Man sieht Susanne Wiebe nichts an, die Designerin wirkt wie immer. Vital und aufgedreht, ganz die herumwuselnde Münchnerin, die einen in der Vergangenheit allein durch ihre Dauerenergie in Beschlag nahm und faszinierte. Deren Kundinnen mit dem markanten Wiebe-Design über Münchens Gesellschafts-Parkett flanieren. Bunt, Plissee, ein eher lautes Design, dafür steht Wiebe seit Jahrzehnten, und auch für eine klare Meinung zu ihrer Stadt. Mehrere Einladungen jährlich in das Atelier in der Martiusstraße gab es, hauptsächlich lokale Prominenz kam da: Minister, Darsteller, das waren Münchner Momente und Abende. Waren. Denn auf einmal riefen sich Mitte vergangenen Jahres die Klatschreporter zu: Was ist mit der Wiebe los? Der Laden war leer. Und Wiebe auch. Rief sie bei Journalisten vorher gerne noch täglich an, wenn die zum nächsten Event noch nicht zugesagt hatten, ging sie nun gar nicht erst ans Telefon. Das hatte es seit der Erfindung des Handys nicht gegeben. Und nun, an einem warmen Juli-Vormittag, läuft die 68-Jährige guter Dinge, ins Café Kreuzkamm und redet los. Über ihre wohl härteste Zeit, kaum fähig zu hören, zu sehen und zu schmecken. Aber Wiebe wäre nicht Wiebe, wenn sie aus ihrem langen gesundheitlichen Leiden nicht Kraft geschöpft hätte. Obwohl sie die Salzburg-Außenstelle sowie ihre geliebte Martiusstraße aufgeben musste.
Designerin Susanne Wiebe:„Berlin mit dem heruntergekommenen Wahnsinn ist nicht mehr so besonders“
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Nach einer Corona-Infektion blieb Modemacherin Susanne Wiebe lange krank. Ein Gespräch über diese schlimme Zeit, Modetrends und die Frage, warum München sie gerade an New York erinnert.
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