre, so Pflaums Wunsch für die Bewohnerinnen und Bewohner, sei aber aus eigenen Mitteln nicht zu realisieren. Ein sechsstelliger Betrag sei notwendig, um die Gemeinschaftsräume ansprechend und altersgerecht neu zu möblieren.
Ortstermin im Januar. Ein großes Aquarium als Blickfang im eher dunklen Eingangsbereich. Kleines Sofa, Couchtisch, Sessel, sichtbar in die Jahre gekommen. Vorherrschende Farbgebung: beige bis dunkelbraun, so wie das einst zeitgemäß war. Die Oberflächen der Sitzgelegenheiten sind teilweise aus Kunststoff – hygienisch und leicht abwischbar. Das ist nicht schön, aber freilich wichtig, weil die Menschen im Haus am Valentinspark so lange wie möglich selbständig bleiben sollen und wollen, aber eine arthritiskranke Hand die Kaffeetasse oder Essensgabel nicht mehr immer sicher halten kann.
Weiter geht es in einen Gemeinschaftsraum in einem Wohnbereich. Eine Altenpflegerin ermuntert eine Runde im grellen Licht einer schmucklosen Umgebung zu Bewegungsübungen. Trostlos ist ein passendes Adjektiv, das der Besuchergruppe in den Sinn kommt. Umso höher ist dem Personal hier anzurechnen, dass es mit viel Zuwendung und Fröhlichkeit gegen die Tristesse arbeitet. Keine Zweifel, Spenden von SZ-Leserinnen und -Lesern sind hier gut angelegt, um dem letzten Lebensabschnitt die Lebensqualität zu geben, die die Menschen verdient haben.
Dass das gelungen ist, davon konnte sich eine kleine Gästerunde bei der Einweihung der neuen Räumlichkeiten nun überzeugen. Besonders anschaulich sind die Veränderungen nicht nur im Eingangsbereich, sondern auch in den Gemeinschaftsräumen der einzelnen Wohngruppen anzuschauen. Große Monitore, auf denen ein Kaminfeuer genauso lodern wie ein Tierfilm laufen kann. Zum Verweilen laden statt der früheren einfachen Holzstühle mit Kunststoffsitzflächen gemütliche Ohrensessel in zartem Grün, Rosa, Blau oder Gelb ein, immer passend zur Farbgestaltung der Wohnbereiche.
Versteht sich von selbst, dass sich auch in der Entwicklung der Materialien innerhalb eines halben Jahrhunderts viel getan hat. Die Sitzgelegenheiten unterscheiden sich weder in Haptik noch in der Optik vom bequemen Polstermobiliar im eigenen Wohnzimmer, sie sind aber nach wie vor hygienisch und leicht zu reinigen.


Die Ideen zur Neumöblierung habe die Hausleitung gemeinsam mit den Mitarbeitenden entwickelt, lobte Geschäftsführer Pflaum bei der Einweihungsfeier, bei der er einen „Riesenspruch“ aus der Werbung eines schwedischen Möbelhauses zitierte: „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ Das habe man im Haus am Valentinspark als Auftrag aufgefasst. Bislang aber sei das Mobiliar immer zusammengewürfelt gewesen, ergänzte Hausleiterin Mirela Vukoje. „Nie war ausreichend Geld da, um alles einheitlich zu machen.“
Dass die Menschen im Unterschleißheimer Seniorenheim nun nicht mehr nur wohnen, sondern vor allem leben können, dafür dankten Pflaum, Vukoje und die Mitarbeitenden den SZ-Leserinnen und -Lesern, die das mit ihren großzügigen Spenden möglich gemacht haben. Seit der Umgestaltung hielten sich viel mehr Seniorinnen und Senioren in den Wohnbereichen auf, das habe man schnell bemerkt. Ganz einfach, „weil sie sich jetzt wohlfühlen“, stellte Vukoje fest.