SZ-Adventskalender:Nicht liegen bleiben, nicht aufgeben

Gabriele M. sitzt seit 2012 im Rollstuhl. Ihre Arme kann sie nur noch mit Mühe heben. Aber sie möchte, so lange es geht, selbst kochen

Von Monika Maier-Albang

Die Katze hat ihr damals das Leben gerettet, aber für die Katze selbst, die ihre Menschen vor dem Feuer warnte, gab es dann keine Rettung. "Wir haben nur noch ihr Gerippe gefunden." Die Wohnung war komplett ausgebrannt, alles war weg: die Kleidung, die Fotos, das 500-Liter-Aquarium mit den schönen Welsen. Ein Kabelbrand, der Kippschalter war wohl defekt. Die Möbel, die heute in ihren Räumen stehen, hat Gabriele M. geschenkt bekommen.

Sie weiß sich ja zu helfen, sie ist ein regelmäßiger Gast der Tafel; die Lebensmittel, die sie dort bekommt, helfen ihr sehr, sagt Gabriele M. Nur bekommt sie vieles, das sie auch bräuchte und für das die Grundsicherung nicht reicht, dort nicht: Inkontinenz-Einlagen zum Beispiel. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen habe ihren Bedarf auf acht Stück pro Tag berechnet, sagt Gabriele M., die Kasse übernehme aber nur eine Binde am Tag. Wie sie damit umgeht? "Ich trinke halt weniger. Ist nicht gesund, aber was soll ich machen? Den Katheter vertrage ich nicht."

SZ-Adventskalender: Gabriele M. lebt seit 30 Jahren in ihrer Wohnung. Seit sie im Rollstuhl sitzt, ist der Alltag schwieriger zu bewältigen.

Gabriele M. lebt seit 30 Jahren in ihrer Wohnung. Seit sie im Rollstuhl sitzt, ist der Alltag schwieriger zu bewältigen.

(Foto: Catherina Hess)

Frau M. ist 57 Jahre alt, seit 2012 sitzt sie im Rollstuhl. Die Lähmung in den Füßen, erzählt sie, sei von einem Tag auf den nächsten gekommen. "Wir waren wandern. Ich konnte nicht mehr auftreten und ein paar Stunden später gar nicht mehr laufen." Zuerst dachte sie noch, es wäre nur ein Stein im Schuh, ein Stich vielleicht von einem merkwürdigen Insekt, weil die Ärzte eine Schwellung fanden. "Aber dann gab es keine Diagnose. Bis heute kann niemand sagen, was mir fehlt." Eine Situation, die Gabriele M. sehr belastet. "Man weiß halt nicht, wogegen man ankämpfen soll."

So können Sie spenden

Wer helfen will, wird um ein Geldgeschenk gebeten, Sachspenden können leider nicht entgegengenommen werden. Bareinzahlungen sind von Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 18 Uhr sowie Freitag und Samstag von 9.30 bis 16 Uhr im SZ-Servicezentrum, Fürstenfelder Straße 7, möglich. Sicher online spenden können Leser im Internet unter www.sz-adventskalender.de. Überweisungen sind auf folgendes Konto möglich.

"Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V."

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Spenden sind steuerlich abzugsfähig; bis zu einem Betrag in Höhe von 200 Euro reicht der vereinfachte Nachweis. Bei Spenden in Höhe von mehr als 200 Euro senden wir Ihnen die Spendenbestätigung zu, sofern auf der Überweisung der Absender vollständig angegeben ist. Jede Spende wird ohne Abzug dem guten Zweck zugeführt. Alle Sach- und Verwaltungskosten, die entstehen, trägt der Süddeutsche Verlag.

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Gabriele M. ist in der Wohnung geblieben, in der sie seit 30 Jahren lebt. Sie kann sie nur mit Mühe verlassen, weil aus dem Hochparterre ein paar Stufen zu überwinden sind bis zur Eingangstür des Gebäudes. "Da robb' ich dann runter", sagt Gabriele M. "Aber was ist die Alternative, ein Zimmer im Altenheim?" Gabriele M. hat Helferinnen, die ihr die Hausarbeit abnehmen, die Körperpflege übernehmen - und auch das Gemüse vorschneiden. Gabriele M. kann ihre Arme nur noch mit Mühe heben. Aber sie möchte, so lange es geht, selbst kochen. Wenigstens das. "Dass ich meinen Geschmack ins Essen reinbringen kann." Sie hat gerade einen Herd geschenkt bekommen - die vergangenen Jahre hat sie auf einem Campingkocher gekocht. Ein Freund hat ihr das Zimmer gestrichen, jetzt fehlt nur noch ein Schrank mit ausziehbaren Schubladen, damit sie selbständig an ihre Pfannen kommt - und an die Gewürze, die noch über der Spüle stehen. Das Kochen strukturiert ihren Tag. "Du musst ja eh jeden Tag kämpfen, dass du aus dem Bett rauskommst", sagt Gabriele M. Nicht liegen bleiben, nicht aufgeben, das hat sie sich vorgenommen. Fünf Jahre lang habe sie gegen die Genossenschaft gestritten, damit ein Plattformlift in ihr Haus eingebaut wird. Vor Kurzem hat das Gericht zu ihren Gunsten entschieden, was M. natürlich freut. "Jetzt habe ich wieder Hoffnung."

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