Konzert im SZ-Container:Jazz aus Schwaz

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Seit jeher ist der Trompeter Franz Hackl auch sein eigener "Endorser" und spielt nur Instrumente aus der eigenen Werkstatt, die er zusammen mit seinem Vater führt. (Foto: Outreach)

Der Tiroler Trompeter Franz Hackl, seit langem eine feste Größe in der New Yorker Musikszene, spielt mit seinem "IDO Quartet" im Werksviertel.

Von Oliver Hochkeppel

Franz Hackl denkt lange nach: Nein, er könne sich nicht erinnern, in München schon mal aufgetreten zu sein. So ist es also eine echte Premiere, wenn Hackl nun am Sonntag beim SZ-Container im Werksviertel am Ostbahnhof mit seinem IDO Quartet spielt. Was äußerst ungewöhnlich ist, macht doch schon wegen der Unterfahrt nahezu jeder Jazzer von Rang regelmäßig in München Station.

Und ein Jazzer von Rang, das ist Franz Hackl. Schon sein Vater gleichen Namens war ein erfolgreicher Trompeter, wenn auch im Klassik-Bereich. Die Trompete war auch deshalb ständig präsent, weil der Vater zugleich Instrumentenbauer ist. Der Junior lernte also im Schwazer Elternhaus nicht nur, wie man Trompete spielt, sondern auch, wie man sie baut. Edle Instrumente kommen bis heute aus der Tiroler Werkstatt, zum Beispiel die Hybrass-Trompete, halb aus Metall, halb aus Holz, eine eigene Erfindung. So hatte Hackl "noch nie ein Instrument , das nicht aus der eigenen Werkstatt stammt", wie er sagt.

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Freilich muss man auch etwas mit dem Instrument anzufangen wissen. Hackl wurde schon mit 14 Jahren Solotrompeter bei den Original Tiroler Kaiserjägern, mit denen er viel in Nordamerika auf Tournee war. Den Einschlag der großen Tiroler Blasmusik-Tradition merkt man bei ihm bis heute.

Doch die entscheidende Prägung erfuhr er in der "Eremitage", einem kleinen Schwazer Café mit 50 Plätzen, in dem Jazzkonzerte stattfanden, manchmal mit Stars wie Chick Corea oder Pat Metheny. Hackl wandte sich ganz dem Jazz zu und ging schließlich nach New York, wo er seine Ausbildung bei Lew Solow verfeinerte und danach mit vielen US-Größen spielte.

Bis heute - wohl der entscheidende Grund für seine München-Abstinenz - lebt er vorwiegend in New York, "so acht Monate im Jahr, zwei bin ich unterwegs, und zwei zuhause in Schwaz, um mich uns Geschäft und um das Festival zu kümmern." Schon immer wollte Franz Hackl auch etwas für den Nachwuchs tun. So veranstaltet er seit 1993 in Schwaz das "Outreach Festival & Academy", bei dem Hochkaräter aus Jazz und Rock in unterschiedlichen Besetzungen "lebende Musik" spielen und Teilnehmer unterrichten.

Direkt nach den diesjährigen drei Festival-Tagen kommt Hackl - auf Anregung des befreundeten Kommunikationschefs der BR Symphoniker Peter Meisel - zum SZ-Container auf dem Werksgelände. Mit einem famosen All-Star-Quartett: Am Keyboard sitzt mit Adam Holzman ein Miles-Davis-Veteran, der auch mit Chaka Khan, Robben Ford, Wayne Shorter oder zuletzt Steven Wilson arbeitete. Am Bass springt der aus Schwaz stammende Phillip Moll ein, inzwischen ein Fixstern der Schweizer Jazz-Szene. Und an den Percussions wirbelt der Franzose Mino Cinelu, der ebenfalls bei Miles Davis, aber auch bei nahezu allen anderen US-Stars spielte und drei Grammys sein Eigen nennt. Ein Leckerbissen nicht nur für Jazz-Connaisseure.

Franz Hackl's IDO Quartet und Mino Cinelu , Sonntag, 6. August, 18 Uhr; Jetzt-Kneipenabend mit dem Münchner Kneipenchor , Samstag, 5. August, 20 Uhr, SZ-Container im Werksviertel am Ostbahnhof - Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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