SZ-Adventskalender:Kleine Rente, große Sorgen

Nach einer Lungenerkrankung benötigt Johanna G. Sauerstoffgeräte für den Alltag

Von Monika Maier-Albang

Die Treppe, "oh mei", sagt Johanna G.. Zwanzig Minuten braucht sie für die drei Stockwerke nach unten, eine halbe Stunde dauert der Aufstieg. "Aber was macht man nicht alles aus Liebe!" Aus Liebe zu ihrem kleinem Hund. "Er braucht schließlich Bewegung", sagt sie und lacht. Denn sie weiß: "Damit rettet der Hund mir ja auch das Leben." Denn ohne ihren kleinen, schon recht betagten Liebling wäre ihr Alltag ganz schön eintönig.

"Ich bin ja aus dem Leben rausgeworfen worden", sagt Johanna G. In der Wohnung stehen zwei große Sauerstoffgeräte, eines für den Tag, eines für die Nacht. Wenn sie nach draußen geht, nimmt sie das dritte, das tragbare, und legt es in den Rollator. "Es gibt Tage, da liege ich nur. Da schaffe ich die Treppen nicht. Wenn ein Wetterwechsel ist, zum Beispiel", erzählt die 65-Jährige. An solchen Tagen kommt jemand aus ihrer Kirchengemeinde, um nach dem Hund zu sehen - und nach ihr.

Ein Infekt habe ihre Lungenerkrankung ausgelöst, erzählt Johanna G.; sie hatte eine Freundin auf Teneriffa besucht, "da ist's losgegangen". Eine Zeitlang lag sie im Koma. Aber sie kam durch. Als es ihr wieder besser ging, flog sie mit ärztlicher Begleitung zurück nach Hause. Seither war sie bei vielen Ärzten, aber eine Heilung war nicht möglich. Von den Ärzten hat sie zu hören bekommen, sie sei "austherapiert" - kein schönes Wort, und es schwingt dabei ja immer auch mit, dass man sich halt reinfinden muss in sein Schicksal. "Ich habe auch keine Angst vorm Sterben", sagt Johanna G.; sie ist gläubig, "ich weiß, wo ich hinkomme. Nur leiden möchte ich nicht. Wie jeder halt."

Johanna G. hat früher ein Lokal betrieben. "Viel Arbeit, musst du lieben den Beruf. Und reich wirst ned." Doch von dem Moment an, als sie nur noch mit Mühe Luft bekam, war das nicht mehr möglich. Mit 52 Jahren wurde sie erwerbsunfähig. Entsprechend klein ist heute ihre Rente. Ihre Lebensversicherung hat sie sich auszahlen lassen. Dann schließlich "aufs Amt" gehen zu müssen, habe sich furchtbar angefühlt. "Da bist halt a Bittsteller. Gegangen bin ich von dort wie a gschlagner Hund."

Sie komme zurecht, sagt Johanna G., weil sie so viele liebe Helfer habe - Nachbarn und Menschen aus ihrer Kirchengemeinde, die ihr auch beim Einkaufen helfen. Wann immer es geht, fährt sie mit dem Bus selbst noch die zwei Stationen zum Lebensmittelgeschäft. Aber oft ist sie zu schwach dafür. Für den Hund hat sie eine Patin, die das Futter bezahlt. Und als er vor einiger Zeit an den Augen operiert werden musste, hat Johanna G. auch das mit Hilfe ihres Netzwerks hinbekommen. Doch nun gibt die Waschmaschine den Geist auf. Sie würde gern eine neue kaufen - und nicht schon wieder die Bekannten um Geld bitten müssen.

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