Statistisches Jahrbuch:Warum Henry der große Aufsteiger ist

Mehr Hochzeiten, mehr Geburten, mehr Touristen: Das statistische Jahrbuch der Stadt München zeigt, wie rasant die Metropole wächst. Und bringt allerlei Kuriositäten ans Licht.

Von Thomas Anlauf

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Quelle: Stephan Rumpf

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Die 1,5-millionste Münchnerin

Amelia heißt das kleine Mädchen und ist offiziell die 1,5-millionste Münchnerin - zumindest statistisch gesehen. Am 17. Juni 2015 hielt Oberbürgermeister Dieter Reiter sichtlich stolz das Münchner Kindl in den Armen, dabei hätte es natürlich auch theoretisch ein anderes Neugeborenes treffen können. Aber so ist nun einmal die Statistik: Sie zeigt Entwicklungen auf, auch wenn man sie nicht immer haargenau zuordnen kann. Das neue statistische Jahrbuch der Landeshauptstadt, das am Dienstag präsentiert wurde, hält einige interessante Trends parat - aber auch durchaus Kurioses.

Babys auf der Neugeborenenstation

Quelle: Waltraud Grubitzsch/dpa

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Maximilian an der Spitze

Um bei den Vornamen von Neugeborenen zu bleiben: Unter die Top 50 der beliebtesten Vornamen schaffte es Amelia nicht, Amelie hingegen brachte es auf Platz sieben, Emilia belegte sogar Rang drei: 109 Münchner Mädchen wurden im Jahr 2014 so genannt. Am beliebtesten bei Eltern sind nach wie vor Anna und Emma. Warum, darüber schweigt die Statistik. Bei den Bubennamen des Jahrgangs 2014 gibt es einen eindeutigen Aufsteiger: Henry. Er kletterte von Platz 143 auf Rang 41. Einsame Spitze bleibt aber Maximilian, fast jeder fünfte Neugeborene trägt den königlichen Vornamen. Silber und Bronze gingen an Felix und Lukas.

Kindergarten in München, 2014

Quelle: Stephan Rumpf

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München wächst

Dass immer mehr Menschen in München leben, liegt nicht nur daran, dass die Stadt so viele Zuagroaste hat. Zum achten Mal in Folge gab es im vergangenen Jahr einen Geburtenrekord: 2014 kamen in München 16 450 Kinder zur Welt, die meisten davon, nämlich 1243 Babys, sind Neu-Neuhauser beziehungsweise -Nymphenburger. Das liegt nicht etwa an den zahlreichen Geburten im Klinikum Dritter Orden. Was zählt, ist, wo die Eltern wohnen. Übrigens: Münchner Frauen bekommen relativ spät Kinder. 72 Prozent sind 30 Jahre und älter.

Spaziergänger im Nymphenburger Park in München, 2014

Quelle: Catherina Hess

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Stadt der Singles?

Dabei sind 49,5 Prozent der Münchnerinnen und Münchner ledig. Von den insgesamt 809 799 Privathaushalten (Stand 31. Dezember 2014) sind sogar 54,4 Prozent Single-Haushalte. In der Maxvorstadt sind es sogar mehr als zwei Drittel (68,7 Prozent). Die Statistiker schließen daraus, dass sich rund um das Univiertel relativ viele junge Menschen niederlassen, die nicht verheiratet sind. Trotz des Klischees, dass München die Hauptstadt der Singles sein soll, gibt es eine Renaissance der Ehe. Im vergangenen Jahr heirateten 9791 Paare, das sind 9,3 Prozent mehr als im Jahr davor. Dabei widersetzen sich die Münchner dem bundesweiten Trend, vor allem im August den Bund der Ehe zu schließen (der Mai ist als Hochzeitsmonat schon länger außer Mode). Im September 2014 gingen 1262 Paare zum Standesamt - im Februar dagegen waren es gerade mal 311 Hochzeiten.

"Oper für alle" in München, 2015

Quelle: Alessandra Schellnegger

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Viel Freizeit

Und was macht der Münchner in seiner Freizeit? Zumindest statistisch gesehen geht jeder mehr als einmal im Jahr in eines der staatlichen oder städtischen Theater. Die meisten Besucher verzeichnete im Jahr die Bayerische Staatsoper mit 562 406 bei 442 Vorstellungen, im Jahr zuvor waren es fast 62 000 Zuschauer weniger, allerdings gab es auch 46 Vorstellungen weniger. Das Deutsche Theater besuchten im ersten Jahr nach fünfjähriger Renovierungsphase mehr als 268 000 Kulturfreunde, allerdings ist da noch viel Luft nach oben: Durchschnittlich jeder dritte Platz blieb leer. Unangefochtener Renner unter den Museen blieb im vergangenen Jahr das Deutsche Museum mit 1,08 Millionen Besuchern, gefolgt von Schloss Nymphenburg (544 612) und Lenbachhaus (343 040 Besucher). Ins Kino hingegen gehen wie schon in den Jahren zuvor immer weniger Münchner: Zwar schauten sich knapp 4,3 Millionen Menschen Filme in einem der 80 Kinosäle und Open-Air-Kinos an, allerdings waren das 127 561 weniger als im Vorjahr und im Vergleich zu 2012 sogar 310 898 weniger Besucher. Ob der Abwärtstrend womöglich am einem zunehmend schlechten Programm liegt, können die Statistiker leider nicht sagen.

München

Quelle: dpa

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Beliebt wie nie

Das kulturelle Angebot lockt auch immer mehr Touristen nach München. Seit geraumer Zeit steigt die Kurve der Übernachtungsgäste steil nach oben. Zählten die Hoteliers im Jahr 2002 noch etwa sieben Millionen Übernachtungen, waren es im vergangenen Jahr mehr als 13,4 Millionen. Erstmals in der Geschichte Münchens besuchten mehr als drei Millionen ausländische Gäste die Stadt, insgesamt waren es knapp 6,6 Millionen Besucher. Münchens Gastronomen sollten künftig verstärkt Speisekarten auf Arabisch drucken: 613 103 Betten belegten Touristen aus den Golfstaaten, gefolgt von Italienern und Briten. Deutschlandweit ist München nach Berlin mittlerweile das beliebteste Städtereiseziel - vor Hamburg.

Hunderennen Pasing Gleisinsel

Quelle: Florian Peljak

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Rätselhafte Zahlen

Es gibt durchaus auch Statistiken im neuen, 354 Seiten dicken Jahrbuch der Stadt, die den Leser etwas ratlos hinterlassen. So leben nicht nur immer mehr Menschen in Münchens Haushalten, sondern tatsächlich auch mehr Hunde. Und zwar seit Jahren im ständig gleichen Verhältnis: Auf jeden 45. Münchner kommt ein Hund. Was das für die Stadt bedeutet? Mehr Einnahmen dank Hundesteuer einerseits, aber auch womöglich mehr Hundehaufen. Merkwürdig ist auch die Nachricht, dass die Polizei immer weniger Auto fährt: Waren es vor fünf Jahren noch 17,2 Millionen Kilometer, die Münchner Polizeibeamte hinterm Steuer saßen, fuhren sie 2014 eine Million Kilometer weniger, obwohl die Zahl der Fahrzeuge und der Polizisten ziemlich konstant blieb. Das kann eigentlich nur eines bedeuten: Die Münchner Polizei steckt immer mehr im Stau - statistisch gesehen.

© SZ vom 21.10.2015/vewo
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