Studenten bauen Rennwagen:Eine Hochschule gibt Vollgas

Der Uni-Rennstall: Bei der "Formula Student" fahren nur Autos der Marke Eigenbau. Die von Studenten konstruierten Rennwagen in Bildern.

Florian Meyer

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Studenten bauen Rennwagen

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Der Uni-Rennstall: Bei der "Formula Student" fahren nur Autos der Marke Eigenbau. Die von Studenten konstruierten Rennwagen in Bildern.

Die Laderampe des Kleintransporters gibt für einen kurzen Moment gefährlich nach, doch Florian Ruhland bleibt ruhig. "Noch zwei Schritte", ruft er seinen Teamkollegen zu. "Stop! Jetzt ablegen, aber vorsichtig." Behutsam stellen die sechs Studenten ihre Last ab - immerhin halten sie die Arbeit der vergangenen 18 Monate in ihren Händen. Ruhland drückt auf einen Knopf, die Laderampe senkt sich mit einem leisen Surren zu Boden, und das schwarze, etwa zwei Meter lange Rennauto rollt in den Hof.

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Florian Ruhland, 26, ist technischer Leiter von "Munich Motorsport", dem Rennstallprojekt der Hochschule München. Zusammen mit rund 100 Studenten hat er den Rennwagen "PW4.09" entworfen und gebaut. Der 240 Kilogramm schwere Flitzer steht jetzt im Hof des Hochschulgebäudes in der Lothstraße vor seiner Garage. Eine anstrengende Nacht liegt hinter den Studenten: Vor wenigen Stunden sind sie von der "Formula Student" am Hockenheimring zurückgekommen - "dem wichtigsten Rennen der Saison", wie Andreas Funkenhauser sagt - und schon werkeln sie wieder an ihrem Rennauto.

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Funkenhauser ist 24 Jahre alt, Projektleiter und einer der beiden Fahrer des Teams. Er steht neben dem selbstgebauten Boliden und überprüft die Hinterachse des Fahrzeugs, sein Telefon klingelt. "Kommst du auch noch?", fragt er seinen Kollegen, der gerade erst aufgestanden ist. "Wir arbeiten heute noch länger." Noch länger heißt: bis spät in die Nacht. In zwei Tagen steht das nächste Rennen an, am Wachauring in Österreich. Dort will sich die Mannschaft der Hochschule München verbessern. In Hockenheim hatten sie technische Probleme am Fahrzeug: "Links hinten hat das Rad geschlingert", erklärt Funkenhauser. Der Streckenposten rief das Rennauto aus dem Hütchen-Parcours. "Zum Glück", sagt Florian Ruhland, obwohl die Münchner dadurch Punkte in der Gesamtwertung verloren. "Wenn wir das Rennen nicht vorzeitig beendet hätten, wäre die Achse gebrochen, und wir könnten nicht in Österreich starten."

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Weltweit treten Universitäten und Hochschulen in der Formula Student gegeneinander an: Andreas Funkenhauser ist schon gegen Konkurrenz aus den USA, Indien und Japan gefahren. Ein gegnerischer Rennstall ist der Hochschule auch daheim in München erwachsen, denn auch die Technische Universität (TU) hat ein Formula-Student-Team in Garching. "Es wird uns immer nahegelegt, dass die TU unser größter Rivale sei", sagt Funkenhauser und lacht, "dabei helfen wir uns auch gegenseitig." Bei der Platzierung schaut er trotzdem besonders auf die Konkurrenz aus München: Unter den 78 am Hockenheimring angetretenen Mannschaften belegte die Hochschule den 38. Rang. Das Team der TU fuhr auf den vierten Platz. Erster wurden die Favoriten der Uni Stuttgart.

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"NB09" heißt der Rennwagen der TU München. "TUfast" nennt sich das Team mit einem Augenzwinkern - "schließlich sind wir die schnellsten Studenten der TU", steht als Begründung auf ihrer Internetseite. Die gute Platzierung am Hockenheimring gibt ihnen recht, die technischen Details ihres Rennwagens überzeugen: In nur 3,6 Sekunden beschleunigt der NB09 von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde. 91 PS treiben den 198 Kilogramm schweren Wagen an. Wie beim Fahrzeug der Hochschule München sind die meisten Fahrzeugteile Marke Eigenbau: das selbstentwickelte Lenkradsteuergerät, das Drei-Gang-Getriebe, die Antriebswellen und das handlaminierte Monocoque - der Körper des Rennwagens.

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Doch bei der Formula Student zählt nicht nur die Technik: Auch Präsentation, Design und Finanzkonzept fließen in die Bewertung bei Wettkämpfen ein. Die Teams beschäftigen eigene Pressesprecher, IT-Spezialisten und Finanzplaner.

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An der Hochschule München interessieren sich deshalb nicht nur Maschinenbauer und Wirtschaftsingenieure für den Rennsport, auch Pädagogen und Betriebswirtschaftler bringen sich im Team ein, kümmern sich um Marketing, Sponsorenwerbung und Personalmanagement.

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Andreas Funkenhauser hofft, dass sich im nächsten Semester mehr Frauen engagieren: "Viele haben Angst, dass sie ein Auto bauen müssen", sagt er. "Dabei ist das Rennprojekt der beste Weg in die Finanz- oder Personalabteilung von BMW oder Audi."

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Die Projekträume der Münchner Hochschule liegen in der Lothstraße. Die kleine Garage dient als Werkstatt, einen ehemaligen Lehrsaal nutzen die Studenten als Laminierraum, einen anderen für die Fahrzeugelektronik. Im Flur steht der "PW3.08", das Modell des vergangenen Jahres. Bald werden die Studenten auch das diesjährige Fahrzeug in den Flur stellen: Auf dem Rennen in Österreich hat sich die Hochschule München als achtes von 21 Teams zwar gut gehalten. Doch um die schnellste Hochschule der Stadt zu werden, schrauben die Studenten im Herbst an einem neuen Rennwagen.

(Text: SZ vom 26.08.2009/pfau Fotos: oh)

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