Studie im Sozialausschuss:Hilfe für wohnungslose LGBTI-Menschen

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Von Thomas Anlauf

Wohnungslose Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell, trans oder inter (LGBTI) sind, leiden häufig unter Anfeindungen und sogar Gewalt. Das hat eine Befragung von 216 Fachkräften der Münchner Wohnungslosenhilfe ergeben. "Wenn 16 Prozent der teilnehmenden Fachkräfte angeben, bereits körperliche und/oder sexuelle Gewalt gegen LGBTI* in ihren Einrichtungen wahrgenommen zu haben, ist der Handlungsbedarf zum Schutz von LBGTI* hoch", schreiben Oberbürgermeister Dieter Reiter und Sozialreferentin Dorothee Schiwy im Vorwort der Studie, über die am Donnerstag im Sozialausschuss des Stadtrats diskutiert wird.

Die Studie habe gezeigt, dass die Situation für LGBTI in der Wohnungslosenhilfe "dringend verbessert werden muss", heißt es in der Beschlussvorlage für den Stadtrat. Ziel sei es unter anderem, mit einem Konzept Unwissen, Vorbehalte und Diskriminierung von LGBTI-Menschen in München abzubauen. So sollen Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe speziell geschult werden, um das Fachwissen zu diesem Thema beim Personal zu vertiefen, sowohl bei Mitarbeitern der Stadt als auch der freien Träger. Zudem soll die Unterbringung der Betroffenen verbessert werden, insbesondere auch die sanitäre Situation für LGBTI-Wohnungslose. Außerdem soll ein spezielles Schutzkonzept erstellt und im kommenden Jahr dem Stadtrat vorgelegt werden, bevor es umgesetzt wird.

Zur Situation der Menschen in Wohnungsloseneinrichtungen hatte die Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTI in Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat und dem Statistischen Amt im Sommer 2019 eine Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sofortunterbringungssystem durchgeführt. Eine der Erkenntnisse der Befragung war, dass knapp 35 Prozent der Mitarbeiter angaben, dass sie den Anteil an LGBTI in der Wohnungslosenhilfe als geringer als in der Gesamtbevölkerung einschätzen - vor allem, weil die Betroffenen Angst hätten, sich offen als LGBTI zu zeigen und Ausgrenzung und Gewalt von anderen Bewohnern befürchteten. Die Befragten gaben an, dass sie vor allem Trans-Personen für besonders schutzbedürftig halten (84,2 Prozent). Gleichzeitig gaben sie aber auch zu fast 80 Prozent an, dass die Wohnungslosenhilfe für diesen Personenkreis nicht in der Lage sei, einen geschützten Rahmen zu bieten. Demgegenüber sagte lediglich etwa jeder vierte Befragte, dass es spezielle Angebote für LGBTI-Personen in der jeweiligen Einrichtungen oder im Arbeitsfeld gebe. Demnach gibt es nur in jeder fünften Einrichtung Infomaterial für die Betroffenen offen ausliegen.

© SZ vom 11.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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