SZ-Adventskalender:Papa soll gesund werden

Jens Fischer bekam eine Lunge transplantiert

Von Inga Rahmsdorf

Jens Fischer darf nicht auswärts essen, sich nicht in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen aufhalten, und wenn der Herbst beginnt, darf seine Familie keinen Besuch mehr zu Hause empfangen. Hat eines seiner drei Kinder einen Schnupfen, muss Fischer einen Mundschutz tragen und darf ihnen nicht zu nahe kommen. "Meine Kinder mussten leider früh lernen, dass der Papa nicht normal mit ihnen spielen und kuscheln darf", sagt Fischer. Denn jeder noch so kleine Infekt kann für den 30-Jährigen zur Lebensgefahr werden. Jens Fischer, der eigentlich anders heißt, hat vor einem Jahr eine Lunge transplantiert bekommen. Es war seine einzige Chance zu überleben.

Bis vor vier Jahren war Jens Fischer gesund, ein sportlicher Mann und junger Familienvater, der mehrmals in der Woche im Fitnessstudio trainierte und als Speditionskaufmann arbeitete. Mit 26 Jahren geriet er eines Tages plötzlich in Atemnot, konnte schon wenige Treppenstufen nicht mehr steigen. Seitdem hat sich sein Leben von einem Tag auf den anderen vollkommen verändert. Fischer ging zum Arzt, der stellte auf dem Röntgenbild fest, dass etwas mit seiner Lunge nicht in Ordnung war. Fischer bekam Medikamente und Therapien verschrieben, musste immer wieder für mehrere Wochen und Monate ins Krankenhaus, doch sein Zustand verschlechterte sich. Er musste sich krankschreiben lassen, lag monatelang im Bett, magerte auf 60 Kilogramm ab, bis ihm die Ärzte schließlich sagten, dass nur noch eine neue Lunge ihn retten könnte.

"Ich hatte Glück, denn es hat schnell mit einer Lungenspende geklappt", sagt er heute. Seit der Operation vor einem Jahr geht es langsam wieder bergauf. 15 Tabletten muss Fischer täglich nehmen, es besteht immer noch die Gefahr, dass sein Körper das fremde Organ abstößt. Nach der Transplantation habe man seiner alten Lunge eine Gewebeprobe entnommen, untersucht und festgestellt, dass die Krankheit durch einen Fremdkörper ausgelöst worden sei. Fischer geht davon aus, dass Schimmel die Ursache war, denn in der Wohnung, in der er mit seiner Familie bis vor vier Jahren lebte, seien die Wände stark von Schimmel befallen gewesen. Sie hätten den Vermieter immer wieder darauf aufmerksam gemacht, doch der habe nichts unternommen. Erst nach einigen Jahren haben sie dann eine neue Wohnung in München gefunden.

Fischer ist nun auf unbestimmte Zeit krankgeschrieben. Als er so schwer erkrankte, hatte auch seine Frau ihre Arbeit aufgegeben, um sich um ihn und die Kinder zu kümmern. Die Familie muss nun von Sozialleistungen leben. Jens Fischer träumt davon, nächsten Sommer, wenn es ihm besser geht, mit seiner Familie einmal einen Wochenendausflug zu unternehmen. Einfach einmal rauskommen, ein wenig Lebensfreude und Normalität leben.

"Meine Frau und meine Kinder mussten sehr leiden", sagt Fischer. "Sie haben in den Sommerferien mehr Zeit im Krankenhaus verbracht, als mit Dingen, die fünf- und sechsjährige Kinder eigentlich im Sommer machen sollten." In der Grundschule seiner Tochter wurden die Schüler vor Kurzem gefragt, was sie sich zu Weihnachten wünschen. Seine Tochter hat gesagt: "Ich wünsche mir, dass mein Papa wieder gesund wird."

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