Benefizkonzert für SZ-Gute WerkeSimon Rattle dirigiert das Benefizkonzert für das SZ-Hilfswerk

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„Eine BRSO-Tradition, die hoffentlich nie endet“, wünscht sich Sir Simon Rattle für die Benefizkonzerte seines Orchesters zugunsten des Hilfsfonds SZ Gute Werke e.V.. Am 16. November steht er in der Isarphilharmonie am Pult.
„Eine BRSO-Tradition, die hoffentlich nie endet“, wünscht sich Sir Simon Rattle für die Benefizkonzerte seines Orchesters zugunsten des Hilfsfonds SZ Gute Werke e.V.. Am 16. November steht er in der Isarphilharmonie am Pult. (Foto: Astrid Ackermann)

Gutes tun und Brahms lieben lernen: Simon Rattle und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unterstützen wieder den Spendenfonds der Süddeutschen Zeitung. Solist beim Benefizkonzert in der Isarphilharmonie ist der südkoreanische Pianist Seong-Jin Cho.

Von Jutta Czeguhn

„Ich bin geradezu manisch optimistisch“, hat Sir Simon Rattle, 20 Jahre ist das her, in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk erklärt. Optimismus, was ist das anderes als der Glaube daran, dass sich die Dinge zum Besseren, zum Guten wenden können? Allerdings nicht, indem man die Hände in den Schoß legt, sondern selbst anpackt, seinen Beitrag leistet und damit die Verbesserung bewirkt. In dieser Hinsicht also sind der Brite Rattle, Dirigent von Weltrang, der seit Saison 2023/2024 Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks leitet, und der Hilfsfonds SZ Gute Werke e.V. (vormals SZ-Adventskalender) ein perfect match für das Benefizkonzert am Samstag, 16. November, in der Isarphilharmonie.

Doch die Künstler dieses besonderen Abends und das Team des Spendenhilfswerks generell, was wären sie ohne all die Leserinnen und Leser der Süddeutschen Zeitung, die seit 75 Jahren für Bedürftige in München und den umliegenden Landkreisen spenden? Auch sie sind beharrliche Optimisten geblieben, auch in schwierigen Zeiten. Die riesige Summe von 200 Millionen Euro, die seit Gründung 1949 des Hilfsprojekts zusammengekommen ist, scheint dafür ein eindrucksvoller Beleg. Allein im Jahr 2023, das gerade für Privathaushalte gewiss kein leichtes war angesichts von Inflation und Dauerkrisen, kamen bei SZ Gute Werke auf den Cent genau 7 426 356,25 Euro zusammen. Das Geld geht ohne Abzüge direkt an Bedürftige, die das Hilfswerk in enger Abstimmung etwa mit Beratungsstellen von Wohlfahrtsverbänden, städtischen Sozialbürgerhäuser, Senioren- oder Jugendeinrichtungen auswählt. Alle Verwaltungskosten trägt der Süddeutsche Verlag.

Der Spendentopf des SZ-Hilfsfonds speist sich in jedem Jahr aus vielen Quellen. Die Rentnerin, die zehn Euro überweist, weil sie sich von einem der vielen Einzelschicksale, die im Lokalteil der SZ geschildert werden, berührt fühlt, leistet einen ebenso wertvollen Beitrag wie Firmen, von denen dem Gute-Werke-Team großzügig dicke Schecks überreicht werden. Und immer wieder lassen sich die Menschen – seien es Schulklassen, Vereine oder Stammtische – ungeheuer viel einfallen, wenn es darum geht, andere dazu zu bewegen, ihre Herzen und Geldbeutel zu öffnen.

Wer dabei war, erinnert sich: Das Benefiz-Silvesterkonzert des BRSO unter der Leitung von Mariss Jansons Ende Dezember 2018 im Herkulessaal.
Wer dabei war, erinnert sich: Das Benefiz-Silvesterkonzert des BRSO unter der Leitung von Mariss Jansons Ende Dezember 2018 im Herkulessaal. (Foto: Florian Peljak)

Einer mit großem Herzen war Mariss Jansons. Unvergessen das Silvesterkonzert zugunsten des SZ-Adventskalenders am 30. Dezember 2018 im Herkulessaal. Der Maestro des BRSO, so berichtete die SZ damals, drehte sich um zum voll besetzten Saal: „Jetzt spielen wir für Sie Johann Strauss: Liebesbotschaft. Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und ich wünschen Ihnen ein gutes neues Jahr!“ Mariss Jansons starb 1. Dezember 2019 im Alter von 76 Jahren.

Auch Christian Krügel, der musikbegeisterte, kulturell weit vernetzte Lokalchef der Süddeutschen Zeitung, mit dem zusammen er 2009 das Adventskalender-Projekt „Musik für alle Kinder“ ersonnen hatte, lebt nicht mehr. Er war im April 2018 mit 49 Jahren gestorben. Jansons und Krügel verband nicht nur die Überzeugung, dass jedes Kind die Chance auf Musikerlebnisse haben müsse, weshalb mit den Einnahmen des Benefizkonzerts jedes Jahr Kindern aus bedürftigen Familien Musikunterricht und -projekte oder der Kauf von Musikinstrumenten ermöglicht wird. Die beiden verband auch die Vision, dass München, diese Kulturstadt, einen neuen Konzertsaal braucht.

Simon Rattle, jetziger Chef des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, teilt bekanntlich die Konzerthaus-Vision seines Vorgängers, die er unmissverständlich kundgetan hat, und sei es via Megafon. Der Maestro führt auch die Tradition der Benefizkonzerte für das SZ-Hilfswerk begeistert fort, was schon Gastdirigenten wie Iván Fischer, Herbert Blomstedt oder Daniel Harding vor ihm getan haben. Unterstützt im Laufe der Jahre von namhaften Solisten wie Anne-Sophie Mutter, Veronika Eberle, Maximilian Hornung, Sarah Wegnener, Igor Levit, Julia Lezhneva, Anna Prohaska oder Christian Gerhaher.

„Das Konzert ist ein Schatz. Es ist ein typisches Mariss-Jansons-Projekt. Mariss war ein Mensch, der diesen Namen verdient. Zwei der größten Institutionen der Stadt schließen sich für dieses Konzert zusammen, um zu helfen. Nichts läge mir mehr am Herzen“, hat Rattle im Januar erklärt, als er das Konzert zu „75 Jahre SZ-Adventskalender“ dirigierte. Ein Doppeljubiläum, denn auch das BRSO feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen.

Lieben Sie Brahms, Sir Simon?

Wieder mit dabei beim Benefizkonzert: der südkoreoanische Pianist Seon-Jin Cho.
Wieder mit dabei beim Benefizkonzert: der südkoreoanische Pianist Seon-Jin Cho. (Foto: BR/Astrid Ackermann)

So wird der Benefiz-Abend am 16. November in der Isarphilharmonie wieder zu etwas Besonderem werden. Zumal mit dem koreanischen Pianisten Seong-Jin Cho jener Solist dabei ist, der schon bei Mariss Jansons vormaligen Silvesterkonzert im Herkulessaal brilliert hat. Auf dem Programm stehen zwei Werke von Johannes Brahms, sein Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83 und die Symphonie Nr. 2 D-Dur op. 73. Ersteres ein ziemlich gewichtiges Stück Musik, vollendet 1881, 22 Jahre nach seinem ersten Klavierkonzert, inspiriert von den Eindrücken eines Italienaufenthalts. Die Symphonie Nr. 2 wiederum nannte der Komponist selbst ein „liebliches Ungeheuer“.

Was auch eine Warnung ans Publikum sein könnte. Weshalb man Sir Simon dringend die Frage stellen muss, was für ihn die Musik von Johannes Brahms, der manchen als schwierig, ziemlich intellektuell oder gar für einen „alten Langweiler“ halten, so faszinierend macht?

Die Antwort fällt so enthusiastisch aus, dass seine Begeisterung, Liebe zu Brahms ansteckend wirken kann: „Brahms ist einer der herzlichsten und leuchtendsten Komponisten. Ein Mann, der Musik von immenser Traurigkeit und sogar Tragödie schreiben konnte, der aber nie das geringste Gefühl von Selbstmitleid zeigte. Ein Komponist nicht der leuchtenden Farben, sondern des Reichtums von Rembrandt, Gold und leuchtendem Braun, Herbsttöne. Musik, die oft die Feinheiten zwischen den Emotionen ausdrückt, eher vom Rand her kommt, nie den direkten Blick nimmt, der sowohl auf Zuhörer als auch auf Musiker eine verheerend emotionale Wirkung haben kann. Und weil er der große Dichter der Mehrdeutigkeit sein kann, fühlt es sich überwältigend wahr an, wenn er, wie zum Beispiel am Ende der zweiten Symphonie, zu eindeutiger Freude gelangt und uns alle glücklich macht, am Leben zu sein. Wie könnte man diese Musik nicht lieben?“

Die beliebten Familienkonzerte des BRSO zu Gunsten von SZ Gute Werke finden im Januar unter etwas anderen Vorzeichen statt.
Die beliebten Familienkonzerte des BRSO zu Gunsten von SZ Gute Werke finden im Januar unter etwas anderen Vorzeichen statt. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Tatsache, für eine Wohltätigkeitsorganisation zu spielen, mache so ein Konzert nur noch intensiver, schwärmt Rattle und spricht von einer „BRSO-Tradition, die hoffentlich nie endet“. Für viele Münchnerinnen und Münchner, vor allem für Kinder gilt dieser Wunsch auch, was die beliebten Familienkonzerte seines Orchesters betrifft, die in der Vergangenheit – oft mit Rufus Beck als kongenialen Erzähler – ebenfalls viel Geld für SZ-Gute Werke eingespielt haben. Das nächste findet am 25. Januar statt, den Termin kann man sich schon mal dick im Familienkalender einzutragen, denn bei „Freddy und die wilden Wölfe“ geht es um ein tierisches Märchen über Mut und Freundschaft. Erzählerin ist die Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Mona Vojacek Koper, zu hören ist Albert Roussels Symphonie Nr. 3 g-Moll, op. 42. Am Pult steht Sasha Scolnik-Brower, 29, Simon Rattles junger Assistent.

Anders als bei den Familienkonzerten in der Vergangenheit bleibt aufgrund der günstigen Ticketpreise und den gestiegenen Kosten allerdings kein Erlös mehr für das SZ-Hilfswerk übrig. Wie Sandra Geisler, die geschäftsführende Vorständin von SZ Gute Werke, dazu mitteilt, wurden ihr jedoch 100 Freikarten für bedürftige Familien zugesagt. Die Verteilung der Freikarten läuft über das Sozialreferat, bei dem die Sozialbürgerhäuser und angebundenen Vereine die Tickets für ihre Klientinnen und Klienten anfragen können.

Benefizkonzert des BRSO, zugunsten SZ Gute Werke e. V., Samstag, 16. November, 19 Uhr, Isarphilharmonie, Familienkonzert „Freddy und die wilden Wölfe“, Samstag, 25. Januar, 14 Uhr, Isarphilharmonie, Karten unter für beide Konzerte unter www.brso.de

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