Studienbeginn:Tipps für Erstsemester: "Lasst euch nicht narrisch machen"

Sechs Studenten und Hochschul-Mitarbeiter verraten, was "Erstis" zu Studienbeginn nicht verpassen sollten, warum Vorlesungen wichtig sind - und wo es das günstigste Bier gibt.

Von Sophia Baumann und Franziska Stadlmayer

1 / 7

Wer darf studieren?

Quelle: Peter Kneffel/dpa

Am Montag hat das Wintersemester begonnen. Allein an TU, LMU und Hochschule München haben 20 000 neue Erstsemester ihr Studium aufgenommen. Was für ihr Studium und die ersten Wochen wichtig ist? Wir haben sechs Studenten und Hochschul-Mitarbeiter gefragt.

2 / 7

Florian Siekmann, 22, Studierendenvertretung an der LMU:

-

Quelle: privat

"Man wirft großen Unis oft vor, dass sie unpersönlich sind. Deshalb begrüßen wir die Erstsemester im Hauptgebäude mit Handschlag und Infomaterial. Häufige Fragen: alles zum Bafög-Antrag und wo die Erstsemesterveranstaltungen stattfinden. Mit der Begrüßung erreichen wir gut 4000 der 10 000 Erstsemester an der LMU. Ich selber bin jetzt im sechsten Semester Chemie und erinnere mich noch gut an meinen Studienstart. Alles war neu und aufregend. Eine eigene Wohnung, eine fremde Stadt und ein neuer Lebensabschnitt. Mein Tipp: Sucht euch schnell Freunde, das macht alles leichter. Und wendet euch bei Fragen an die studentischen Vertreter, die wissen oft besser Bescheid als die Profs. München ist toll, aber leider sehr teuer. Trotzdem sollten Studenten mal feiern gehen. Da empfiehlt sich die 'Erstiwoche', wo 'Erstis' für 16 Euro eine Woche lang jeden Abend Eintritt in einen anderen Club bekommen. So kann man günstig die Münchner Clubszene und die Mitstudenten kennenlernen. Ansonsten sind Studentenfeiern unschlagbar, da kriegt man das Bier auch in München noch zu vernünftigen Preisen."

3 / 7

Andrea Kick, 43, Leiterin der Studienberatung an der TUM:

-

Quelle: Eckert / Heddergott; privat

"Viele Studierende sagen mir, sie hätten gerne konkreter gewusst, was auf sie zukommt - sowohl inhaltlich als auch strukturell: Was mache ich im Studium? Welche Fächer habe ich? Und wo sind die Räume? Es wäre hilfreich, sich schon vorher mal an der Uni umzusehen. Ich habe auch meine studentischen Hilfskräfte zum dem Thema befragt. Sie hätten sich gewünscht, dass jemand im ersten Semester zu ihnen gesagt hätte: "Bleibt einfach cool. Lasst euch nicht narrisch machen. Alle reden immer nur von Prüfungen, vom Durchfallen. Entspannt euch und genießt eure Studienzeit." Trotzdem sollte man vor allem am Anfang nicht zu viel nebenbei arbeiten und nicht zu viel Party machen. Wenn man das erste Semester verschläft, hängt einem das lange nach, gerade im Bachelor/Master-System, bei dem am Ende jedes Semesters Prüfungen anstehen. Wichtig ist auch, Kontakte zu Kommilitonen oder höheren Semestern zu knüpfen und gemeinsam zu lernen, denn: Nicht alles steht in den Skripten. Ein Einzelkämpfer hat es immer schwerer."

4 / 7

Florian Hirschmann, 25, Wirtschaftsinformatik-Masterstudent an der TUM:

-

Quelle: privat

"Im ersten Semester hatte ich wenig Motivation. Zu viele theoretische Grundlagenfächer und zu wenig Praxis. Aber es wurde von Semester zu Semester besser. Inzwischen studiere ich im vierten Mastersemester. Im Master ist der Studiengang internationaler geworden und ich kann mehr nach Interessen wählen. Mein Tipp für Erstsemester: durchhalten, das erste Semester steht inhaltlich nicht für das ganze Studium. Und man sollte auch Sachen ausprobieren, die nicht in den Lehrplan gehören, etwa bei UnternehmerTUM. Auch ich habe schon bei der Reihe "Think.Make.Start." mitgemacht, die Studenten verschiedener Fachrichtungen zusammenbringt, damit sie gemeinsam ein Produkt entwickeln. Meine Gruppe baute eine Warnweste mit Bremslicht. Nach langen Unitagen empfehle ich für ein Bier das Atzinger in der Nähe der LMU. Bei uns in Garching gibt es ja nichts."

5 / 7

Katharina Vass, 60 Jahre, Professorin für Chemie an der FH München:

-

Quelle: privat

"Ich unterrichte Studenten vom ersten bis zum siebten Semester in verschiedenen chemischen Fächern und stelle mir öfter die Frage, ob sich die Studenten im Laufe der Jahre verändert haben. Meine Antwort: Die Erstsemester sind immer gleich. Sie sind gespannt, neugierig auf das was kommt und nervös. Unterschiede zeigen sich im Vergleich zu den höheren Semestern. Man merkt, dass nach den ersten Klausuren, in denen ausgesiebt wird, vor allem die Interessierten und Engagierten übrig bleiben. Da wird in den Vorlesungen richtig diskutiert. Das Studium hat sich seit meiner Zeit verändert. Bei uns gab es Grundlagenchemie eins bis drei. Heute haben die Fächer alle individuelle Namen, lehren aber im Grunde dasselbe. Mein Tipp an die Erstsemester bleibt immer gleich: Arbeitet von Anfang an mit, das erspart euch viel Ärger. Aber ganz ehrlich, immer habe ich das auch nicht gemacht. Diese Freiheit gehört zum Studentenleben. Wirklich sinnvoll finde ich Lerngruppen, zu denen sich meine Studenten inzwischen zusammenschließen. Aber bitte vergesst vor lauter Ehrgeiz nicht den Spaß: So viel Freiheit wie im Studium habt ihr nie wieder!"

6 / 7

Daniel Pelloth, 20, Politik-Student an der LMU, jetzt im 3. Semester:

-

Quelle: privat

"Der Studienbeginn letztes Jahr war ungewohnt für mich. Auf einmal war es komplett egal, ob ich da bin oder nicht und ob ich in der Vorlesung zuhöre. Das war in der Schule anders. Trotzdem habe ich in meinem ersten Studienjahr gelernt, dass man die Vorlesungen nutzen sollte: Also hingehen und zuhören, denn das Verstehen fällt einem so leichter. Einfach die Folien durchlesen reicht nicht immer, da der Prof manchmal mehr sagt, als da draufsteht. Im ersten Semester wusste ich sowas noch nicht. Da habe ich zwar auf die Prüfungen gelernt, den Stoff aber nicht wiederholt. Das war von den Ergebnissen her nicht optimal, aber man lernt ja jedes Semester dazu. Dass ich mich für die LMU entschieden habe, bereue ich nicht, sie ist allerdings sehr groß und man verläuft sich leicht. Vor dem neuen Semester werde ich mir deshalb wieder die Seminarräume in der Raumfinder-App der LMU anschauen. Ich studiere vor allem deshalb in München, weil ich nach der Schule nicht wegziehen wollte. Das hat einen großen Nachteil: Ich habe hier noch nicht viel Neues erlebt."

7 / 7

Maria-Magdalena Bauer, 40, Psychotherapeutische und Psychosoziale Beratungsstelle:

-

Quelle: privat

"Manche Studierende haben Probleme, hier anzukommen, insbesondere wenn sie neu in die Stadt gezogen sind: Sie sollen Kontakte knüpfen, ins Studium finden, alleine zurechtkommen. Doch viele Erstsemester sind ein ganzes Stück jünger als früher. Sie müssen erst lernen, selbst aktiv zu werden: Anders als in der Schule, bekommt man im Studium nicht alles serviert. Viele setzen sich dann unter Druck. Es ist jedoch wichtig, sich am Anfang Zeit zum Ankommen zu geben. Hierzu kann man unterschiedliche Angebote zum Kennenlernen nutzen, sich mit Kommilitonen vernetzen. Auf keinen Fall sollte man den Kopf in den Sand stecken, sobald es Probleme gibt. Einige haben die Tendenz, sich dann zurückzuziehen statt Hilfe zu suchen. Man kann sich zum Beispiel an den Studienkoordinator oder an uns wenden. Zudem gibt es viele Kursangebote. Rückzug ist auf jeden Fall eine schlechte Strategie."

© sz.de/imei
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: