Stilkritik:Das ist die Krönung

Foto: Catherina Hess (Foto: N/A)

Von Silke Lode

Da Christian Ude zurzeit mit dem Ensemble Blechschaden Weihnachtskonzerte gibt, ist ihm wohl nicht die Gnade vergönnt gewesen, am Strand von Mykonos zu liegen und dieses Bild einfach zu verpassen. Mehr als 20 Jahre hat der Alt-OB geackert, um sich erst den Ruf des Bürger-Kings und später auch den etwas lästerlichen Nebentitel des Münchner Sonnenkönigs zu verdienen. Und nun kommt Dieter Reiter daher, besteigt keine zwei Jahre nach seiner Wahl eine Kanzel und wird mit einer Huldigung in Gold empfangen! Man könnte natürlich versuchen, Ude mit einem Verweis auf die Traditionen des Kirchenjahrs zu beschwichtigen. Damit, dass der violette Kanzelbehang nur im Advent und der Fastenzeit gebraucht wird. Das Antependium - so heißt das Tuch - ist auch nicht dafür da, jeden Redner mit passendem Motto zu begrüßen. Ude dürfte all das nicht besänftigen. Er weiß zwar genau , wie schnell aus einem kleinen Beamten ein Kronprinz werden kann, aber ein König . . . Wenn Ude und Reiter ein etwas freundschaftlicheres Verhältnis pflegen würden, wäre alles halb so schlimm. Dann könnte Ude seinem Nachfolger den Glanz gönnen und ihm bei Gelegenheit einen Pressebericht aus Ulm zuschieben, der ihn für seinen jüngsten Auftritt mit Blechschaden feiert als "Der mit den Krücken Sirtaki tanzt". Klare Sache: Die wahren Freuden bringt erst der Titel "König a. D.".

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: