SZ-Adventskalender:Einmal einen Ausflug machen, das wäre schön

Ljiljana V. und ihre beiden Kinder haben eine schwere Zeit zu überwinden. Sie hoffen dennoch, dass es irgendwie aufwärts geht

Von Inga Rahmsdorf

Was sie sich zu Weihnachten wünsche? Valentina sagt leise: "Ich wünsche mir, dass der Papa nicht tot ist." Es ist das erste Weihnachtsfest, das die Zehnjährige, ihr elfjähriger Bruder und ihre Mutter ohne den Vater feiern müssen. Er ist vor einem halben Jahr gestorben. Ihr Bruder Daniel wünscht sich, dass das Schuljahr schnell vorbeigeht und sie im Sommer zu Besuch nach Kroatien fahren können. Die beiden Kinder vermissen ihre Verwandten und Freunde in Kroatien. Und sie vermissen ihren Vater.

Die Familie V. ist erst vor zwei Jahren nach Deutschland gezogen. "Wir sind mit viel Hoffnungen und Optimismus gekommen", erzählt Valentinas Mutter Ljiljana V.. Die wirtschaftliche Situation in Kroatien war sehr schwierig. Ihr Mann war in Deutschland aufgewachsen und so beschloss die Familie, nach München zu ziehen und einen Neuanfang zu wagen. Der Beginn war nicht einfach, die Mutter und die Kinder konnten zunächst kein Deutsch. Der Vater arbeitete als Elektriker, doch er erkrankte, entwickelte eine Psychose und wurde gewalttätig, tyrannisierte seine Frau und die Kinder. Ljiljana V. kämpfte für ihre Familie, sie suchte sich Arbeit als Reinigungskraft und im Gastronomiebereich, kümmerte sich um die Kinder und versuchte, ihrem Mann zu helfen. Doch seine Krankheit wurde immer schlimmer, bis er schließlich daran starb.

SZ-Adventskalender: Die Mutter wünscht sich eine gute Bildung für Daniel und Valentina.

Die Mutter wünscht sich eine gute Bildung für Daniel und Valentina.

(Foto: Catherina Hess)

Die drei wohnen in einer kleinen Wohnung, im Wohnzimmer stehen zwei Sofas und ein Regal. Valentina und Daniel teilen sich das andere Zimmer. Die Kinder sprechen längst fließend Deutsch, und sie sind beide von der Integrationsklasse in eine Regelklasse gewechselt. Valentina möchte später einmal Erzieherin werden, ihr Bruder Anwalt oder Psychologe. Sie haben Freunde in der Schule gefunden, doch die schlimmen Erlebnisse der vergangenen Monate belasten sie sehr, und sie leiden unter dem Verlust ihres Vaters. Valentina erzählt davon, wie ihr Vater ihr einmal ein Bild für die Schule gemalt hat. Ihre Mutter streichelt sie liebevoll. "Eine Zeitlang konnten wir Papa gar nicht erwähnen", sagt Ljiljana V.. "Nun können wir wieder über ihn sprechen."

Die Wohnung, in der sie leben, ist verbunden mit vielen negativen Erinnerungen. Doch an einen Umzug in München ist nicht zu denken. Die finanzielle Situation ist sehr schwierig, die Familie bezieht Sozialleistungen. Ljiljana V. sucht eine neue Arbeit, egal was, sagt sie, Hauptsache arbeiten. Aber weil sie sich jetzt alleine um die Kinder kümmert, kann sie nicht abends und nicht im Frühdienst arbeiten. Was sie sich für sich selbst wünsche? "Nichts", sagt sie, "nur dass meine Kinder eine gute Schulausbildung bekommen, gesund sind und ich eine Arbeit finde."

So können Sie spenden

Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.

Stadtsparkasse München

IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00

BIC: SSKMDEMMXXX

www.sz-adventskalender.de

www.facebook.com/szadventskalender

"Ljiljana ist so eine starke Frau, die sich immer für ihre Kinder einsetzt und sie ist sich selbst dabei für nichts zu schade", sagt eine Cousine ihres Mannes, die ebenfalls in München lebt und die Familie sehr unterstützt.

Die Kinder wünschen sich, einmal ein Wochenende mit ihrer Mutter rausfahren zu können, vielleicht in einen Freizeitpark. Und dann lächelt Valentina vorsichtig und sagt: "Und ich wünsche mir Ohrringe."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: