Musikkabarett:Ein Rüscherl mit dem Teufel

Musikkabarett: Mehr Blues-Konzert als Kabarett-Abend: Stephan Zinner im Lustspielhaus.

Mehr Blues-Konzert als Kabarett-Abend: Stephan Zinner im Lustspielhaus.

(Foto: Oliver Hochkeppel)

Stephan Zinner bündelt im Lustspielhaus seine Talente als Musiker, Schauspieler und Kabarettist. Und er zeigt: Seine Blues-Wurzeln liegen in Trostberg.

Von Oliver Hochkeppel, München

Dass es kein gewöhnlicher Kabarettabend werden würde, deutete schon das Bühnen-Setting im Lustspielhaus an. Links lagen Schlagzeug, Banjo, Mundharmonika, Pedal Steel, Keyboard und weitere Kleinigkeiten bereit für Peter "Lightning" Pichler, um Stephan Zinner multiinstrumental zu begleiten. "Today is Blues-Night" verkündete Zinner dann auch gleich zu Beginn, ein ziemlicher Kontrast zu seinem letzten Auftritt hier, als er mit Maxi Ponkratz noch ein Kreisler-Programm spielte. Und schnell wurde klar, dass im Titel "Der Teufel, das Mädchen, der Blues und Ich" - wie das neue Bühnenprogramms des zuletzt hauptsächlich als Schauspieler Beschäftigten (nach den jüngsten Eberhofer-Filmen und Polizeirufen dreht er gerade als Pfarrer in der neuen Franz-Xaver-Bogner-Serie "Himmel Herrgott Sakrament") heißt - eigentlich der Blues an erster Stelle stehen müsste.

Ausschließlich Blues-Verwandtes erklang an diesem Abend, verbunden durch eine Conference, die sich genau an die Titelthemen hielt. Allerdings auf Bayern gedreht und jeder Traurigkeit beraubt. Was man schon zum Einstieg mit dem Blues zur "Maisfeld-Allergie" vorgeführt bekam. Zinners Blues-Wurzeln liegen eben in Trostberg. Also wurde aus Leadbellys "Black Betty" ein "Bled glaffa", auch John Lee Hooker kam auf Bairisch zu Ehren. Den Teufel trifft Zinner jetzt nicht beim Whiskey in der Bar, sondern beim Rüscherl im Wirtshaus, in der Bank, im Internet oder bei den Irrungen der Jugendkultur. Was ihn dann auch zum Zydeco und zum Gospel samt eindrucksvoller Predigt wider den Mobilfunk führt. Sogar Politik findet entgegen der Genre-Regeln Einzug, etwa im "Nazi in der Kistn" oder beim Klopapier- und Sonnenblumenöl-Hamsterer in "Ich, Ich, Ich".

Ganz kurze Miniaturen waren das oft nur, die Platz für Plaudereien ließen. Bei denen Pichler wie Zinner allerdings musikalisch immer zu überzeugen wussten. Vor allem Zinners Stimmgewalt (auch wenn er sich mitunter von der Lage her überforderte) kannte man so noch gar nicht. Bis Dezember zieht er mit diesem Programm durch Bayern (demnächst etwa am 23.9. nach Vilshofen, am 27. und 28. nach Neuburg oder am 30. nach Eichstätt). Sehr empfehlenswert, sich dann vor Ort demonstrieren zu lassen, wie lustig und damit befreiend der Blues sein kann.

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