Bier trinken, mit anderen ins Gespräch kommen und einfach eine gute Zeit haben – und das spontan, einfach so, ohne lange geplant oder vorher reserviert haben zu müssen: Das ist das Konzept von Stehausschänken, von denen immer mehr in der Stadt eröffnen. Sie treffen anscheinend den Zeitgeist, den der höhenverstellbaren Bürotische vielleicht. Die Zwanglosigkeit erinnert an die früheren Gassenschänken, in denen das Bier allerdings zum Mitnehmen verkauft wurde. Ein klein wenig wird so also auch eine urbayerische Tradition wiederbelebt.
Besonders in den klassischen Arbeitervierteln haben sich laut Andreas Maisberger, Geschäftsführer des Vereins Münchener Brauereien, die Stehausschänke schnell etabliert. „Den typischen Stehausschank zeichnet aus, dass bei Gästen und Wirten das Bier im Mittelpunkt steht und lediglich ein minimalistisches Angebot an Speisen angeboten wird“, sagt Maisberger. Oft komme dorthin ein sehr treues Stammpublikum – doch auch jeder andere, der einfach nur sein Bier trinken und mit anderen ins Gespräch kommen möchte.
Für Steffen Marx, der mit seiner Brauerei Giesinger Bräu einen gehörigen Anteil an der Renaissance der Stehausschänke hat, steht die Atmosphäre im Vordergrund: „Gute Stehausschänke sind in unseren Augen vor allem eines: ungezwungen.“ Wichtig seien ein unkompliziertes Miteinander, eine offene Gesprächskultur – und ein frisch gezapftes Bier. „Die Stehausschänke sind Orte der Begegnung, nicht des Dresscodes“, betont Marx. Es solle sich jeder wohlfühlen – unabhängig von Alter, Beruf oder sozialem Hintergrund.
Vor Jahren eröffnete Giesinger den ersten Stehausschank am Viktualienmarkt, inzwischen sind einige in der Stadt hinzugekommen, auch von anderen Brauereien. Ein Überblick.
Giesinger Bräu
Gleich sechs Läden betreibt die jüngste Münchener Brauerei. Am prominentesten gelegen ist der Stehausschank am Viktualienmarkt in der Prälat-Zistl-Straße 4. 4,50 Euro kostet hier die Halbe Helles. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 11 Uhr an bis Mitternacht. Aber nicht nur Helles bietet Giesinger an: Zusätzlich gibt es laut Brauerei-Gründer Marx immer wieder Spezial- und Saisonbiere vom Fass sowie Alkoholfreies und Weine.
„Ein Ort, an dem wir für Euch eine fast schon vergessene Münchener Tradition aufleben lassen wollen: das Bier auf die Hand“: So wirbt der Stehausschank in der Oberländerstraße 31 in Sendling. Geöffnet hat er Dienstag bis Samstag von 16 bis 0 Uhr.
Weiter nördlich in der Maxvorstadt, ganz in der Nähe der U-Bahn-Haltestelle Theresienstraße, ist in der Augustenstraße 90, ein weiterer Stehausschank von Giesinger entstanden. Dieser hat dienstags bis samstags von 17 bis 0 Uhr geöffnet. 4,20 Euro kostet hier ein halber Liter Helles.

Brauerei Giesinger:Ein Stück Giesing in der Maxvorstadt
Die Brauerei Giesinger eröffnet ihren nächsten Stehausschank - diesmal in der Augustenstraße. Für ein vertrauliches Gespräch ist man dort eher falsch, für neue Kontakte hingegen goldrichtig.
Nahe der Uni gelegen ist der Ausschank in der Schellingstraße 27 hauptsächlich für Studierende gut zu erreichen. Nach der Vorlesung oder nach dem Seminar mal fix ein oder zwei Bier trinken, das ist hier montags bis samstags von 17 Uhr bis 0 Uhr und sonntags von 15 Uhr bis 23.30 Uhr möglich.
Das Lokal am Sendlinger Tor mit der Adresse Sendlinger-Tor-Platz 10 hat von Montag bis Donnerstag ab 17 Uhr geöffnet. Donnerstags schließt es um 1 Uhr, montags bis mittwochs um 0 Uhr. Freitags, samstags und sonntags öffnet der Stehausschank schon um 15 Uhr. Sonntags ist bis 22 Uhr geöffnet, an den anderen beiden Tagen bis 3 Uhr.
Der jüngste Stehausschank im Westend an der Ganghoferstraße 23 ist kürzlich umgebaut worden. Eine neue Zwischendecke für einen besseren Lärmschutz sei eingebaut worden, nun habe das Lokal wieder geöffnet, teilt die Brauerei auf SZ-Nachfrage mit, und zwar montags bis donnerstags ab 16 Uhr, jeweils bis 0 Uhr, nur donnerstags hat es eine Stunde länger auf. An Freitagen, Samstagen und Sonntagen ist Bier schon ab 14 Uhr zu haben. Freitags und Samstag bis 1 Uhr, sonntags bis 22 Uhr.
„Zum Stiftl“ Stehausschank
Auch das erst im Januar eröffnete Lokal an der Prälat-Zistl-Straße 12 in der Nähe des Viktualienmarkts mischt in der Trink-Bier-im-Stehen-Szene mit – fast direkt neben dem von Giesinger. Gezapft wird hier Augustiner aus dem Holzfass für 3,90 Euro die Halbe. Geöffnet hat der Ausschank sonntags bis donnerstags von 11 Uhr, freitags und samstags von 10 Uhr an bis jeweils 22 Uhr.

Was läuft in der Gastro:Gemütlichkeit für Zwischendurch
Ein Stehausschank am Viktualienmarkt, ein Italiener an neuem Ort und Sonntags-Brunch im Ausbildungsrestaurant – das sind die Neuigkeiten aus Münchens Gastro-Szene.
Löwengrube 18
„Keine Reservierungen!“, schreibt der bekannte Gastronom Ugo Crocamo auf der Internetseite seines neuen Stehausschanks mit Sonnenterrasse an der namensgebenden Löwengrube 18 in der Altstadt. Ganz in der Nähe der Frauenkirche gelegen kostet die Halbe Augustiner dort 4,20 Euro, dazu werden täglich von 11 Uhr an bayerische Tapas serviert.

Tresen statt Tisch:„Wer spontan weggeht, kommt mittlerweile oft in die Stehausschänke“
In Italien steht man an der Bar. In München jetzt auch immer öfter. Warum? Gründe gibt es einige, sagt Multi-Gastronom Ugo Crocamo, manche hätten mit der Stadt zu tun, andere mit der Entwicklung der Gesellschaft.
Fesch
In der Müllerstraße 30 im Glockenbachviertel bietet das Lokal auch einen Stehausschank an. Als „Dein queeres bayrisches Wirtshaus“ bezeichnet es sich selbst. 4,50 Euro kostet dort ein halber Liter Augustiner. Geöffnet hat der Ausschank dienstags bis donnerstags von 17 bis 0 Uhr, freitags von 16 bis 1 Uhr, samstags von 12 bis 1 Uhr und sonntags von 12 bis 23 Uhr. Montag ist Ruhetag.

Wirtshaus Fesch:Griabig und queer
Das Fesch hat im Glockenbachviertel das Moro abgelöst. Das neue Wirtshaus ist ein Ort für alle, die gerne zünftig Bier trinken, aber gut auf die Ewiggestrigen verzichten können.
Tscharlie’s
Nicht aus dem Fass, sondern aus Tanks gezapft können Gäste der Kneipe in der Lindwurmstraße 42 in der Ludwigsvorstadt auch im Stehen trinken. Hier kostet ein halber Liter Helles von Löwenbräu 4,50 Euro. Geöffnet hat Tscharlie’s dienstags bis donnerstags von 18 bis 0 Uhr und freitags und samstags ohne feste Schließzeit. Sonntags und montags ist Ruhetag.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels wurden Gassenschänken synonym zu Stehausschänken verwendet. Nun wurde klargestellt, dass in Gassenschänken das Bier zum Mitnehmen verkauft wird.