Streusalzlager in Straubing:Glatteis-Versicherung für München

Streusalzlager in Straubing: Ein Arbeiter in einer Lagerhalle im Hafen von Straubing. Unter anderem von dort wird die Landeshauptstadt mit Tausalz beliefert.

Ein Arbeiter in einer Lagerhalle im Hafen von Straubing. Unter anderem von dort wird die Landeshauptstadt mit Tausalz beliefert.

(Foto: Marco Völklein)

Tausende Tonnen Tausalz lagern im niederbayerischen Straubing - für kalte und rutschige Tage in München. Die heftigen Schneefällen reichen die trotzdem Vorräte nur für wenige Tage - dann muss der Nachschub rollen.

Von Marco Völklein

Um seinen Schatz zu begutachten, muss sich Erich Eder ins Auto setzen, gut 90 Kilometer von Burghausen nach Straubing fahren, dort eine Treppe mit drei Dutzend Stufen bezwingen und einen Mitarbeiter der Hafenverwaltung bitten, die Türe zu dem gut 100 Meter langen, ziemlich unscheinbaren Schuppen aufzusperren. Was dann dort zu sehen ist, ist die lange Anreise wert: Auf einem Holzsteg, auf dem auch ein Förderband montiert ist, können Besucher die Halle in voller Länge ablaufen. Rechts und links von ihnen türmen sich Berge aus Granulat. Ein kleiner Teil davon ist Dünger. Das allermeiste allerdings ist Salz. Tausalz für den Winterdienst. Tausalz auch für München.

Per Lkw oder Schiff auf der Donau schafft Eder das Streusalz das gesamte Jahr über nach Straubing, in eine seiner bundesweit sieben Lagerstätten für Tausalz. Eder ist mit seinem Burghausener Unternehmen EHB der Exklusivlieferant für die Stadt München. Seit etwa einem Jahr läuft der Vertrag; noch mindestens bis Herbst 2015 kommt das Salz für die Münchner Straßen von Eder. Neben der Landeshauptstadt beliefert der Unternehmer rund 300 weitere Kommunen sowie private Dienstleister, die zum Beispiel im Auftrag von Unternehmen deren Firmenareale von Eis und Schnee befreien. Zu den genauen Konditionen mit der Stadt schweigt sich Eder aus. Klar ist aber: München ist Eders wichtigster Kunde. Die Stadt habe bei der Salzversorgung "oberste Priorität".

Die benötigten Mengen müssen da sein

Etwa 17 000 Tonnen hat Eder in seinen Hallen allein für das Baureferat eingelagert. Hinzu kommen knapp 14 000 Tonnen, die in den vergangenen Monaten nach München geliefert und hier - verteilt auf insgesamt fünf Vorratshallen - eingelagert wurden. Damit kommt der städtische Winterdienst bei einem heftigen Kälteeinbruch aber nur ein paar Tage über die Runden. Danach muss der Salznachschub rollen. Denn sollten die Lager wirklich mal leer laufen, dürfte es teuer werden. Vor allem für den Exklusivlieferanten Eder.

Die Stadt hat mit ihrem Lieferanten happige Vertragsstrafen vereinbart, sollte er mal nicht die benötigten Mengen liefern. Drei Tage warten die Abnehmer höchstens, sagt Eder - dann greift die Strafklausel im Vertrag. Dann kann die Stadt für viel Geld Salz bei Eders Konkurrenten ordern und den Differenzbetrag ihm in Rechnung stellen. Und das kann richtig teuer werden: Wenn der Winter ganz Deutschland im Griff hat, alle ordern und das Salz knapp wird, klettern die Preise rasant. Da könne die Tonne locker das Doppelte von dem kosten, was normalerweise gezahlt wird. Dafür einstehen muss dann Eder.

Lange Wege für das Salz

Daher sind er und seine sechs Mitarbeiter gerade in harten Wintern schwer damit beschäftigt, immer wieder Nachschub ranzuschaffen. "Der limitierende Faktor sind die Bergwerke", sagt Eder. Er bezieht sein Salz zum Großteil aus zwei Lagerstätten. Eine liegt in Stetten in Schwaben. Und eine in Thüringen bei Sondershausen. Kommen die aber mit der Produktion nicht mehr nach, muss Eder bei anderen Lieferanten bestellen. In Belgien etwa gebe es einen Großhändler, "der hat ständig 450 000 Tonnen Salz rumliegen", erzählt Eder. Wenn er dort eine Schiffsladung mit vielleicht 2500 oder gar 3000 Tonnen Salz ordert und diese auf Rhein, Main und Donau bis nach Straubing bringen lässt, "dann ist das gerade mal so, wie wenn man eine Schippe Sand aus dem Sandkasten nimmt". Auch aus Holland, Marokko und Vietnam hat der Salzspezialist in der Vergangenheit schon seine Ware bezogen.

Generell allerdings verzichte er möglichst darauf, das Salz aus weit entfernten Regionen zu beschaffen, sagt Eder. Das ständige Umladen, meist auch noch unter freiem Himmel, bekomme dem Salz nicht. "Das bappt dann regelrecht zusammen", sagt Eder. Daher sorgt er lieber vor. Kauft rechtzeitig die Ware aus heimischen Bergwerken. Und lagert sie ein. Wie in der unscheinbaren Halle im Straubinger Hafen.

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