SV Pullach:Esel auf Glatteis

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Die Schmöller-Elf verliert nach zwei Siegen ohne Gegentor gegen den SV Kirchanschöring 1:2. Beim Isartal-Verein stellen sich die Weichen: Neben dem Coach gehen auch der Sportliche Leiter Theo Liedl und Torjäger Lukas Dotzler am Saisonende.

Von Raphael Weiss, Pullach

Nach drei Minuten sprintete Kathrin Bösch aufs Spielfeld. Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn die Physiotherapeutin des SV Pullach über den Rasen des Bayernligisten rennt. Doch diesmal musste sich Bösch nicht um einen ihrer Spieler kümmern, diesmal ging es um den Schiedsrichter. Kaum hatte das Spiel gegen den SV Kirchanschöring begonnen und Pullach druckvoll die ersten Ansätze seiner Spielidee gezeigt - kontrolliertes Pressing, mit drei Stürmern, die das Tor angreifen - da sank Florian Wernz auf den Rasen und hielt sich die Wade. Schnell war klar, dass er nicht mehr weitermachen konnte. "Befindet sich ein Schiedsrichter am Platz?", tönte es durch die Lautsprecher der Pullacher Sportanlage. Schließlich meldete sich Schiedsrichterbeobachter Thomas Lutz freiwillig - und ging zum Umziehen.

Als 27 Minuten später das Spiel wieder angepfiffen wurde, sahen die Zuschauer ein weniger drängendes Pullach, als in der kurzen Zeit vor der Spielunterbrechung. Die Gäste hingegen spielten kontrolliert, waren vor allen Dingen durch Standards von Manuel Omelanowsky gefährlich. Erst zog er einen Freistoß in die Mitte des Strafraums, der anschließende Kopfball ging am Tor vorbei (7.), dann probierte er es aus gut 25 Metern selbst, scheiterte aber an Torwart Marijan Krasnic (19.).

Offensiv war Pullach bis dahin völlig harmlos. Einzige Ausnahme war Felix Braun, der immer wieder versuchte, durch Dribblings Angriffe zu kreieren. Sein Schuss in der 25. Minute, der erste der Heimmannschaft, schien auch seine Mitspieler aufzuwecken. Denn wenig später landete eine Ecke bei Lukas Dotzler, der den Ball an die Latte schoss. Der Abpraller fiel auf den Fuß von Max Zander, der Alexander Jobst bediente. Jobst köpfelte aus drei Metern ins Tor - 1:0 (28.).

Kirchanschöring blieb dennoch gefährlich und hätte in der 40. Minute ausgleichen können: Manuel Jung stand nach einer Flanke völlig frei im Strafraum und zog ab. Krasnic bekam noch die Finger an den Ball, doch der trudelte weiter in Richtung Tor, bis ihn Josef Urban über die Linie drückte - Abseits, erkannt von Einwechsel-Schiedsrichter Lutz. "Ich denke, wir waren das gesamte Spiel über die bessere Mannschaft", so Gäste-Trainer Michael Kostner. "Pullach hatte zwar mehr Ballbesitz, aber das interessiert im Fußball niemanden. Ich musste in der Halbzeit nur an ein paar Stellschrauben drehen", sagte er.

Kostner hatte offensichtlich richtig justiert, denn drei Minuten nach Wiederanpfiff fand ein Freistoß des starken Omelanowsky den Kopf von Albert Deiter, der mit seinem zwölften Saisontor den Ausgleich erzielte, zum Ärger von Pullachs Trainer Frank Schmöller: "Ich hatte in der Halbzeit noch die Freistöße angesprochen. Wenn dann auch noch der kleinste Mann auf dem Platz das Tor schießt, ist das einfach schlecht verteidigt."

Wenige Minuten später sah die SVP-Abwehr nicht besser aus, als Daniel Muteba einen Abpraller stoppte und ihn unbedrängt zum 2:1 einschob. "Das war ein ganz lebloser Auftritt. Und vorne versuchen wir es nur mit Hacke, Spitze, 1, 2, 3", so Schmöller.

In der letzten halben Stunde blieb es beim 1:2, es war die erste Pullacher Niederlage nach zuletzt drei Spielen ohne Gegentor. "Tja, wenn es dem Esel zu gut geht, geht er auf's Eis", sagte Schmöller. Allzu oft sollte er sich dort nicht mehr hinbegeben. Noch ist Pullach Zweiter, doch der Vorsprung schmilzt. Sollte der TSV Dachau 65 seine beiden Nachholspiele gewinnen, könnte er an Pullach vorbeiziehen. Schmöllers Saisonziel ist in seiner letzten Saison als Pullach-Trainer ernsthaft in Gefahr.

Wie es für den Verein danach weitergeht, ist unsicher. Denn nicht nur Schmöller hört auf, auch Theo Liedl, Sportlicher Leiter und enger Vertrauter Schmöllers, verlässt den Verein zum Saisonende. Liedl ist seit fast zwanzig Jahren in wechselnden Rollen in Pullach tätig. "Der Abschied stand eigentlich schon länger fest", sagte Liedl. Im Dezember habe er, wie Schmöller, dem Team seine Entscheidung mitgeteilt und seinen Nachfolger Robert Bäumel vorgestellt. Und neben Daniel Leugner, der nach Pipinsried wechselt, verlässt außerdem Top-Torjäger Dotzler den Verein. "Aber das Gros der Mannschaft bleibt. Viele Spieler haben schon neue Verträge unterschrieben", sagte Liedl und fügte an: "Es wird weitergehen."

© SZ vom 08.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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