Die Menschen im Zamilapark und der Schwarzwaldsiedlung fühlen sich abgehängt, und schuld ist die Straßenbahn. Seitdem die Tramlinie 25 südlich der Passauer Autobahn zum S-Bahnhof Berg am Laim rollt, fahren die Busse der Linien 90 und 91 nördlich der A 94 auf neuen Routen. Dadurch hat sich die Bedienung einiger Haltestellen massiv verschlechtert, viele Pendler brauchen jetzt doppelt oder dreimal so lang.
"Wir haben extrem viele Bürgerbeschwerden", berichtete Kilian Mentner (CSU) in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen. Die Entscheidung, die Buslinien neu zu führen, "nur damit die Tram genügend Fahrgäste hat", sei "unsinnig". Zudem fühlten sich viele Frauen unsicher, wenn sie nachts von der Endstation der Straßenbahn im Gewerbegebiet Steinhausen nach Hause gehen müssten. Er allein kenne fünf Pendler, die ihre Jahreskarte kündigen wollen.
Der Zorn der Betroffenen lässt sich auch aus den Beschwerdeschreiben an die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) herauslesen. "Man hat es doch tatsächlich geschafft, ein ganzes Wohnviertel äußerst effektiv vom ÖPNV abzuhängen. Meine Glückwünsche!", schreibt ein Zamdorfer. Andere sind im Ton weniger sarkastisch, obwohl sich durch die Umstellung sogar ihr Jahres-Abo verteuert. "Wie man es dreht und wendet, Fakt bleibt: Eine sehr gut frequentierte, relativ direkte Busverbindung wurde uns genommen, und wir dürfen dafür nun auch noch mehr bezahlen", schreibt eine Familie aus Zamdorf.
MVG-Sprecher Matthias Korte hatte die Routen-Umstellung schon im Dezember erklärt: "Die Haupterschließung übernimmt die Tram, der Bus hat Zubringerfunktion." Die Haltestelle an der Schwarzwaldsiedlung sei der "einzige Sonderfall mit reduzierter Bedienung", räumte er damals ein. Sie sei aber vor der Umstellung überdurchschnittlich gut versorgt gewesen. "An den übrigen Haltestellen in der Nähe wurde das bisherige Angebot beibehalten oder deutlich verbessert", erklärte Korte. Allerdings kommen die aktuellen Beschwerden vorwiegend aus Zamdorf und dem Zamilapark und betreffen die Haltestelle Friedrich-Eckart-Straße.
Der Bezirksausschuss jedenfalls hat Verständnis für die ausgebremsten Pendler und leitet alle Beschwerden an die Münchner Verkehrsgesellschaft und das Referat für Arbeit und Wirtschaft weiter. Die MVG habe das Angebot "in einem unterversorgten Gebiet nochmals gravierend eingeschränkt", heißt es in einer Erklärung des Bezirksausschusses, die bereits im Dezember erarbeitet wurde.
Martin Tscheu (SPD) sagte nun in der jüngsten Sitzung, man bitte die MVG ständig, nachzubessern: "Bis jetzt bekommen wir aber leider Gottes nur negative Antworten." Die Pendler suchen sich inzwischen neue Wege: Die Verfasser der Beschwerdebriefe wollen künftig wohl wieder mit dem Auto fahren.