Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender:"Manchmal konnte ich einfach nicht mehr"

Der Sohn von Antje W. hat Narkolepsie, sie leidet unter den Folgen einer Fehlgeburt. Und Geld ist am Monatsende oft knapp

Von Johanna Schmidt

Marlon ist neun Jahre alt. Seit Anfang des Jahres leidet er unter Narkolepsie, umgangssprachlich auch Schlafkrankheit genannt. Immer wieder schlief er plötzlich in der Schule ein. Die Lehrer dachten zuerst, er bekäme zu Hause zu wenig Schlaf, er wäre zu lange wach. Erst nachdem er bei einem Fußballspiel im Tor zusammengeklappt war, wurde die Diagnose gestellt.

Die Narkolepsie führt dazu, dass Marlon nachts nicht gut durchschläft und weniger und kürzere Tiefschlafphasen hat. Tagsüber ist er deswegen oft unausgeglichen, unkonzentriert und manchmal auch aggressiv. Vor allem während des coronabedingten Lockdowns in der ersten Jahreshälfte wurde das für ihn und seine Mutter zu einem großen Problem. Ganz besonders beim Homeschooling. "Manchmal konnte ich einfach nicht mehr. Dann sind Freundinnen von mir eingesprungen und haben Marlon beim Lernen geholfen", sagt die alleinerziehende Mutter Antje W. Dafür ist sie dankbar, denn auf Unterstützung des Vaters kann sie nicht setzen.

Marlons Narkolepsie setzt oft dann ein, wenn er körperlich nicht aktiv ist. Also eben in der Schule, beim Fernsehen, oder wenn er mit der U-Bahn unterwegs ist. Der Neunjährige fuhr den Weg zur Schule immer mit dem Fahrrad. Zumindest bis vor Kurzem - bis es aus dem Fahrradkeller gestohlen wurde. Antje W. fehlen die finanziellen Mittel, um ein neues zu kaufen. Gegen Monatsende ist das Geld manchmal so knapp, dass sie auf Essen verzichtet, damit für ihren Sohn genug übrig bleibt.

Die gelernte Hauswirtschafterin arbeitete bis vor einigen Monaten noch als Uber-Fahrerin. Doch dann hatte sie eine Fehlgeburt im fünften Schwangerschaftsmonat und ihr Partner verließ sie. Ihr Gesundheitszustand ließ es nicht zu, dass sie arbeiten ging. Und auch die Psyche ihres Sohnes dürfte wohl unter dieser Situation gelitten haben. Narkolepsie zeigt sich nämlich oft dann, wenn Patienten sehr starke Emotionen durchleben und generell nach Traumata. Da die Fehlgeburt und der Ausbruch der Krankheit zeitlich nahe beieinander liegen, ist es möglich, dass dies Auslöser der Krankheit war.

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Gerne würde Antje W. sich und Marlon mal etwas gönnen. Ihn auch mal belohnen. Auch für gute Noten - trotz der schwierigen Umstände ist er gut in der Schule. Sie ist stolz auf ihn.

Antje W. würde gerne mal zum Friseur gehen. Oder gemeinsam mit ihrem Sohn einen Ausflug in einen Freizeitpark machen. Doch jetzt benötigt sie erst einmal Geld, um Marlon neue Winterkleidung kaufen zu können. Und irgendwann vielleicht ein Fahrrad.

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Quelle:
SZ vom 30.11.2020
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