SZ-Adventskalender:"Manchmal fühle ich mich wie tot"

Ghiath M. und seine Frau sind zu krank, um zu arbeiten. Endlich haben sie eine Wohnung, aber für die Einrichtung fehlt Geld

Von Sven Loerzer

Seit fast zehn Jahren herrscht Krieg in Syrien. Ein Krieg, an dem sich Ghiath M., 30, nicht beteiligen wollte, weil er es ablehnte, auf seine Landsleute zu schießen. Doch dem Militärdienst entkam er als junger Mann zunächst nicht. Schon nach einem Jahr desertierte Ghiath M., ihm drohte deswegen die Todesstrafe. Im Jahr 2013 kam er nach abenteuerlicher Flucht nach Deutschland. Das war für ihn die Rettung. "Viele Freunde von mir sind tot." Seit 2015 ist nun auch seine Frau in Deutschland, beide haben endlich die langen Jahre in Gemeinschafts- und Wohnungslosenunterkünften hinter sich: Vor wenigen Monaten konnten sie zusammen mit ihren beiden Kindern, einem vier Jahre alten Mädchen und ihrem sechs Monate alten Bruder, eine kleine Wohnung beziehen.

Doch der Schein, dass sich damit alles zum Guten gewendet hat, trügt: "Ich fühle mich fertig", sagt Ghiath M., er hat schwere gesundheitliche Probleme. "Die Ärzte sagen, ich habe eine chronische Entzündung im Kopf", berichtet Ghiath M., der ständig unter Schmerzen leidet. Immer wieder komme auch Schleim und Eiter aus seiner Nase. Antibiotika, die ihm immer wieder verschrieben werden, bringen nur kurzzeitig eine leichte Besserung.

Dann aber wieder fühle sich sein Kopf wieder an "wie geschwollen, das Kiefergelenk tut stark weh". Fünf Operationen hätten keine wesentliche Linderung gebracht. Weil die Ärzte meinten, seine chronische Entzündung hänge mit seinen Zähnen zusammen, sind ihm insgesamt neun Zähne gezogen worden: "Im Oberkiefer habe ich auf der rechten Seite keine Zähne mehr." Eigentlich, meint er, bräuchte er Implantate, denn der Zahnersatz hält nicht, aber leisten kann er sich das nicht. Denn weil er krank ist, kann er nicht arbeiten, die Familie bezieht derzeit Hartz-IV-Leistungen vom Jobcenter.

So fehlt es denn auch noch an vielem in der neuen Wohnung. Ein Kinderbett hat sich Ghiath M. gebraucht besorgt. Genauso eine Couch, doch sonst ist das Wohnzimmer weitgehend leer. Die Eltern haben die Matratzen, auf denen sie schlafen, auf den Boden gelegt. Vorhänge fehlen, Schränke und auch ein Kinderhochstuhl. Das Geld, das es vom Jobcenter für die Erstausstattung einer Wohnung gibt, hat die Familie vor allem in die Einrichtung der Küche gesteckt, die leer war. Um Geld zu sparen, hat Ghiath M. Stück um Stück alles selbst montiert. "Manchmal fühle ich mich wie tot wegen meiner Schmerzen." Auch das Herz macht ihm zu schaffen. "Vielleicht kommt das davon, dass ich schlecht gelebt habe in Syrien."

Bei seiner Frau haben die Ärzte einen Tumor an der Hirnanhangsdrüse festgestellt, der medikamentös behandelt werden soll, sobald sie nicht mehr ihren Sohn stillt. Unter der Corona-Pandemie leidet vor allem die gerade vier Jahre alte Tochter, der die Masken Angst machen. Schon ohne Corona sei es für seine Frau und ihn "sehr, sehr schwer", sagt der Vater. "Man muss trotzdem zufrieden sein und Hoffnung haben. Mein einziger Wunsch ist, dass ich am Ende gesund werde und wieder arbeiten kann."

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