Süddeutsche Zeitung

Strafjustizzentrum am Leonrodplatz:Justitia zieht um

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Die ungeliebte Betonburg hat bald ausgedient: Am Leonrodplatz soll bis 2015 ein neues, 150 Millionen Euro teures Strafjustizzentrum entstehen.

Alexander Krug

Die Münchner Strafjustiz bekommt ein neues Zuhause: Das stark sanierungsbedürftige Gebäude an der Nymphenburger Straße, das auch längst nicht mehr den aktuellen energetischen Anforderungen entspricht, wird durch einen Neubau am Leonrodplatz ersetzt. Baubeginn wird wohl frühestens 2011 sein, mit einem Einzug wird nicht vor 2015 gerechnet. Nach groben Schätzungen kostet das Projekt an der Ecke Dachauer/Schwere-Reiter-Straße rund 150 Millionen Euro. Der Umzug betrifft rund 1500 Bedienstete, darunter Richter, Staatsanwälte, Justizbeamte und Bürokräfte.

Erst im August 1977 war das Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße eröffnet worden, doch so richtig glücklich war kaum einer seiner Bewohner mit dem 100-Millionen-Mark-Betonklotz. Baumängel gaben immer wieder Anlass zu Klagen, Wasser tropfte durch Decken, Fenster schlossen nicht richtig, die Heizung funktionierte nicht, und schließlich wurde auch noch Asbest entdeckt.

Ende 2004 begann die Sanierung eines Gebäudeabschnittes, Asbest wurde entfernt, eine Sprinkleranlage eingebaut. Im Zuge dieser Arbeiten stellte sich heraus, dass die komplette Sanierung nach neuestem Stand der Technik rund 90 Millionen Euro kosten würde.

Neben der Kostenentwicklung stand für die Planer ein weiteres zentrales Problem an: Die etwa zwei Jahre andauernden Umbaumaßnahmen hätten bei laufendem Justizbetrieb stattfinden müssen, bei Hunderten Verfahren täglich ein Unding. Nach übereinstimmenden Angaben der Präsidenten des Amtgerichts (AG) und des Oberlandesgerichts (OLG), Gerhard Zierl und Karl Huber, einigte man sich daher bei Gesprächen zwischen Finanzministerium und Justizministerium auf einen Neubau am Leonrodplatz.

"Dann haben wir ein Problem"

"Wir sind aber erst am Anfang der Planungen", betont AG-Präsident Zierl. Alle Beteiligten hätten bereits Raumbedarfspläne erstellt, eine Ausschreibung des Projekts sei für 2010 geplant. Während Zierl die Vorzüge des Neubaues preist, etwa barrierefreie Zugänge für Rollstuhlfahrer oder optimierte Sicherheitsvorkehrungen, dämpft OLG-Präsident Huber solchen Optimismus etwas.

Er rechnet mit einem langwierigen Verfahren, da zwar das Grundstück dem Freistaat gehöre, das Planungsrecht aber bei der Stadt liege. Seine Hauptsorge gilt der Übergangsphase. Wenn etwa dringend notwendige Sanierungsmaßnahmen in der Nymphenburger Straße wie etwa der Brandschutz jetzt mit Blick auf den Neubau nicht mehr weitergeführt würden, "dann haben wir ein Problem".

Was mit der maroden Betonburg am Stiglmaierplatz nach einem Umzug der Strafjustiz geschehen soll, steht noch in den Sternen, ein Verkauf (mitsamt möglichem Abriss) an einen privaten Investor scheint aufgrund der begehrten Lage aber wahrscheinlich.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2009
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