Stilkritik:Das Stoppelfeld

Stilkritik: Josef Schmid trägt nun Stoppeln.

Josef Schmid trägt nun Stoppeln.

(Foto: Robert Haas)

Das Gesicht wie ein Stoppelfeld hat etwas von Spätsommer

Wenn Mann in die Jahre kommt und beim Blick in den Spiegel bemerkt, dass die Gesichtshaut nicht mehr richtig sitzt, greift er häufig zu radikalen Mitteln. Statt kühle Gurkenscheiben auf die Augenringe zu legen, lässt der alternde Kerl lieber das verspiegelte Helmvisier herunter und knattert mit der neuen Harley übers Land. Weniger Waghalsige üben sich eher in der Kunst des Weglassens, des Rasierens nämlich. Das Gesicht wie ein Stoppelfeld hat etwas von Spätsommer und signalisiert der Frau: Dieser Mann hat seine fette Ernte bereits eingefahren. Er hat alles erreicht im Leben und muss nicht mehr auf Etikette achten. Josef Schmid ist von diesem Schlag. Als Zweiter Bürgermeister und Wirtschaftsreferent der Landeshauptstadt hat er es geschafft: Er bläst im Gasteig Geburtstagstortenkerzen aus, sonnt sich sommers von Amts wegen am Kulturstrand und nimmt nadelnde Bäume im Namen der Stadt entgegen. Seit ein paar Tagen trägt nun auch der 46-Jährige Stoppeln, was ihm laut seiner Gattin Natalie gut zu Gesicht steht. Nur allzu lang sollte seine Midlife-Revolution besser nicht anhalten. Sonst muss der Mann mit Bart bald auch noch den Münchner Nikolaus geben.

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