Streit um Islam-Zentrum:"Ich habe von Ude mehr erwartet"

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Imam Idriz beim Freitagsgebet in der Moschee in Penzberg. Seit sieben Jahren arbeitet er an dem Islam-Zentrum in der Münchner Innenstadt. (Foto: WOR)

Imam Idriz macht Druck auf die Stadt: Er will endlich eine feste Zu- oder Absage für sein Islam-Zentrum in der Innenstadt. Doch im Rathaus will man die Moschee weiter aus dem Kommunalwahlkampf halten - und reagiert mit zornigem Schweigen.

Von Bernd Kastner

Die Stadtspitze reagiert verärgert auf Äußerungen von Benjamin Idriz. Der Imam hat im Interview mit der Süddeutschen Zeitung Druck auf die Stadt gemacht - und darauf gedrungen, dass sie endgültig Farbe bekennt, ob und wie sie das "Münchner Forum für Islam" (MFI) unterstützt. Idriz zeigte sich enttäuscht, dass der scheidende Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) das Islam-Zentrum nicht zur Chefsache gemacht hat. "Ich habe von Ude mehr erwartet."

Seit sieben Jahren arbeitet Idriz an dem Islam-Zentrum in der Innenstadt. Es geht jedoch nichts voran, noch immer hat der Verein "Münchner Forum für Islam", ehemals "Zentrum für Islam in Europa - München" (Ziem), keine Zusage für eine städtische Fläche. Das Rathaus müsse endlich etwas Konkretes anbieten, nur dann lasse sich ein Geldgeber gewinnen, so Idriz.

Im Interview wurde deutlich, dass er langsam die Geduld verliert. Das kommende Jahr ist offenbar entscheidend für die Zukunft des Projekts: Wenn es "in absehbarer Zeit" keine feste Zusage für ein Grundstück gebe, droht dem Islam-Zentrum das Aus. "Gut möglich, dass wir dann nicht weitermachen", sagte Idriz. "Einmal muss eine definitive Antwort kommen. Ja oder nein."

Ude allerdings will sich vor kommendem Montag nicht zu Idriz äußern, er wolle das Thema jetzt nicht weiter befeuern, sagte er. Sein Zorn war aber deutlich spürbar. Auch die OB-Kandidaten Dieter Reiter (SPD) und Josef Schmid (CSU) sagen nichts. Bis Montag sammeln die Islamfeinde der Partei "Die Freiheit" Unterschriften, um bei der Kommunalwahl antreten zu dürfen.

Furcht vor Stimmenverlusten

Hintergrund des Schweigens zu den deutlichen Worten des Imam ist das Bestreben, das Thema Moschee aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Schon vor Monaten soll es eine entsprechende Vereinbarung im Ältestenrat der Stadt gegeben haben. Vor allem CSU und SPD befürchten offenbar, dass sie ihre an sich positive Haltung zum Projekt Stimmen kosten könnte, die den Islamhassern zugutekämen.

Auch die Grünen, die sich im Ältestenrat für ein offensives Werben zugunsten der Moschee ausgesprochen haben sollen, hielten sich bislang an diese Abmachung. Deshalb kommentiert auch Bürgermeister Hep Monatzeder, der sich seit Jahren intensiv um die Moschee-Pläne kümmert, nur den Zeitpunkt des Interviews: Der sei während der Unterschriftensammlung ungünstig. Idriz wiederum hatte die Politik für ihr Taktieren kritisiert: "Warum müssen wir bei einem islamischen Projekt immer an Wahlen denken? Das bedauere ich zutiefst."

Offen äußert sich dagegen Sabine Nallinger, die grüne OB-Kandidatin. Sie nennt das MFI eine "großartige Idee". Die Moschee samt islamischem Gemeindezentrum, Akademie, Bibliothek und Museum solle einen prominenten Platz in der Stadt bekommen, es dürfe "keine Tabuflecken" geben. Auch gibt sie Idriz recht, dass die Stadt nun möglichst bald einen konkreten Standort benennen müsse.

"Ganz, ganz große Bauchschmerzen" habe sie aber mit Katar als möglichem Finanzier. Von einem Staat, der Menschen- und Bürgerrechte nicht achte, dürfe man nicht das Geld für das Islam-Zentrum annehmen, fordert Nallinger. Idriz solle sich nach anderen Sponsoren umsehen. Das Islam-Zentrum soll einen zweistelligen Millionenbetrag kosten.

Idriz hatte in der SZ auch erklärt gesagt, der künftige OB müsse sich stärker engagieren und auch das persönliche Gespräch mit den potenziellen Geldgebern im Emirat Katar suchen. Der OB "soll ja nicht um Geld bitten. Der Emir will nur eine Einschätzung durch die Stadt hören. Das ist Diplomatie." Das schlechte Image Katars angesichts der miserablen Arbeitsbedingungen auf den dortigen Baustellen sieht Idriz offenbar nicht als Belastung für sein Projekt.

© SZ vom 31.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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