Süddeutsche Zeitung

Studie:Junger Stadtrand

Ein Fünftel der Einwohner im Landkreis München ist jünger als 20, in den nächsten zehn Jahren wird ihr Anteil weiter steigen

Von Iris Hilberth

Wenn im Landkreis München wieder einmal ein neues Baugebiet ausgewiesen wird, wenn es durch Nachverdichtung weiteren Zuzug in die Gemeinden gibt, dann müssen die Kommunalpolitiker stets die Infrastruktur, vor allem auch für Kinder und Jugendliche, aufstocken. Der Landkreis boomt, seine Einwohnerzahl wächst und mit ihr vor allem die Anzahl der Familien.

Etwa 349 000 Einwohner werden hier inzwischen gezählt, darunter 91 500 Kinder und Jugendliche zwischen null und 25 Jahren, ein Fünftel ist jünger als 20. Damit leben heute etwa 20 000 junge Menschen mehr im Landkreis München als zur Zeit des Mauerfalls vor 30 Jahren. Und die Tendenz geht weiter nach oben: In den kommenden zehn Jahren rechnet das Münchner Landratsamt mit einer Steigerung um 8200 Kinder und Jugendliche auf dann 97 700.

Jährlich gibt das Landratsamt eine Broschüre heraus, in der sie interessante Daten aus dem Landkreis zusammengestellt hat, stets mit einem Themenschwerpunkt. Dieses Mal stehen die Kinder und Jugendlichen im Fokus des 43 Seiten starken Heftes, denn die Herausforderung der Kommunen für diese Bevölkerungsgruppe ist groß, das Aufgabenspektrum umfangreich. Es reicht von "A" wie Adoption bis hin zu "Z" wie Zuschuss, neben verkehrlicher Infrastruktur und bezahlbarem Wohnraum gilt es für die Öffentliche Hand vor allem, genügend Schul- und Betreuungsplätze bereit zu stellen und die neu geschaffenen Stellen mit ausreichend und qualifiziertem Personal zu besetzen.

Im Landkreis werden jährlich durchschnittlich 9,3 Kinder pro tausend Einwohner geboren, im Jahr 2017 waren es 3223, wobei die Gemeinde Aying mit 14,3 die höchste Geburtenrate aufweist. Durchschnittlich sind die Mütter im Landkreis bei der Geburt ihres ersten Kindes 32,3 Jahre alt, im Jahr 2017 waren 20 unter 20 Jahre und 209 älter als 40. Für Eltern von Kindern bis zu drei Jahren stellt Landrat Christoph Göbel (CSU) im Vorwort der Broschüre vor allem das Unterstützungsangebot "Anderl" heraus, eine interdisziplinäre Beratungsstelle, die es mittlerweile seit zehn Jahren gibt.

Allein in der Sitzungswoche des Kreistags vor den Herbstferien ließ sich erahnen, wie umfangreich die Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie die finanziellen Leistungen und Hilfestellungen für Kinder und ihre Eltern im Landkreis sind: Etwa 40 verschiedene Dienstleistungen bietet das Landratsamt an. So stand im Sozialausschuss unter vielem anderen der Entwurf des Haushaltsplans 2020 für die Bereiche Sozialhilfe, Bildung und Teilhabe auf der Tagesordnung. Zwei Tage später ging es im Jugendhilfeausschuss etwa darum, dass im kommenden Jahr 857 000 Euro notwendig sind, gut 3000 mehr als im Vorjahr, um junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung zu fördern, Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei den Erziehungsaufgaben zu beraten und zu unterstützen, Kinder und Jugendliche vor Gefahren zu schützen und einen Beitrag zur Schaffung und Erhaltung von positiven Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien zu leisten.

Auch die Ausgaben für Bildung und Teilhabe gehen nach oben. Im Haushaltsplan 2020 wird mit gut 1,1 Millionen Euro erstmals die Millionengrenze überschritten. Zwischen 2011 und 2018 ist - in der Broschüre anschaulich dargestellt - die Anzahl der Kinder, die solche Leistungen erhalten, um 87 Prozent gestiegen, von 652 auf 1221. Zudem wurde die Jugendsozialarbeit in den vergangenen Jahren sukzessive aufgestockt. 99,59 Planstellen gab es im Schuljahr 2018/2019 an insgesamt 80 Schulen im Landkreis. Insbesondere an den Grundschulen wurden viele Einsatzstunden geleistet, das Landratsamt listet 1762 an 44 Standorten auf. Auch 14 der 15 Gymnasien profitieren von der Jugendsozialarbeit, sowie 13 Mittelschulen, fünf Realschulen, zwei Förderschulen, eine Berufsschule und eine Wirtschaftsschule. Insgesamt hat der Landkreis 3,7 Millionen Euro für Jugendsozialarbeit an Schulen ausgegeben.

Die Broschüre "Auf einen Blick", die zudem Zahlen zur Mobilität, Luft- und Raumfahrt, Umweltmanagement, Tierschutz oder Wirtschaftsförderung enthält, ist im Landratsamt München und in den Rathäusern kostenlos erhältlich. Gedruckte Exemplare können per E-Mail an die Pressestelle des Landratsamts unter pressestelle@lra-m.bayern.de bestellt werden. Digital kann sie auf der Website des Landkreises unter www.landkreis-muenchen.de/broschueren heruntergeladen werden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4659804
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 29.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.