SV Heimstetten:Hoaschdenger Humor

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Beim 2:2 gegen den ehemaligen Zweitligisten SV Wacker Burghausen klappt nicht alles auf Knopfdruck. Dennoch herrscht in Heimstetten Zuversicht, dass der Klassenerhalt noch gelingt.

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Auffällig bei diesem Spiel war auch das, was man nicht sah. Wenn zum Beispiel ein Spieler einen langen Ball schlug, dann schien dieser Ball fünf Meter über dem Boden in einer schwarzen Röhre zu verschwinden, ehe er am anderen Ende wieder auftauchte. Es war allerdings kein Illusionist am Werk, sondern einfach nur schlechte Beleuchtung. "Das einzig Gute an dem neuen LED-Licht ist: Man drückt den Schalter, und es geht sofort an", sagte Heimstettens Trainer Christoph Schmitt. Anders gesagt: Das Licht ist jetzt schneller schlecht als früher. Und das gelte auch nebenan, auf dem Trainingsplatz, sagte Schmitt. Das dürfte auch politische Diskussionen auslösen. Immerhin hat die Gemeinde Kirchheim rund vier Millionen Euro für die neue Lichtanlage des SVH gezahlt.

Sportliche Diskussionen sind gewiss. Es ist zwar nie nachzuweisen, woran es im Detail liegt, wenn ein Torwart Probleme mit dem Timing beim Herauslaufen hat - auch der Nebel könnte am Freitag beim 2:2 des SV Heimstetten in der Fußball-Regionalliga gegen Wacker Burghauseneine Rolle gespielt haben. In einer Situation aber lief Heimstettens Keeper Maximilian Riedmüller bei einem weiten Ball sicherheitshalber rückwärts zurück ins Tor - wäre er stehen geblieben, wäre er als Erster am Ball gewesen. Solche Szenen können daher rühren, dass der Torhüter die Flugbahn des Balles nicht richtig einschätzen kann.

Auch im Heimstettener Spiel wechselten sich, um im Bild zu bleiben, Licht und Schatten ab. Nach der frühen Führung durch Lukas Riglewski (10., Elfmeter) folgte nach dem Ausgleich "aus dem Nichts" (Schmitt) durch den ehemaligen Heimstettener Sammy Ammari (33.) eine schwache Phase, in der sich die Gastgeber das 1:2 einfingen (40.). "Weil uns die Ruhe gefehlt hat und wir sehr wenig Ballbesitz hatten", meinte der Trainer. Der erste Angriff der zweiten Halbzeit führte dann wieder zum Ausgleich: Fabian Cavadias stand nach einem abgefälschten Ball frei und überwand Wacker-Keeper Egon Weber (46.). Auf beiden Seiten gab es noch Torchancen, das Remis ging in Ordnung.

Doch auch, wenn der SV damit weiter nur knapp vor den Relegationsrängen steht, scheinen Mannschaft und Umfeld weit entfernt zu sein von Nervosität. "Was die Trainer und unsere Rasselbande an jungen Spielern machen, das ist sensationell", sagt der neue Teammanager Marco Bläser. Schmitt hatte den ehemaligen Stürmer zurückgeholt, nachdem Vorgänger Max Reng zum Abteilungsleiter gewählt worden war. Bläsers Talent fürs Kabarettistische dürfte der Stimmung zuträglich sein. Der 38-Jährige wurde während des Spiels von den Fans als "bester Mann" gefeiert, mit dem Zusatz: "Du weißt es." Später sagte Bläser: "Wenn es da oben noch einen zweiten Fußballgott nach mir gibt", dann müsse diese Mannschaft die Liga halten. "Hier entsteht was Großes": Das wiederum meinte er ziemlich ernst.

Im krassen Kontrast dazu herrschte beim ehemalige Zweitligisten Burghausen nach dem Schlusspfiff miese Stimmung. Torwart Weber und Kapitän Kevin Hingerl brüllten sich an, "jede Woche dasselbe", schrie der Keeper, während er seine Handschuhe auf den Boden pfefferte. "Wir konnten uns taktisch gar nicht auf sie vorbereiten", erzählte Schmitt, "sie haben beim Trainerwechsel umgestellt und 2:3 in Rain verloren. Dann haben sie noch mal umgestellt und 0:3 gegen Schweinfurt verloren." Wacker hielt am Freitag zwar den Zwei-Punkte-Vorsprung auf Heimstetten. Wenn allerdings Zuversicht ein Faktor sein sollte im Abstiegskampf, dann hätte Heimstetten einen Vorteil. "Wir haben uns im vergangenen Jahr die Winterpause mehr herbeigesehnt als diesmal", sagt Schmitt, "aber klar, wir spielen lieber bei 15 Grad Fußball als bei zwei. Im Nebel. Im Dunkeln." Es ist wie mit halb vollen und halb leeren Gläsern: Es ist Einstellungssache, ob man mehr Licht oder mehr Schatten sieht.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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