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Studieren in München:Ringen um den Preis für das Semester-Ticket

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Von Thomas Anlauf, München

Das Semesterticket für die etwa 115 000 Münchner Studenten wird vom kommenden Wintersemester an wohl deutlich teurer werden. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund MVV und die am Semesterticket beteiligten Verkehrsunternehmen wollen an diesem Mittwoch dem Studentenwerk und Studentenvertretern erstmals konkrete Zahlen auf den Tisch legen, wie viel Studenten künftig pro Halbjahr zahlen sollen.

Die geforderten Preissteigerungen sind beachtlich: Nach SZ-Informationen schlägt der MVV einen Aufschlag von 15 Prozent vor. Das wären demnach etwa 72 Euro statt bisher 62,50 Euro für den sogenannten Solidarbeitrag, den alle Studenten pro Semester entrichten müssen, ob sie den öffentlichen Nahverkehr nutzen oder nicht.

Die Semester-Isarcard würde demnach künftig etwa 182 Euro statt bisher 157,60 Euro kosten und wie bisher im MVV-Gesamtnetz gelten. Wenn es nach der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG ginge, könnte es sogar noch teurer werden. In Studentenkreisen war zuletzt von einer 26-prozentigen Preiserhöhung die Rede, allerdings sei dies nur eine "vorläufige Berechnung" von Seiten der Münchner Verkehrsgesellschaft gewesen.

MVG-Sprecher Matthias Korte wollte am Dienstag keine Zahlen nennen, "das werden die Verhandlungen zeigen - und die sind schon schwierig genug".

Ungewissheit bei den Studentenvertretern

Beim MVV ist man hingegen zuversichtlicher, was die Verhandlung mit den Studentenvertretern angeht. "Wir hoffen, dass es dann ein abschließendes Ergebnis gibt", sagt MVV-Sprecherin Beate Brennauer. "Es liegt jetzt was auf dem Tisch."

Auch sie will mit dem Verweis auf das interne Treffen keine Zahlen nennen und auch nicht bestätigen, ob sich die Verkehrsunternehmen - neben der MVG sind das die Deutsche Bahn (DB) und die Bayerische Oberlandbahn (Bob) - bereits auf ein gemeinsames Angebot an die Studenten einigen konnten.

Die Studentenvertretungen der Hochschulen in München geben sich vor der nächsten Verhandlungsrunde an diesem Mittwoch ebenfalls zurückhaltend. Man sei allerdings "etwas ratlos, wie es dann weitergehen soll", heißt es bei der Studentenvertretung.

Denn die vom MVV geforderte Preissteigerung beziehe sich lediglich auf das Wintersemester, schon für das darauffolgende Halbjahr sind beim MVV nach SZ-Informationen weitere Aufschläge im Gespräch. Diese Ungewissheit macht es für die Studentenvertreter nicht gerade einfach, schließlich müssen sie der Vollversammlung ein Gesamtpaket vorlegen, mit dem die Studenten dann mittelfristig kalkulieren können.

75 Prozent aller Studenten kaufen die Semester-Isarcard

Dabei sind die Studentenvertreter durchaus bereit, Preiserhöhungen zu akzeptieren. Nach eigenen Angaben haben sie eine 5,3-prozentige Teuerung des Tickets angeboten.

Bislang ist das im Winterhalbjahr 2013/14 eingeführte Semesterticket nur ein Pilotprojekt, das offiziell zum Ende des Sommersemesters 2016 ausläuft. Ein Marktforschungsinstitut hatte ein Jahr lang im Auftrag der Verkehrsunternehmen das Nutzungsverhalten der Münchner Studenten untersucht.

Demnach ist das Ticket offenbar ein großer Erfolg. Das Studentenwerk spricht von 75 Prozent aller Studenten, die zusätzlich zum verpflichtenden Solidarbeitrag auch die Semester-Isarcard bezahlen. Das sind fünf Prozent mehr als die ursprünglichen Zielzahlen der Verkehrsunternehmen.

Den Erfolg des Tickets unterstreicht auch Gudrun Elser, kaufmännische Geschäftsleiterin der S-Bahn: "Die S-Bahn München möchte das Semesterticket gerne erhalten, weil es von den Studierenden sehr gut angenommen wird." Allerdings müsse nun eine Lösung gefunden werden, "die nicht einseitig zu Lasten der Verkehrsunternehmen und damit zu Lasten der anderen Fahrgäste führt".

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Quelle:
SZ vom 30.03.2016
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