Süddeutsche Zeitung

SZ-Adventskalender 2015:SZ-Leser spenden 5,5 Millionen Euro - Hilfe, die ankommt

Mit dem Geld konnten Haushaltsgeräte, medizinische Unterstützung oder eine ausgebaute Dachterrasse für Jugendliche finanziert werden. Die Freude ist riesig.

Menschen, die arm, krank oder behindert sind, in ihrer schwierigen Lage zu helfen, ist das Anliegen des SZ-Adventskalenders. Jahr für Jahr bringen die Spenden der Leser viel Erleichterung und Hoffnung: zehn Beispiele für die Arbeit des SZ-Adventskalenders.

David bekommt ein Xylofon

"Unser Leben ist ziemlich hart", sagt Davids Mutter, eine zierliche Frau. Ihr vierjähriger Sohn ist ein aufgeweckter Junge - aber er wird niemals ein normales Leben führen können. David ist schwerbehindert: Er kam als Frühchen zur Welt, hat einen zu kleinen Kopf, eine spastische Körperbehinderung und leidet unter Epilepsie.

Seit seiner Geburt bestimmen Arztbesuche, Therapien und Behandlungen das Leben der Familie. Erst vor Kurzem hat er endlich mühsam das Laufen gelernt. Noch kann die Mutter nicht wieder arbeiten gehen, zu sehr braucht David sie. Die Familie lebt zu dritt in einer viel zu kleinen Wohnung in Neufahrn, die finanzielle Situation ist sehr angespannt.

Viel kann sich die Familie nicht leisten. David hat kaum Spielsachen, auch ein Instrument konnte seine Mutter ihm, der Musik schon immer besonders mochte, nicht schenken. Dank der SZ-Leser konnte Davids großer Wunsch nun endlich erfüllt werden: Er bekam ein Xylofon zu Weihnachten. "David hat sich riesig gefreut", erzählt seine Mutter.

Garten für integrative Krippe

Die Kinder in der integrativen Krippe Unterhaching, betrieben vom Verein Integra, können vielleicht schon in diesem Sommer, spätestens aber im Herbst einen neuen Garten nutzen, der von den Spenden des SZ-Adventskalenders mit einem Barfußweg, Wassertischen zum Matschen, einem Hügel mit Krabbelrohr und vielen anregenden Materialien versehen wird.

Diese Dinge fördern die Mobilität und damit die Entwicklung der Kinder. "Es geht uns um die Kinder - ihnen soll es Anregungen bieten", sagt Leiterin Petra Band. "Es geht nicht darum, was gerade pädagogisch in ist oder optisch schön ausschaut." Das Prinzip der Integrativen Kinderkrippe ist unter anderem, den Kindern Zeit zu geben für eine Entwicklung in ihrem eigenen Tempo. So sind sie frei von Leistungsdruck und dürfen ihre Eigenarten haben.

Neuer Kühlschrank

Fast kann Tina S. (Name geändert) nicht glauben, dass es tatsächlich geklappt hat. Die finanzielle Unterstützung vom SZ-Adventskalender "ist bei mir angekommen", berichtet sie froh.

Jetzt hat die chronisch schwerkranke Frau aus Dachau noch ein wenig Hemmungen, den für einen neuen Kühlschrank gedachten Betrag auch auszugeben. Die Jahre, in denen die 46-Jährige schon mit einer kleinen Rente zurechtkommen muss, haben sie bescheiden werden lassen. "Was ich mir nicht leisten kann, brauche ich auch nicht", lautet ihr fast trotziges Motto.

Doch der Kühlschrank ist defekt, Ersatz ist notwendig. Einfach losgehen und schnell kaufen, das ist trotzdem ihre Sache nicht. Ausführlich hat sie sich deshalb informiert. "Der Neue hat sogar ein richtiges kleines Gefrierfach und verbraucht deutlich weniger Energie." Ein wichtiger Punkt, denn gerade hat sie eine Strom-Nachzahlung aus dem Briefkasten gefischt.

Pulsoximeter für kranke Kinder

Kindern, die wegen einer Erkrankung oder Behinderung beatmet werden müssen, blieb früher nur der Daueraufenthalt in der Intensivstation. Im "Kinderhaus Atemreich" an der Franz-Schrank-Straße in Nymphenburg dürfen sie krabbeln, sie können in den Garten, werden im Bollerwagen spazieren gefahren und kommen selbstverständlich mit auf Ausflüge.

Das geht dank mobiler Überwachungsgeräte, die ständig den Sauerstoffgehalt im Blut und den Puls messen. Pulsoximeter heißen sie, erzählt Atemreich-Geschäftsführerin Felicitas Hanne. Fabi ist eines der Kinder, denen diese Technik das Leben rettet und glückliche Momente ermöglicht. Dank der Spenden konnte das Atemreich elf neue Maschinen anschaffen. "Die neuen piepsen bei Alarm auch nicht mehr ganz so laut und unangenehm. Wir sind richtig glücklich darüber", sagt Felicitas Hanne.

Neue Betten, neuer Boden

Schlagartig kann sich das Leben ändern: Als ihr Mann sich das Leben nahm, hinterließ er der heute 43-jährigen Michaela W. (Name geändert) und den beiden Kindern keinerlei Absicherung. Beruflich und finanziell kann Michaela W. die Lücken nicht füllen. Denn sie leidet an Arthrose, findet deshalb nur schwer eine Arbeit. Somit ist die Familie aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen auf Sozialleistungen angewiesen und kommt gerade so zurecht.

Der Linoleumboden in der Wohnung ist alt, speckig und abgewetzt. Michaela W. schlief auf einer dünnen Matratze, die auf zwei Europaletten lag, die Tochter nächtigte auf dem durchgesessenen Sofa. Mit den Spenden des SZ-Adventskalenders konnte sie für sich und ihre Tochter endlich neue Betten kaufen. Auch ein neuer Boden aus Laminat wird bald verlegt - den braucht der Sohn, der an Asthma leidet. Für die Unterstützung ist Michaela W. sehr dankbar: "Mit jedem Stück, was wir verändern, können wir befreiter atmen."

Psychisch Kranke dürfen garteln

Ein paar Rechen und ein paar Spaten benötigte die Tagesstätte für psychisch Kranke der Caritas in Erding. Mit diesen Geräten möchten psychisch Kranke, die sich zu einer Gartengruppe zusammengefunden haben, demnächst wieder aktiv werden. Das hat im vergangenen Jahr schon so gut geklappt, dass das Gartenprojekt fortgesetzt werden soll - jetzt mit neuen Geräten.

Für die psychisch Kranken sei diese Gartenarbeit eine große Herausforderung, sagt der Fachbereichsleiter Alfons Kühnstetter - für ihr Selbstwertgefühl, aber auch körperlich, denn manche sind auf Medikamente angewiesen, die dem Körper Kraft nehmen. Mit neuem Werkzeug soll die Arbeit heuer besser gelingen und leichter von der Hand gehen. Wenn das Gemüse dann auf den Tisch kommt, tut das der Seele einfach gut.

Sterile Hilfsmittel

Der kleine Baran braucht rund um die Uhr Pflege. Der Neunjährige ist seit seiner Geburt schwerst krank und mehrfach behindert, er leidet unter bilateraler Zerebralparese, einer schweren neurodegenerativen Erkrankung mit Mikrozephalie und progredienter Hirnatrophie. Er hat 30 bis 40 epileptische Anfälle pro Tag, berichtet seine Mutter, Ilyada H. (Name geändert), die sich die Pflege daheim im Landkreis Starnberg mit ihrem Mann und ihrer Mutter teilt.

Baran wird über eine Magensonde künstlich ernährt, immer wieder müssen seine Bronchien abgesaugt und vom Schleim befreit werden, ganz vorsichtig, denn eine abrupte Bewegung könnte einen Krampfanfall auslösen. Damit die vielen Hilfsmittel steril aufbewahrt werden können, wird ein Extraschrank gebraucht, den der SZ-Adventskalender finanziert.

Leistungsstarker Staubsauger

Für manche Menschen kommt es richtig dicke. Die Familie H. (Name geändert) aus dem Landkreis Ebersberg zum Beispiel. Gerd H. hat als Hausmeister gearbeitet, seine Frau Annegret nach einem Unfall, bei dem sie sich als junges Mädchen schwere Verbrennungen zuzog, als Putzfrau und Verkäuferin. Die Rente der beiden ist niedrig, aber nicht niedrig genug, um Leistungen aus der Grundsicherung zu bekommen. Genau zehn Euro liegt das Einkommen der beiden über dem Satz.

Von dem wenigen Geld muss das Notwendigste zum Leben bezahlt werden wie Miete, Lebensmittel, Strom und Heizung. Da bleibt kaum was übrig. Trotzdem braucht Annegret H. ein Handy, um im Notfall immer für ihren Mann erreichbar zu sein, der bereits mehrere Herzinfarkte überstand und Diabetiker ist. Aber auch sie ist krank, leidet an einer Muskelschwäche, die ihr die Kraft aus Armen und Händen nimmt. Das Ehepaar selber schafft es kaum, einen Notgroschen auf die Seite zu legen.

Dabei wären einige Anschaffungen für den Haushalt notwendig. Ein neuer Staubsauger zum Beispiel, weil Gerd H. unter Atembeschwerden leidet, und ein neuer Kühlschrank mit Gefrierfach, um Essensreste einfrieren zu können, damit Annegret H. nichts wegwerfen muss. Mit Hilfe des SZ-Adventskalenders konnte Familie H. nun einen neuen Kühlschrank und auch einen leistungsstarken Staubsauger anschaffen, wofür das Ehepaar überaus dankbar ist.

Katzenklappe

Sein sehnlichster Wunsch galt nicht ihm selbst, sondern seinem Kater Anasco. Peter Michael H. hat mit seiner kleinen Rente kaum genug Geld, um finanziell über die Runden zu kommen. Eine spezielle Katzenklappe, damit der getigerte Kater selbständig von draußen in die kleine Erdgeschosswohnung von H. gelangen kann, hätte er sich niemals leisten können.

Die war aber dringend nötig, denn der Münchner sitzt seit vielen Jahren im Rollstuhl, durch den Knochenkrebs verlor er ein Bein. Eine Glaserei aus Neuhausen meldete sich auf den SZ-Bericht über H.s ungewöhnlichen Wunsch und baute ihm kostenlos eine Katzenklappe ein. Der SZ-Adventskalender konnte aber nicht nur Anasco helfen, sondern auch dem 62-Jährigen selbst: Er kaufte sich eine dringend benötigte Winterjacke, neue warme Bettwäsche und einen kleinen Tisch auf Rollen.

Kater Anasco konnte sein Türchen übrigens noch nicht nutzen. Am Tag, als die Klappe eingebaut wurde, kam er schwer verletzt nach Hause: Ein Auto hatte ihn offenbar angefahren. Seither sitzt er meist mit auf dem Rollstuhl seines menschlichen Freundes und kuriert seine Verletzungen aus.

Rückzugsort

Die dreißig minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge im Alveni-Jugendhaus der Caritas in Fürstenfeldbruck sind lernbegierig, ehrgeizig, motiviert. Schließlich wollen sie die Chance nutzen, die sich ihnen hier bietet. Dafür, dass sie einen Schulabschluss erreichen und eine Ausbildung erhalten, ist gesorgt. Jugendliche haben aber auch noch andere Ansprüche. So brauchen sie Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und einen Ort, an den sie sich zurückziehen können.

Einen Garten gibt es nicht, aber dafür eine bislang öde Dachterrasse, auf der sich die Jugendlichen gemeinsam mit ihren Betreuern ein zweites Wohnzimmer im Freien schaffen wollen. Die Dachterrasse soll nun begrünt werden, eine Pergola als Sonnenschutz erhalten und mit Sitzmöbeln ausgestattet werden. Dann kann hier im Sommer auch mal gefeiert und gegrillt werden. Die Mittel für die Umgestaltung stellt der SZ-Adventskalender zur Verfügung.

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Quelle:
SZ vom 12.03.2016/axi
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