Streaming:Diese Serien aus München sollen den Weltmarkt erobern

Streaming: Von links: Constantin Film setzt auf "Shadowhunters", Beta Film auf "Der gleiche Himmel". "You are wanted" mit Matthias Schweighöfer ist die erste deutsche Produktion von Amazon Prime Video.

Von links: Constantin Film setzt auf "Shadowhunters", Beta Film auf "Der gleiche Himmel". "You are wanted" mit Matthias Schweighöfer ist die erste deutsche Produktion von Amazon Prime Video.

(Foto: Amazon Prime Video, Beta Film, Netfli)

Bei Streaming-Diensten wie Netflix oder Amazon Video laufen immer mehr Serien. Münchner Firmen haben sich auf diesen Boom eingestellt. Ein Überblick über die vielversprechendsten Projekte.

Von Josef Grübl

Er ist wieder da, aber nicht bei RTL: Auch wenn der Kölner Privatsender dem lang geplanten Serienprojekt über Adolf Hitler kurz vor Jahresende eine Absage erteilt hat, geben dessen Macher nicht auf. Sie werden es jetzt als internationale Koproduktion ausrichten, sagten die Produzenten von Ufa Fiction und Beta Film.

Eine TV-Beteiligung ist nicht unbedingt notwendig, seit dem Siegeszug von Streaming-Diensten wie Amazon Prime Video oder Netflix sowie dem verstärkten Engagement des Pay-TV-Anbieters Sky haben Serien heute einen anderen Stellenwert. Jahrelang wurde den Deutschen vorgeworfen, sie würden keine vorzeigbaren Serien hinkriegen, doch das ist vorbei.

Vor allem Münchner Firmen haben sich auf den Serienboom eingestellt: Sie produzieren zunehmend für die neuen Marktteilnehmer, vor allem dramatische Stoffe, gerne mit historischen Bezügen und internationaler Ausrichtung. Gleich mehrere dieser Serien werden 2017 veröffentlicht, kaum eine läuft bei den klassischen Fernsehsendern. Höchste Zeit, sich die vielversprechenden Projekte genauer anzusehen.

Shadowhunters: Wie man aus einem Kino-Flop einen TV-Hit macht, zeigt die Constantin Film: Vor vier Jahren verfilmte das Produktionshaus mit Hauptsitz in München den ersten Band der Jugendbuchreihe "Chroniken der Unterwelt". Doch das Ergebnis konnte nicht überzeugen, die Kinos blieben leer. Beim zweiten Anlauf klappte es besser: Aus den Büchern von Cassandra Clare wurde eine Serie, vor einem Jahr feierte "Shadowhunters: The Mortal Instruments" im amerikanischen Kabel-TV Premiere.

Die Abenteuer einer 18-Jährigen, die einem Clan von Schattenjägern angehört und es mit Engeln und Dämonen zu tun bekommt, wurden zum Quotenerfolg. Also wurde eine zweite Staffel in Auftrag gegeben, diese startete in den ersten Januar-Tagen. Im deutschen Fernsehen ist die Serie nicht zu sehen, die weltweiten Rechte wurden an Netflix verkauft. Für die Constantin Film ist das ein schöner Erfolg - gerade in Zeiten, in denen sich das Unternehmen nicht sicher ist über seine Ausrichtung. Dabei liegen die nächsten Projekte schon in der Schublade: Geplant ist unter anderem eine Serie nach Motiven von Patrick Süskinds Roman "Das Parfum".

Dark: Lange Zeit war spekuliert worden, wer diesen prestigereichen Job ergattern würde, am Ende machte das Produzenten-Duo Max Wiedemann und Quirin Berg das Rennen. Die Münchner Jungunternehmer, bislang eher im Kinogeschäft tätig ("Das Leben der Anderen", "Willkommen bei den Hartmanns"), dreht die erste deutsche Netflix-Serie. "Dark" ist als Mystery-Serie angekündigt und handelt von vier Familien in einer deutschen Kleinstadt.

Als zwei Kinder auf rätselhafte Weise verschwinden, verfinstert sich ihre heile Welt zusehends. Derzeit wird in und um Berlin gedreht, Regie führt der Schweizer Baran bo Odar ("Who am I"). Die Serie wird noch dieses Jahr starten, das genaue Datum wurde aber noch nicht bekanntgegeben. Fest steht aber, dass "Dark" weltweit zu sehen sein wird. Ebenfalls sicher ist, dass Zuschauer ohne Streaming-Abo in die Röhre schauen.

Der gleiche Himmel, You Are Wanted und Babylon Berlin

You are wanted: Etwas früher dran ist die Streaming-Konkurrenz von Amazon Prime Video. Deren erste deutsche Eigenproduktion ist bereits abgedreht, "You Are Wanted" soll ab März abrufbar sein. Die Münchner Firma Pantaleon Films wurde mit Komödien von und mit Matthias Schweighöfer bekannt ("Der geilste Tag", "Vaterfreuden"), mit dieser Serie wagt sie sich erstmals an einen Thriller. Schweighöfer spielt einen Mann, der Opfer einer Hackerattacke wird. Ein Unbekannter schreibt seine digitale Identität um, mit katastrophalen Folgen für ihn und seine Familie.

Gedreht wurde in Berlin und New York, mit Stars wie Karoline Herfurth und Alexandra Maria Lara. Dass es sich hierbei um kein einmaliges Prestigeprojekt handelt, zeigt der Einstieg des Streaming-Dienstes bei "Deutschland 86": Die Fortsetzung der international gefeierten (und bei RTL gefloppten) Serie "Deutschland 83" hat 2018 Premiere bei Amazon Prime Video.

Babylon Berlin: "Wir bekommen momentan unheimlich viele Serienstoffe angeboten", sagt Marcus Ammon von Sky Deutschland. Deutschlands größte Pay-TV-Plattform kann also wählerisch sein. Diesen Herbst startet "Babylon Berlin", produziert von der Berliner Firma X Filme und von Beta Film; der nächste Serienstreich ist bereits in Vorbereitung: Gemeinsam mit Bavaria Film will Sky eine Fortsetzung des Kinohits "Das Boot" auf die Beine stellen. Diese soll auf Lothar-Günther Buchheims Romanen basieren, derzeit schreiben Autoren in einem "Writers' Room" die Drehbücher.

Gedreht wird diesen Sommer, nähere Details wurden noch nicht bekanntgegeben. Nur so viel: Sky-Kunden in Deutschland, England oder Italien sollen die achtteilige Serie 2018 zu sehen bekommen. Die Konkurrenz ist größer geworden, es drängen immer mehr Serien auf den Markt. Umso wichtiger sei es, sich abzuheben, bestätigt Ammon. Dass "Das Boot" bereits bekannt ist, sei von Vorteil, aber nicht ausschlaggebend: "Unser Fokus liegt auf starken Stoffen."

Der gleiche Himmel: In einem Gewerbegebiet in Oberhaching residiert Beta Film, seit Jahren investiert die von Jan Mojto gegründete Firma in europäische Großproduktionen wie "Napoleon" oder "Borgia". Aktuell ist die Firma an Serien wie "Babylon Berlin" oder dem TV-Mehrteiler "Maximilian" beteiligt. Auch "Der gleiche Himmel" ist eine Beta-Produktion, die Spionagestory spielt im Siebzigerjahre-Berlin. "In dieser Ära des Kalten Krieges herrschte Tauwetter zwischen den Supermächten", sagt die Drehbuchautorin Paula Milne; sie erzählt von einem jungen Ostdeutschen (Tom Schilling), der als sogenannter Romeo-Agent nach Westberlin geschickt wird.

Die Serie wird auf der ganzen Welt zu sehen sein, die englischsprachigen Territorien sicherte sich Netflix. Dafür brauchen die deutschen Zuschauer ausnahmsweise kein Streaming-Abo: "Der geteilte Himmel" wird im März im ZDF laufen.

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