Streit unter Rockerbanden:"Wer an der Türe steht, der hat die Macht"

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Die schwarzen Lederkutten sind das Markenzeichen der "Black Jackets". (Foto: Polizei)

Die Black Jackets sorgen unter den Münchner Rockerbanden für Ärger: Sie stänkern, schlägern und versuchen, sich sich in die Türsteher-Szene zu drängen. Zwei Polizeibeamte über eine beunruhigende Entwicklung.

Von Florian Fuchs und Susi Wimmer

Bislang herrschte in München eine relativ friedliche Koexistenz: Bandidos legten sich nicht mit Hells Angels an, Motorrad-Clubs wie Gremium oder Trust MC fielen nicht weiter auf. Man kannte sich und ging sich aus dem Weg. Doch jetzt gerät das fragile Gefüge zwischen Rockern, rockerähnlichen Gruppierungen und Streetgangs ins Wanken. Fast jedes Wochenende gibt es Ärger mit Mitgliedern der neu gegründeten Streetgang Black Jackets. Andreas Gollwitzer und Uwe Dörnhöfer vom zuständigen Fachkommissariat der Münchner Polizei bereitet diese Entwicklung "massive Bauchschmerzen".

SZ: Vor einem halben Jahr hat sich die Streetgang Black Jackets in München gegründet. Der Ärger in der Szene ließ offenbar nicht lange auf sich warten.

Gollwitzer:Das Auftreten der Black Jackets ist massiver geworden. Wir registrieren Straftaten, Stänkereien. Vielleicht wollen sich die Mitglieder hier einen Namen machen, vielleicht wollen sie Macht in der Szene erlangen - wir wissen es nicht.

Was verstehen Sie unter "Stänkereien"?

Gollwitzer: Die Black Jackets tauchen fast jedes Wochenende an den bekannten Feier-Örtlichkeiten auf, in der Nähe vom Ostbahnhof, in der Innenstadt. Sie sind in kleinen Gruppen unterwegs, einige tragen schwarze Kutten, und sie legen sich mit den Türstehern an. Sie stänkern ohne ersichtlichen Grund, machen Ärger; teilweise reden sie auch die Gäste aggressiv an. Es gibt Schlägereien. Die Clubbetreiber wenden sich an uns. Die Spannung in der Szene ist da.

Das klingt so, als wollten sich die Black Jackets in die Türsteher-Szene drängen.

Dörnhöfer: Wer an der Türe steht, der hat die Macht. Der bestimmt, wer reinkommt. In anderen Städten nutzen Rocker diese Macht zum Beispiel, um Dealer in Clubs einzulassen und Drogen verkaufen zu können. Aber in München haben wir keine Rocker oder Mitglieder von Streetgangs an den Türen. Es sind eher bei manchen Clubs sogenannte Supporter, also Unterstützer. Das können Männer aus der Bodybuilder-Szene sein, diese Gruppen vermischen sich. Man betreibt Kampfsport, geht ins Fitness-Studio, baut Muskeln auf. So entsteht Kontakt und Sympathie zwischen Rockern und Türstehern. Aber wir sind in München strikt dahinter, dass keine Kutten an den Clubtüren stehen. Das wollen die Betreiber auch nicht, die eng mit uns zusammenarbeiten.

Was macht die Black Jackets Ihrer Meinung nach so gefährlich?

Gollwitzer: Es ist die Zusammensetzung der Gruppe, das Aggressionspotenzial. Momentan gehen wir von etwa 50 Mitgliedern aus, gut die Hälfte sind identifiziert - und einschlägig vorbestraft. Es sind hauptsächlich junge Männer türkischer Abstammung im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, vorwiegend wegen Körperverletzungs- oder Drogendelikten bekannt. Viele von ihnen sind seit der Kindheit kriminell.

Sie trauen den Black Jackets mehr Gewalt zu als den hiesigen Rocker n?

Dörnhöfer: Die Gewaltbereitschaft ist schon da, das haben wir bei einer Razzia im November bemerkt. Durch einen Tipp wussten wir, dass die Black Jackets einen Angriff auf Unterstützer der Hells Angels an einem Club in der Umgebung vom Ostbahnhof planten. Also haben wir sie in ihrer bevorzugten Shisha-Bar an der Lindwurmstraße besucht und ihnen klar gemacht, das wir sie unter Beobachtung haben. Einen Baseballschläger hatten sie schon bereit liegen. Den Grund für die geplante Schlägerei kennen wir noch nicht, die Beteiligten schweigen. Vielleicht waren es keine Begehrlichkeiten an den Clubtüren, sondern private Streitigkeiten.

Und die Rocker sind im Vergleich zu den Black Jackets wahre Engel?

Dörnhöfer: Das sicher nicht. Natürlich gibt es manchmal Schlägereien, einige Münchner Rocker sind auch im Rotlichtmilieu zugange. Aber die Rockergruppen hier sind überwiegend aus Jugendblasen gewachsen. Eine Gruppe zum Beispiel hat sich früher am Biederstein getroffen. Das hat fast was Familiäres. Die meisten von ihnen sind gesetzteren Alters, fahren gerne Motorrad. Und sie lassen einen Minimaldialog mit der Polizei zu und halten sich an Vereinbarungen.

Für die Black Jackets gilt das nicht?

Gollwitzer: Nein. Die machen es uns schwer, deshalb sind wir da arg dahinter. Wir hoffen auf die Vernunft der Szene. Und Clubbetreibern können wir nur raten, sofort die 110 zu wählen, wenn es Ärger an der Türe gibt.

© SZ vom 02.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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