Kahlschlag beim Energiekonzern:Eon baut in München bis zu 1500 Arbeitsplätze ab

Der Stellenabbau bei Eon übertrifft die schlimmsten Befürchtungen: Die Konzerntochter Eon Energie in München wird aufgelöst. Mindestens 1000 Jobs fallen weg. Die Mitarbeiter wollen sich wehren.

Michael Tibudd

Man hatte seit August mit einer heftigen Streichungsorgie gerechnet, aber die nun vorgestellten Pläne übertreffen die schlimmsten Befürchtungen bei weitem: Der Energiekonzern Eon wird in München in den kommenden Jahren bis zu 1500 Arbeitsplätze abbauen. Von den heute etwa 2500 Beschäftigten würden dann gerade noch um die 1000 übrig bleiben.

Kahlschlag beim Energiekonzern: Stellenabbau beim Energiekonzern in München: Die Zentrale von Eon Energie wird geschlossen.

Stellenabbau beim Energiekonzern in München: Die Zentrale von Eon Energie wird geschlossen.

(Foto: Robert Haas)

Die Konzerntochter Eon Energie, bei der heute 400 Menschen in einem repräsentativen Gebäude an der Brienner Straße arbeiten, wird - wie es zu erwarten war - aufgelöst, der Bau, der erst 2007 fertiggestellt wurde, wird verkauft. Aber auch bei fast allen anderen der insgesamt elf Eon-Töchter, die in der Stadt vertreten sind, wird es Kürzungen geben, ebenso im Rest von Bayern.

Viele Mitarbeiter, die am frühen Nachmittag auf Betriebsversammlungen informiert wurden, reagierten geschockt. Mitarbeitervertreter kündigten massiven Widerstand gegen die Pläne des Konzerns an. "Wir verlangen sozialverträgliche Regelungen", sagt der stellvertretende Betriebsratschef bei Eon Energie, Martin Cegla.

Darüber hinaus wollen die Mitarbeitervertreter in den kommenden Tagen ein Alternativkonzept vorstellen, das einen Verbleib wesentlicher Aufgaben im Deutschlandgeschäft des Konzerns in München vorsieht. Eine solche Tochter Eon Deutschland will das Unternehmen nun in Essen aufbauen. "Wir haben ein hohes Interesse, dass möglichst viele qualifizierte Beschäftigte nach Essen wechseln", sagte dazu Eon-Vorstand Bernhard Reutersberg der SZ.

Für all jene, die einen solchen Umzug nicht mitmachen können, wolle man das Ausscheiden aus dem Eon-Konzern begleiten. "Wir fühlen uns für die Mitarbeiter verantwortlich", sagte Reutersberg. Mit dem Betriebsrat wolle man nun schnell über Vermittlungsangebote und den Aufbau einer Transfergesellschaft verhandeln.

IT-Tochter und Eon Bayern bleiben in München

Ein Umzug nach Essen - das ist für viele insbesondere ältere Mitarbeiter, die in der Region München leben, womöglich eine Immobilie besitzen und hier sozial vernetzt sind, keine Option. Gerade diese Gruppe kam teilweise zu einer Zeit ins Unternehmen, als dieses noch Bayernwerk hieß und somit ein solides Staatsunternehmen war - die Regierung Edmund Stoiber hatte das Bayernwerk in den neunziger Jahren privatisiert, später ging es im Eon-Konzern auf.

Eon in Essen

Der Energiekonzern Eon informiert am Dienstag die Mitarbeiter an den großen Standorten in Deutschland über den bevorstehenden Unternehmensumbau. Im Bild: Die Eon-Zentrale in Essen.

(Foto: dpa)

"Von diesen Kollegen fragen sich viele entsetzt, warum werden wir jetzt so behandelt?", berichtet Betriebsrat Cegla, der seit Monaten Beratungsgespräche mit verunsicherten Mitarbeitern führt. Insbesondere Jüngere hätten sich dagegen längst auf den Absprung vorbereitet.

Die verbleibenden 1000 bis 1500 Mitarbeiter - noch steht die Entscheidung aus, ob die Tochter Eon Vertrieb Deutschland in München bleibt - sollen künftig organisatorisch wie auch rein örtlich in einem Standort arbeiten. "Der muss nicht in Münchner Innenstadtlage sein", sagt dazu Eon-Vorstand Reutersberg.

Der Konzern wird sich also etwas billigeres suchen, gerne am Stadtrand. Auch ein Umzug ins Umland, wo in der Regel niedrigere Gewerbesteuersätze zu zahlen sind, ist denkbar. Wie es mit dem Kultursponsoring weitergeht, blieb am Dienstag offen.

Was bleibt in München? Die IT-Tochter des Konzerns soll ebenso in die noch zu findende neue Münchner Adresse umziehen wie die Münchner Beschäftigten von Eon Bayern, das sich um das operative Geschäft kümmert. Auch die Münchner Bestandteile der Rhein-Main-Donau-AG werden erhalten bleiben. Die Tochter Energy Projects, die sich um erneuerbare Energien kümmert, soll sogar langsam ausgebaut werden. Bayernweit könnten laut Reutersberg hinegegen weitere Stellen wegfallen, im Frühjahr 2012 sollen weitere Entscheidungen fallen. Dennoch gelte: "Bayern wird ein wesentlicher Standort für Eon bleiben."

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