Streit um dritte Startbahn:Flughafen erhöht Druck auf München

Bilanz-Pk Flughafen München

Flughafen-Chef Michael Kerkloh

(Foto: dpa)
  • Der Flughafen München dringt auf eine rasche Entscheidung über die dritte Startbahn am zweitgrößten deutschen Airport.
  • Flughafen-Chef Michael Kerkloh setzt offenbar darauf, dass die Münchner Stadtspitze ihre Meinung ändert und sich über das Nein der Bürger aus dem Jahr 2012 hinwegsetzt.
  • Am Donnerstag hatte Finanzminister Markus Söder von einer "politischen Lösung" gesprochen, wie diese aussehen könnte, weiß aber auch Kerkloh nicht.

Von Marco Völklein

Im Dauerstreit über die geplante dritte Startbahn erhöht Flughafenchef Michael Kerkloh den Druck auf die Stadt und drängt auf eine rasche Entscheidung. "Das Projekt kommt entweder jetzt. Oder gar nicht", sagte er am Freitag bei der Vorlage der 2014er-Bilanz. Ohne die dritte Piste beraube sich der Flughafen, aber auch das ganze Land einer wichtigen Chance für zukünftiges Wachstum. "Niemandem wäre damit gedient, wenn wir das Baurecht in der Schublade versenken", sagte Kerkloh. "Denn es ist kaum zu erwarten, dass es in Zukunft einfacher wird, ein solches Vorhaben zu realisieren."

Wie genau die "politische Lösung" aussehen könnte, die Finanzminister Markus Söder (CSU) am Vortag im Landtag in Aussicht gestellt hatte, um das Projekt durchzusetzen, konnte auch Kerkloh nicht erläutern. Der Flughafenchef setzt offenbar darauf, dass die Stadtspitze ihre Meinung ändert. CSU wie SPD im Rathaus fühlen sich aber politisch weiter an den Bürgerentscheid aus dem Jahr 2012 gebunden, als 54 Prozent der Münchner gegen den Airportausbau votierten.

Söder hatte angedeutet, der Flughafen könnte sich bei Entschädigungszahlungen im Umland "deutlich großzügiger zeigen". Diesem Ansatz werde man "nicht im Wege stehen", sagte Kerkloh nun, ergänzte aber, dass "es dazu noch eine Menge Gespräche braucht". Zudem arbeite man an Flugrouten, mit denen Freising entlastet werden könnte. Auch das hatte Söder angekündigt.

Kerkloh schränkte aber ein, dass dabei internationale Vorgaben zu beachten seien - und diese Vorschriften neue Routen nur sehr schwer realisierbar machten. Während also bei der dritten Bahn wenig vorangeht, nannte Kerkloh beim anderen Großprojekt im Erdinger Moos, dem Bau des 900 Millionen Euro teuren Satellitenterminals, erstmals konkrete Termine: Von November an soll der reguläre Probebetrieb mit Hunderten Komparsen anlaufen.

In Betrieb nehmen will Kerkloh den Terminal "in der Sommerflugplanperiode 2016 - und zwar noch in der ersten Jahreshälfte". Den genauen Termin werde man Mitte 2015 bekannt geben.

Kerkloh stellt Zahlen vor - und lobt sich selbst

Bereits in diesem Jahr will Kerkloh die Zahl der Passagiere deutlich über die Marke von 40 Millionen heben. Und erstmals seit Jahren soll auch die Zahl der Flugbewegungen wieder steigen: Kerkloh rechnet mit einem Zuwachs von zwei Prozent im Jahr 2015. Im vergangenen Jahr war die Zahl der An- und Abflüge um 1,4 Prozent auf 376 678 gesunken. Den Umsatz konnte Kerkloh leicht auf 1,2 Milliarden Euro steigern, das Ergebnis nach Steuern lag mit 100 Millionen Euro etwa auf Vorjahresniveau. Damit sei München "einer der wenigen deutschen Airports, die signifikante Gewinne erwirtschafteten".

Wenn der Flughafen wirtschaftlich so gut da stehe, entgegnete der Landtagsabgeordnete Christian Magerl (Grüne), könne er ja beginnen, die 492 Millionen Euro Restschulden an seine drei Gesellschafter (Freistaat, Bund, Stadt München) zurückzuzahlen. "Es wäre eine Leichtigkeit für uns, dieses Geld zurückzuzahlen", entgegnete Finanzgeschäftsführer Thomas Weyer. Bislang aber hätten die Gesellschafter dies nicht gefordert. Denn aktuell verzinse der Airport das Geld gut, sagte Weyer: 2014 wurden 15 Millionen Euro an die Gesellschafter gezahlt.

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