Das bekannteste Weihnachtslied der Welt - "Stille Nacht" - mit der Stimme eines der berühmtesten Tenöre unserer Zeit in einem Video darzustellen, war für unser Haus eine große Freude und eine ganz besondere Ehre", sagt Philippe Brunner, künstlerischer Leiter des Salzburger Marionettentheaters. Aber es war auch eine anspruchsvolle Herausforderung, denn der Kopf des Sängers musste nach Fotovorlagen realistisch modelliert und als Marionettenkopf hergestellt werden, mithilfe eines 3-Druckers. Das ist eine Ausnahme und war der kurzen Zeit, die seinem Haus zur Verfügung stand, geschuldet.
Denn normalerweise werden die Figuren im Salzburger Marionettentheater, dessen Spielpraxis seit 2016 zum Immateriellen Kulturerbe Österreichs zählt, von den Puppenbauern von Hand geschnitzt. "Jonas Kaufmann ließ sich dafür noch extra fotografieren; natürlich existieren im Netz sehr viele Fotos von ihm, aber unser Bildhauer Vladimir Fediakov benötigte für seine Arbeit starke Frontal - und Profilansichten", sagt Brunner. Kostüm und Bühnenbild wurden für die drei kurzen Szenen, in denen neben Kaufmann noch eine Eistänzerin und eine Harfenspielerin auftreten, angepasst. Dann oblag es der Fingerfertigkeit der drei Marionettenspieler und ihrer suggestiven Kraft, den Figuren jenes Leben einzuhauchen, welches sie für den Zuseher zu menschlichen Abbildern werden lässt. "Weil unsere Figuren sehr realistisch und menschenähnlich gestaltet sind, verschwimmt die Grenze zwischen Mensch und Puppe", sagt Brunner. Viele Besucher hätten im Nachhinein das Gefühl, die Puppen seien doppelt so groß oder hätten eine Mimik gehabt. "Die Fantasie der Zuschauer spielt immer sehr mit", weiß Brunner.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Münchner Starsänger? "Der Salzburger Filmproduzent Bernhard Fleischer sprach uns an, weil sie sich für Kaufmanns Weihnachts-CD 'It's Christmas' etwas Besonderes und komplett anderes wünschten", so Brunner. So haben also zwei Berühmtheiten ihres Fachs zusammengefunden. Denn nicht nur der Tenor ist weltweit bekannt, sondern auch das Haus, dem Brunner seit 17 Jahren angehört. Immerhin haben die Salzburger Fadenspieler bereits in Paris, in Japan und in der Carnegie Hall in New York große Auftritte absolviert. Und was sagt Kaufmann zu ihrer Produktion? "Er hat die Entstehung begeistert mitverfolgt, findet das Ergebnis unglaublich poetisch", sagt Brunner.
Derzeit ist das im Barockstil gehaltene Theater, das seit 107 Jahren besteht und in der Altstadt zwischen Salzburger Landestheater und Mozarteum gelegen ist, pandemiebedingt geschlossen. "Das ist natürlich sehr bedauerlich, gerade weil wir in der Weihnachtszeit immer ausgebucht sind", sagt Brunner. Zumindest ein virtueller Besuch ist aber möglich: Denn die beiden Weihnachtsklassiker "Hänsel und Gretel" und "Der Nussknacker", die vor einiger Zeit von Servus TV aufgenommen wurden, können auf DVD beim Theater erworben werden.
Informationen und Termine des Salzburger Marionettentheater unter www.marionetten.at