Straßenverkehr in München:Verkehrschaos um Baustellen

Viel Dreck, viel Lärm und eine neue Tram - das Jahr 2009 hält für die Münchner vor allem eines bereit: Bauarbeiten.

Dominik Hutter

Die Baukarawane zieht weiter: Im Sommer wird der Tunnel an der Richard-Strauss-Straße fertig, gleichzeitig beginnt der Aushub für die Mega-Röhre am Luise-Kiesselbach-Platz. Weitere wichtige Termine im Verkehrskalender 2009 sind die Eröffnung der Parkstadt-Tram und des S-Bahnhofs Hirschgarten, für den das Liniennetz erneut umsortiert werden muss.

Straßenverkehr in München: Für das neue S-Bahn-Netz sind die Abfahrtszeiten an den meisten Stationen gleichgeblieben, nur an neue Liniennummern müssen sich die Fahrgäste gewöhnen.

Für das neue S-Bahn-Netz sind die Abfahrtszeiten an den meisten Stationen gleichgeblieben, nur an neue Liniennummern müssen sich die Fahrgäste gewöhnen.

(Foto: Foto: ddp)

Eigentlich sieht es so aus, als könnte man schon hineinfahren in das Loch unter der Richard-Strauss-Straße. Nach sechsjähriger Bauzeit fehlen in dem 350 Millionen Euro teuren Tunnel nur noch Teile der Wandverkleidung, etwas Asphalt und die Sicherheitstechnik. "Die Verkehrsfreigabe erfolgt im Sommer", berichtet Jürgen Marek, der Sprecher der städtischen Baureferats.

Mit Eröffnung der 1,5 Kilometer-Röhre entsteht am östlichen Mittleren Ring Münchens erste "Tunnelkette", bestehend aus Effner-, Richard-Strauss-, Innsbrucker-Ring-Tunnel sowie der Leuchtenbergunterführung. Diese Bauten liegen so nahe beieinander, dass ihre Verkehrssteuerungs- und Sicherheitssysteme sowie die Planung der Rettungseinsätze miteinander kombiniert werden.

6.000 Autos pro Tag

Anders als am Petuelring entsteht im Münchner Osten kein neuer Park. An der Oberfläche verbleibt eine - freilich deutlich verschmälerte - Straße, für die erträgliche 6.000 Autos pro Tag prognostiziert sind. Die übrigen 94.000 brausen durch die Röhre, die von der Denninger Straße bis zur Leuchtenbergunterführung reicht und, auch das ist Premiere in München, auf Höhe der Einsteinstraße zweistöckig angelegt ist. Dort muss der Abzweig zur Passauer Autobahn unter dem Haupttunnel hindurchgeführt werden. Komplett fertig sind die Bauarbeiter an der Richard-Strauss-Straße allerdings erst, wenn auch die derzeit durch verschwenkte Baustellenspuren stark verschandelte Oberfläche wieder hergerichtet ist. Das wird noch bis 2010 dauern.

Während die Bogenhausener nach der nervenaufreibenden Baustellenzeit aufatmen können, müssen sich die Anwohner des Luise-Kiesselbach-Platzes auf laute und staubige Zeiten einstellen. Mitte des Jahres beginnen die Aushubarbeiten für den Tunnel Südwest, das mit 2,8 Kilometern längste und obendrein komplizierteste Bauwerk aus dem Ring-Bürgerentscheid von 1996.

Zwar wird streng genommen schon seit Oktober 2007 an der Garmischer Straße gebuddelt. Dort liegen Kanäle und Sparten im Weg. Der eigentliche Tunnelbau aber beginnt erst im nächsten Jahr. Gleich mit einer der unangenehmsten Bauphasen übrigens, dem Einrammen der Bohrpfähle. Der Termin für die Verkehrsfreigabe des Tunnels Südwest liegt in weiter Zukunft: im Jahr 2015.

Verkehrschaos um Baustellen

Nicht zu beneiden sind die Autofahrer, die das ohnehin oft verstopfte Nadelöhr tagtäglich passieren müssen. Zwar bleiben der Mittlere Ring, die Albert-Roßhaupter-Straße und die Garmischer Autobahn befahrbar. Allerdings müssen immer wieder Spuren verschwenkt und teilweise auch aufgelassen werden, ein Tempolimit ist unvermeidlich. Wie schon an der Richard-Strauss-Straße reichen die provisorischen Fahrbahnen teilweise bis auf wenige Meter an die Gebäude heran.

Der auf 373 Millionen Euro geschätzte Tunnel besteht aus drei Abschnitten: einer 1,5 Kilometer langen Röhre an Garmischer Straße und Luise-Kiesselbach-Platz (samt unterirdischer Verbindung zur Garmischer Autobahn), einem 700-Meter-Trog an der Heckenstallerstraße und einer östlich anschließenden, noch einmal 600 Meter langen Röhre, die von der Höglwörther bis zur Passauerstraße reicht.

Tram zwischen Münchner Freiheit und Parkstadt Schwabing

Für die Fans des öffentlichen Nahverkehrs gibt es 2009 Grund zum Feiern. Im Herbst, der genaue Termin steht noch nicht fest, startet erstmals eine Trambahn auf der Linie 23 zwischen Münchner Freiheit und Parkstadt Schwabing. Für die drei Kilometer lange Strecke mit ihren sieben Haltestellen benötigen die Züge etwa acht Minuten. Gefahren wird zunächst im Zehn-Minuten-Takt - und falls nach Fertigstellung der neuen Wohn- und Gewerbegebiet ein Dauergerangel um Sitzplätze entsteht, auch öfters.

Beim "Cosima-Express" zwischen Effnerplatz und St.Emmeram läuft 2009 das offizielle Genehmigungsverfahren bei der Regierung von Oberbayern weiter. Zudem dürften sich die Planer der MVG im kommenden Jahr intensiv mit der Tram-Westtangente durch die Fürstenrieder Straße befassen, deren Bau nach Willen der rot-grünen Rathauskoalition forciert werden soll.

Bei der S-Bahn wird sich mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2009 die Fahrtzeit auf sämtlichen Linien um etwa eine Minute verlängern: Erstmals seit 1972 wird an der Stammstrecke ein neuer Haltepunkt in Betrieb genommen. Der Bahnhof Hirschgarten, der sich zwischen Donnersbergerbrücke und Laim - unmittelbar an der Friedenheimer Brücke - befindet, wird von allen Zügen angefahren. Die harmlos erscheinende Zusatzminute hat enorme Auswirkungen auf das gesamte S-Bahnnetz. Die Schienen sind so dicht befahren, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt schlicht nicht mehr zur Verfügung stehen - weil gerade ein anderer Zug darüberrollt. Zudem will die Bahn an Umsteigebahnhöfen weiterhin die Anschlüsse sicherstellen.

Neue Liniennummern

Die Lösung lag, wie vor einigen Jahren schon einmal, in einer Neuverknüpfung des Liniennetzes. Da die Außenäste unterschiedlich lange Fahrtzeiten aufweisen, haben die Fahrplantüftler der Bahn wie bei einem Puzzlespiel die Strecken immer wieder neu miteinander kombiniert, bis eine vernünftige Lösung herauskam. Für die meisten Fahrgästen ist es ohne Bedeutung, welche Außenstrecken zu einer gemeinsamen Linie kombiniert werden - sie steuern überwiegend die Stationen an der Stammstrecke an.

Für das neue Netz sind die Abfahrtszeiten an den meisten Stationen gleichgeblieben, nur an neue Liniennummern müssen sich die Fahrgäste gewöhnen. Die Änderungen im Detail:

S3: Bisher war diese Liniennummer gar nicht vergeben. Von Dezember 2009 an bedient die S3 die Strecken nach Mammendorf und nach Holzkirchen.

S4: fährt von Geltendorf nach Ebersberg. Der bisherige westliche Endpunkt Mammendorf wird von der S3 übernommen.

S5: Diese Liniennummer entfällt. Nach Herrsching fährt stattdessen die S8, nach Holzkirchen die S3.

S6: fährt Tutzing-Ostbahnhof und im Berufsverkehr weiter bis Zorneding. Nach Kreuzstraße rollt stattdessen die S7.

S7: fährt Wolfratshausen-Kreuzstraße.

S8: Herrsching-Flughafen.

Unverändert auf Kurs bleiben die S1 (Freising/Flughafen-Ostbahnhof), S2 (Petershausen-Erding), S20 (Pasing-Deisenhofen), S27 (Hauptbahnhof-Deisenhofen) und die Linie A zwischen Dachau und Altomünster.

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