Streit um Betriebsrat:Burger King feuert Mitarbeiter

Zwei Wahlvorständen wurde fristlos gekündigt, weil sie Videoaufzeichnungen an die Medien gegeben haben sollen.

Bernd Kastner

Der Streit um die Betriebsratswahl bei Burger King eskaliert weiter. Am Donnerstagabend wurden zwei der drei Mitarbeiter, die zum Wahlvorstand gehören, fristlos gekündigt. Zudem erhielten sie Hausverbot. Erst am Montag hatte die Kette eine einstweilige Verfügung bei Gericht beantragt, um die Wahl stoppen zu lassen. Für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat die Fast-Food-Kette damit "den Boden der Rechtsstaatlichkeit verlassen". Man werde nun doch Strafanzeige stellen wegen Behinderung der Betriebsratswahl.

Streit um Betriebsrat: Burger King und Gewerkschaft werfen sich gegenseitig illegale Methoden im Kampf um die Gründung eines Betriebsrats vor.

Burger King und Gewerkschaft werfen sich gegenseitig illegale Methoden im Kampf um die Gründung eines Betriebsrats vor.

(Foto: Foto: ddp)

Von dieser hatte die NGG abgesehen, nachdem sich Burger King für die Videoaufzeichnung der Wahlversammlung am 21. April entschuldigt hatte. Es habe sich um ein "Versehen" gehandelt. Das Treffen von mehr als 170 Mitarbeitern hatte in einem Restaurant stattgefunden; während der eineinhalb Stunden lief die automatische Überwachungskamera weiter. Dieses Video ist nun der Grund für die Kündigung.

Burger-King-Geschäftsführer Thomas Berger wirft den beiden Wahlvorständen "Datenklau" vor: Sie hätten sich mit "illegalen Mitteln" Zugang zu den Aufnahmen verschafft und diese via NGG an die Medien weitergegeben. "Das können wir uns nicht bieten lassen", die Daten seien vertraulich. Außerdem hätten die beiden Mitarbeiter die Video-Affäre "provoziert": Sie hätten von der laufenden Kamera gewusst.

"Das Vorgehen von Burger King ist menschenverachtend"

NGG-Chef Freddy Adjan weist diese Vorwürfe zurück: Die Mitarbeiter hätten in ihrer Funktion als Wahlvorstand lediglich die Beweise für die verbotenen Aufnahmen gesichert. Am Donnerstagabend wurde einer der beiden später entlassenen Beschäftigten in die Verwaltungszentrale zu einem Gespräch zitiert, das einem "Verhör" geglichen habe. "Nennen Sie Ihren Namen und Ihre Adresse"- mit diesen Worten habe der Geschäftsführer begonnen. Nach wenigen Minuten hätten die beiden ebenso anwesenden Gewerkschafter laut Adjan das "Verhör" abgebrochen.

Burger King feuert Mitarbeiter

Der NGG-Chef nennt das Vorgehen von Burger King "menschenverachtend". In der Öffentlichkeit versuche das Unternehmen sich als vorbildlicher Arbeitgeber darzustellen, konstruiere dann aber gegen Wahlvorstände, auch in anderen Städten, "haltlose Vorwürfe", um sie "mit Verdachtskündigungen loszuwerden". Burger King nehme bewusst in Kauf, dass durch die Kündigungen Existenzen zerstört würden. Einer der beiden in München Entlassenen sei Alleinverdiener und Vater einer kleinen Tochter.

Gegenbewegung aus den Reihen der Mitarbeiter

Burger-King-Chef Berger gab auf Nachfrage die Schuld an der Eskalation den zwei Wahlvorständen und der NGG. Vernünftige Gespräche seien nicht möglich gewesen, einmal habe ein Mitarbeiter zu schreien begonnen. Zudem gebe es gegen den Wahlvorstand mittlerweile eine "Gegenbewegung" aus den Reihen der Mitarbeiter in der Zentrale: Diese hätten von sich aus eine weitere einstweilige Verfügung bei Gericht eingereicht, da sie sich "von diesen sogenannten Repräsentanten", den Wahlvorständen, nicht vertreten lassen wollten.

Berger vermutet, dass hinter den zahlreichen Betriebsrats-Initiativen bei Burger King in den vergangenen Monaten in ganz Deutschland entlassene Mitarbeiter stünden. Man habe sich um den Jahreswechsel von etwa einem Dutzend Beschäftigten getrennt, man werfe ihnen kriminelle Methoden, unter anderem Unterschlagung vor. Diese versuchten nun in einem "Racheakt" Unzufriedenheit unter den Beschäftigten zu schüren, so Berger.

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