Die Münchner legen deutlich mehr Wege in Bussen und Bahnen zurück als noch vor einigen Jahren. Auch der Anteil des Fahrrads am gesamten Verkehrsaufkommen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Das zeigt eine Studie des Bundesverkehrsministeriums, an der sich auch die Stadt und der Landkreis München sowie der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) beteiligt haben.
Die Ergebnisse: Der Anteil der Stadtbewohner, die an einem durchschnittlichen Tag außer Haus unterwegs sind, sank leicht - von 91 auf nun 88 Prozent. Ähnlich verhält es sich im MVV-Raum. Öfter als noch vor einigen Jahren steigen die Menschen dann aber aufs Fahrrad oder in die öffentlichen Verkehrsmittel ein. Der Anteil des Radverkehrs stieg von 14 Prozent bei der vorherigen Erhebung im Jahr 2008 auf mittlerweile 18 Prozent. Bei der Erhebung im Jahr 2002 lag der Anteil noch bei zehn Prozent. Befragt wurden diesmal 14 410 zufällig ausgewählte Haushalte im Großraum, 8195 davon innerhalb Münchens.

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Die MVG rüstet für etwa 30 Millionen Euro ihre Kommunikation auf. Den Großteil werden wohl die Fahrgäste bezahlen.
Auch die Busse und Bahnen werden mittlerweile intensiver genutzt. Lag der Anteil der Öffentlichen 2008 noch bei 21 Prozent, beträgt der Wert aktuell 24 Prozent. Der Anteil der Autofahrer (Selbst- und Mitfahrer addiert) ging von 37 auf 34 Prozent zurück, auch zu Fuß sind die Menschen relativ gesehen weniger oft unterwegs.
OB Dieter Reiter (SPD) spricht von einem "erfreulichen Ergebnis für München". Den Trend hin zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln werde die Stadt "in den nächsten Jahren durch einen groß angelegten Ausbau des Nahverkehrsnetzes sowie ein breiteres Radwegenetz weiter fortsetzen". Der Radfahrerklub ADFC bewertet die Zahlen hingegen als "eher enttäuschend". Vor Jahren hatte der damalige Dritte Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) für den Radverkehrsanteil ein Ziel von 25 Prozent bis zum Jahr 2021 genannt. "Davon ist München weit entfernt", sagt der Münchner ADFC-Vorsitzende Martin Glas.
Vorstöße der Stadtverwaltung zum Bau breiterer Rad-Trassen oder geräumiger Abstellanlagen würden von der Mehrheit im Stadtrat immer wieder ausgebremst. "Man hat den Eindruck, jeder einzelne Auto-Parkplatz, der zugunsten eines Radwegs oder einer -abstellanlage wegfallen soll, ist sakrosankt." Im Gegenzug fordert Michael Haberland vom Automobilklub "Mobil in Deutschland" den Platz für den Autoverkehr angesichts stetig steigender Zulassungszahlen nicht weiter einzuschränken, sondern auszubauen. "Der Autoverkehr in München explodiert", sagt Haberland. "Und die Stadt tut nichts für diesen wichtigen Verkehrsträger." Der Straßenraum ist also heiß umkämpft.
Zumal auch die Betreiber des öffentlichen Nahverkehrs angesichts der steigenden Nachfrage mehr Platz für ihre Fahrzeuge einfordern. So stellt Ingo Wortmann, Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), einen "weiteren Angebotsausbau" in Aussicht, um die steigenden Fahrgastzahlen auch in Zukunft bewältigen zu können und das Münchner Netz attraktiv zu halten. Am schnellsten geht das mit neuen Bussen - die können relativ kurzfristig bei den Herstellern bestellt, mit Fahrern bestückt und dann losgeschickt werden. Deshalb will der städtische Verkehrsbetrieb bis Jahresende unter anderem zwei neue Expressbus-Linien im Münchner Norden in Betrieb nehmen.
Innerhalb der nächsten fünf Jahre plant die MVG dann ein Netz aus etwa zehn Expressbus-Linien, die das aktuell auf die Innenstadt ausgerichtete Netz aus U- und Trambahnen durch Tangenten an den Rändern ergänzen und entlasten sollen. Dazu aber müssten an zahlreichen Straßen Busspuren eingerichtet werden, heißt es bei den MVG-Planern: "Ein Expressbus, der im Stau steht, bringt niemandem etwas." Ein weiteres Problem für den städtischen Verkehrsbetrieb: Ihm fällt es zunehmend schwer, genügend Personal für den Betrieb der vielen neuen Linien zu finden.
In deutlich längeren Zeitabschnitten müssen die Planer hingegen beim Ausbau der Tram- und U-Bahn-Angebote vorgehen. So hat der Stadtrat zwar den Bau der Tram-Westtangente durch die Fürstenrieder Straße beschlossen, mit deren Fertigstellung rechnen die Planer aber nicht vor Mitte des nächsten Jahrzehnts. Ähnlich sieht es bei der umstrittenen Nordtangente durch den Englischen Garten aus, der grundsätzliche Beschluss dazu soll Ende 2019 fallen.
Bei der U-Bahn laufen aktuell die Bauvorbereitungen für die Verlängerung der U 5 nach Pasing; das Großprojekt U 9, das die hochbelasteten Innenstadtlinien U 3 und U 6 entlasten soll, steckt indes noch tief drin in den ersten Planungsphasen. Mit einer Inbetriebnahme dieser neuen Linie quer durch die Innenstadt rechnen die Planer nicht vor dem Jahr 2035.