DVD & Stream:Gemeinschaft der Unheiligen

Mehrere Filme handeln von Solidarität unter Frauen - vom Biopic "Judy" zum Stripperinnen-Drama "Hustlers".

Von Josef Grübl

Sie ist Ankleidedame, Anstandswauwau und Assistentin in einer Person: Die junge Engländerin Rosalyn (Jessie Buckley) soll sich 1968 um den gefallenen Hollywoodstar Judy Garland (Renée Zellweger) kümmern: Sie zu Proben animieren, vom Hotel abholen, zu Talkshows begleiten und rechtzeitig auf die Bühne eines Londoner Nachtclubs schubsen. Das klappt mal mehr, mal weniger gut, doch Rosalyn lässt nicht locker - und am Ende essen die beiden ungleichen Frauen zusammen Kuchen, fast so wie gute Freundinnen. Und Garland sagt: "Vielleicht war ich die ganze Zeit über nur hungrig." Judy ist ein Film über ein berühmtes Showbusiness-Opfer, aber auch über die hart arbeitenden Frauen im Hintergrund.

Harte Showbiz-Arbeit leisten auch Constance Wu und Jennifer Lopez im US-Kinohit Hustlers: Sie tanzen an der Stange und ziehen reichen Wall-Street-Typen das Geld aus den Taschen. Das klappt fast immer sehr gut - bis die Finanzkrise 2008 die Männer ihre Jobs und die Frauen ihre Kunden verlieren lässt. Also entwickeln sie Pläne zur Geldbeschaffung, die nicht legal sind, aber das waren die ihrer Kunden ja auch nie. "Das ganze Land ist ein Stripclub", heißt es einmal, "die einen werfen mit Scheinen, die anderen tanzen dafür." Weniger knallig, aber ähnlich weiblich-solidarisch ist das brasilianische Melodram Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão von Karim Aïnouz. Der Film spielt im Rio de Janeiro des Jahres 1950 und erzählt von den Schwestern Euridice (Carol Duarte) und Guida (Julia Stockler), die sich verlieben, verlieren und über Jahrzehnte hinweg Briefe schreiben - ohne Aussicht auf Antwort. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, so auch in dieser meisterhaft inszenierten Verfilmung eines Romans von Martha Batalha.

Die drei Filme liefen vor ein paar Monaten im Kino und sind jetzt als DVD oder Video on Demand erhältlich. Den Kinostart ausgelassen hat dagegen die Spielfilm-Fortsetzung einer vor 15 Jahren eingestellten deutschen Serie: Eigentlich sollte Berlin, Berlin im März in die Kinos kommen. Jetzt ist der Film bei Netflix gelandet: Die mittlerweile 38-jährige Lolle (Felicitas Woll) flieht von ihrer Hochzeit und hangelt sich mit einer Kleinkriminellen (Janina Uhse) durchs Harz. Noch mehr weibliche Solidarität kann man sich kaum vorstellen.

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