Sushi and Meat:Hier wird das Glück im Pott serviert

Sushi and Meat: Das Ambiente mit den beim japanischen Konsulat erbettelten Zeitungen an der Wand ist ungewöhnlich.

Das Ambiente mit den beim japanischen Konsulat erbettelten Zeitungen an der Wand ist ungewöhnlich.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Sushi and Meat war erst ein Pop-up-Restaurant, nun sieht es immer noch unfertig aus - und hat gerade deshalb Charme.

Von Helene Töttchen

Es ist vieles ungewöhnlich in diesem Restaurant, aber das ungewöhnlichste ist, dass es sofort knallvoll war - ohne Alkoholausschank. Das muss man betonen, auf der Schwanthalerhöhe sowieso, wo man sich als Anwohner wieder drei Wochen lang fragte, ob das Leben weltweit so schlimm ist, dass all die Menschen, die sich unter der Wohnung zur Wiesn schoben, nur mit sehr viel Alkohol halbwegs fröhlich aussehen können.

Bei "Sushi and Meat", kurz S.A.M, hatten sie immer gute Laune, der Service, die Gäste, auch, als der Laden im März nur provisorisch aufmachen konnte, weil die Genehmigung der Stadt auf sich warten ließ. Mit Klebeband pinnte Betreiber Sam Hu S.A.M ins Schaufenster, die alten Fotos mit Bildern von Dönerpizzakebab des Vorgängers überklebte ein fettes "No", Getränkekisten wurden zu Hockern, die Wände klebte Sam Hu voll mit Zeitungen, die er vom japanischen Konsulat erbettelt hatte. Architektenpläne für ein elegantes japanisches Restaurant mit Polstermöbeln gab es für später. Wenn die Stadt grünes Licht gibt, sollte die schraddelige Ecke vis-à-vis vom Edeka glänzen.

Es kam anders. Nach fünf Wochen als Pop-up-Restaurant musste das S.A.M zusperren, um mit frischer Lizenz und Alkohol von Ende Juli an offiziell auf den Plan zu treten. Es wurde in Schall- und Brandschutz investiert, die schicken Umbaupläne blieben in der Schublade. Denn gerade das Unfertige, in einer Stadt, in der alles gestylt ist, zog die Leute an. Das Gefühl, dass morgen alles vorbei sein könnte, eine Brise Berlin im Westen von München.

Sam Hu hat chinesische Wurzeln, seine Mutter Xiaoying Wang betreibt das Madame Hu ein paar Meter weiter, das bald Hongkong-Küche statt wie bisher südostasiatisches Streetfood anbieten will. In der Küche des S.A.M steht der japanische Koch Tokinori Sunaba, er richtet moderne japanische Küche an. "Meat" wie der Name des Lokals suggeriert, gibt es derzeit noch weniger, Rinderfilet und dergleichen soll dazukommen, heißt es, wenn die Stadt Gas in der Küche erlaubt.

Positiv überrascht waren wir bei unseren Besuchen, weil wir nicht das übliche Portfolio (6 x California Roll, 6 x Avocado Maki etc.) vorfanden, sondern eine Entdeckerkarte. Weil wir Hunger hatten, wählten wir zuerst aus den japanischen Tapas aus, die 3 bis 8 Euro kosten. Der Seetang-Salat hätte knackiger sein dürfen, den reisessigsauren Kartoffelsalat mochten wir aber sehr, auf Wiedervorlage stellten wir die Mango-Veggie-Rolls aus Avocado, Frischkäse und Babyleaf-Salat in Reispapier, die uns überzeugten, weil sie süß und fruchtig und knackig waren. Beim zweiten Besuch bestellten wir sie noch einmal, und dazu einige Fusion Rolls.

Unser Highlight war Dragon River (13 Euro, 6 Stück), flambierter Flussaal, Garnelen, Avocado und Gurken sind drauf und drin, wunderbar süßrauchig schmeckt der Aal, fein austariert im Geschmack, nicht zu tranig, nicht zu trocken. Neugierig wandten wir uns den Westend Rolls (18 Euro, 6 Stück) zu, die vielleicht in Korrespondenz zum geplanten schicken Polsterlokal stehen sollten. Trüffel ist wohl nicht die ureigene Zutat fürs chichifreie Westend, auch wenn die Straße runter der inoffizielle Monaco-Franze-Platz ist. Aber gut, die Idee eines signature dishes fürs Viertel ist ja nett. Für unsere Zunge aber war der über dem feinfrischen Lachs gehobelte Trüffel zu flach im Geschmack, was durch eine große Gabe Trüffelöl kompensiert werden sollte, die jede Nuance übertünchte.

Sushi and Meat: Eine Bowl auf Getränkekisten: Die Speisen im "Sushi and Meat" sind kunstvoll angerichtet.

Eine Bowl auf Getränkekisten: Die Speisen im "Sushi and Meat" sind kunstvoll angerichtet.

(Foto: Stephan Rumpf)

Als Aushängeschild taugen da eher die Superfood Rice Bowls, die hier auf fast jedem Tisch stehen. Reis mit Hijiki-Seetang ist drin, Quinoa, Gojibeeren, Mango, Edamame, Salate, für extra Crunch sorgen Kürbiskerne, Sesam und Lotuschips. Wir haben sie mit Teriyaki-Huhn im Mittagsmenü (9,90 Euro) gegessen und regulär als Salmon Bowl mit Lachs und Lachskaviar (15 Euro). Der Fisch war wieder sehr frisch, bei den Hühnerbruststücken war uns ein Teil des Specks zu kross, der andere zu schwabbelig. Ein Höhepunkt aber war das Ajitama darauf, ein gekochtes und mariniertes Ei, das reich nach Soja, Dashi und Fusel schmeckte.

Unser absoluter Favorit war aber, wofür wir eigentlich das Lokal aufgesucht hatten: Ramen (12,50 Euro). Man wählt für seine Wunschsuppe Nudelsorte (Weizen, Reis, glutenfrei), Brühe (Miso, Schwein, Seetang) und Beilage (Fleisch, Veggie, Meeresfrüchte). Wir waren sehr zufrieden mit der Veggie-Variante. Die Miso-Seetang-Brühe mit dünnen Ramennudeln war fein abgestimmt und hatte dieses besondere Aroma, das man umami nennt, ein herzhaft-würziger Geschmack, den man vielleicht so übersetzen kann: ein Pott Glück.

Alkohol? Haben wir uns gespart. Wir sind im Pop-up-Restaurant im Frühjahr so gestartet, wir bleiben dabei. Gute Laune haben wir trotzdem.

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