Süddeutsche Zeitung

Studenten kaufen Fahrkarte:Selbstläufer Semesterticket

Das neu eingeführte Semesterticket ist ein Erfolg: Bereits 72.000 Münchner Studenten haben es gekauft. Dem Steuerzahler bleibt damit eine nennenswerte Belastung vorerst erspart. Mit Spannung erwarten die Verantwortlichen nun das Sommersemester.

Von Sebastian Krass

Das neu eingeführte Semesterticket ist ein durchschlagender Erfolg: Bereits 72 000 Münchner Studenten haben die sogenannte Isarcard Semester gekauft, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn in Bayern sagt. "Damit sind wir sehr zufrieden." Das Ticket kostet 141 Euro und berechtigt dazu, seit dem 1. Oktober ein halbes Jahr lang rund um die Uhr das gesamte Angebot des MVV zu nutzen.

Die Gesamtzahl der Studenten der sieben teilnehmenden Hochschulen steht noch nicht fest, man gehe derzeit von etwa 105 000 aus, sagte der Sprecher. Demnach hätten 68 Prozent der Studenten neben dem für alle verpflichtenden Sockelbetrag von 59 Euro ein Aufpreisticket für 141 Euro gekauft. Damit bleibt dem Steuerzahler eine nennenswerte Belastung durch die Einführung des Semestertickets vorerst erspart.

Denn die Schwelle von 70 Prozent, von der an das Semesterticket für den MVV nach eigener Rechnung aufkommensneutral wäre, ist so gut wie erreicht. Die Ausfallgarantie von 11,9 Millionen Euro, die der Münchner Stadtrat für zwei Jahre gegeben hat, müsste zumindest im ersten Semester kaum angetastet werden - zudem ist es möglich, dass die 70-Prozent-Marke im Lauf des Wintersemesters noch übersprungen wird.

"Für uns ist das natürlich ein Traum", sagt Stefan Bschorer, Student an der Technischen Universität (TU) und einer der Sprecher des Arbeitskreises Semesterticket. "Mit so einem Zuspruch hat vorher keiner wirklich gerechnet." Bei den Unternehmen, die das Ticket vertreiben - neben der Bahn die MVG, der MVV und die BOB -, habe man vorab auch eine Quote von 45 Prozent für möglich gehalten.

Der Einführung des Tickets waren in München jahrelange Diskussionen vorangegangen. Im vergangenen Jahr kam es dann zur Einigung, auch wegen der Garantie der Stadt. Ende 2012 schließlich sprachen sich in einer Urabstimmung 86,3 Prozent von etwa 60 000 teilnehmenden Studenten für die Einführung aus. In anderen großen Städten wie Berlin, Hamburg und Frankfurt ist das Semesterticket seit Jahren etabliert.

Mit Spannung erwarten die Verantwortlichen schon das Sommersemester. Dann, so ein Szenario, könnte die Zahl der Studenten, die das Rundum-Ticket kaufen, sinken, weil viele mit dem Fahrrad fahren. Andererseits hätten sich bereits nach einer Hin- und Rückfahrt zum Flughafen und ein paar Ausflügen zum Starnberger See die Kosten amortisiert, rechnet Bschorer vor. Wer nur den Sockelbetrag von 59 Euro zahlt, kann unter der Woche abends, zwischen 18 und 6 Uhr des Folgetags, am Wochenende und an Feiertagen unbeschränkt Bahn und Bus fahren.

Bisher beteiligen sich am Semesterticket die drei großen Münchner Hochschulen, Ludwig-Maximilians-Universität, TU und Hochschule München, sowie die Kunst- und die Musikhochschule, die Katholische Stiftungsfachhochschule und die private Hochschule für Angewandte Sprachen, auch bekannt als SDI. Zum Sommersemester, so ist es geplant, werden auch die Hochschule für Politik und die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf einsteigen.

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Quelle:
SZ vom 26.10.2013
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