Start-up:So werden aus Ideen erfolgreiche Firmen

Aus schlauen Ideen können Firmen mit einem tragendem Geschäftsmodell werden - auch wenn bei ihnen der soziale Mehrwert im Vordergrund steht. Vier Beispiele.

Von Jessica Schober

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Plattform für Imker

Honigernte unterdurchschnittlich in Brandenburg

Quelle: dpa

Als die Designstudentin Viktoria Schmidt im Jahr 2014 Unterstützung für ihre ungewöhnliche Idee suchte, konnten manche Förderer das Projekt nicht richtig einordnen: Sollte das nun ein klassisches Start-Up werden oder eine Aktion für das Gemeinwohl? Beides zugleich. "Heute gibt es in München ein viel klareres Verständnis für den Wert von Sozialunternehmertum", sagt Schmidt. Sie hat eine Imkerplattform gegründet, mit der sie gegen das Bienensterben ankämpfen will. Dafür hat sie eine neue Verpackungsmethode für Honig erfunden, der in flache Tüten abgefüllt nun auch per Post versendet werden kann. Rund 50 Münchner Imkern bietet sie auf der Webseite eine Absatzmöglichkeit. Mit der Unterstützung der Social Entrepreneurship Akademie konnte sie dafür einen ersten Prototyp fertigen. Gemeinsam mit ihren drei Mitgründern hat die 30-Jährige eine klare Vision: Imker und Honigliebhaber zusammenbringen. "Ein klassischer Investor wird nie Interesse an uns haben, weil wir unseren Imkern mindestens zehn Prozent mehr als den marktüblichen Preis zahlen." Das Wichtigste bei ihrer Arbeit sei ihr: die soziale Wirkung.

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Kuchen von Omis

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Quelle: oh

Als die Münchnerin Katharina Mayer nach ihrem Studium in Österreich und Argentinien einen Ort zum Gründen suchte, da kam für sie nur ihr Heimatort in Frage: "Im Münchner Impact Hub haben wir damals unsere Idee nur einmal kurz vorgestellt und dann ging alles ganz schnell". Ein Stipendium und ein Arbeitsplatz - das war die Hilfestellung, welche die Sozialunternehmerin brauchte. Heute betreibt die 28-Jährige mit dem Projekt "Kuchentratsch" eine Backstube an der Landsberger Straße, in der Senioren Kuchen backen können, die übers Internet verkauft werden. "Wir wollten etwas gegen Altersarmut und die Vereinsamung von Senioren tun", sagt Mayer. Drei Mal in der Woche wird der Laden nun zur Backwerkstatt. Um die Einrichtung bezahlen zu können, sammelten Mayer und ihre Mitgründerin über 25 000 Euro bei einem Crowdfunding im Netz. Die mehr als 30 backenden Senioren sind als Minijobber angestellt und bekommen 12,35 Euro Stundenlohn. Mayer und ihr Team arbeiten auf fünf Vollzeitstellen an dem Projekt. Das Beste an ihrem Job sei allerdings nicht, dass sie nun davon leben könne und Geschäftsführerin eines Sozialunternehmens sei, sondern: Oma Irmgards Karottenkuchen mit Frischkäsetopping, "der ist wirklich irre lecker".

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Becher zum Behalten

Kaffee-Pfandbecher in München, 2017

Quelle: Catherina Hess

Vor einem halben Jahr waren Fabian Eckert und sein Mitgründer noch zu zweit - heute beschäftigt ihre Firma Recup 13 Vollzeitmitarbeiter und fünf Werkstudenten. Und das alles, weil ihre wiederverwertbaren Kaffeebecher so gut ankommen. "Am Anfang hat uns eine Beraterin der Social Entrepreneurship Akademie sehr geholfen", sagt Eckert. Alle zwei Wochen hätten sie über die nächsten Schritte gesprochen und sich auch die Frage gestellt: Was verdient eigentlich ein Geschäftsführer eines Sozialunternehmens? Im Team haben sie daraufhin ihre Gehälter miteinander verhandelt, mit dem Ziel, das "jeder sich wohlfühlt und gut davon leben kann", erzählt Eckert. So kommt es, dass ein Teammitglied mit Familie mehr verdient als die beiden Geschäftsführer selbst. Kein Problem für den 27-Jährigen. Über das Finanzierungsnetzwerk BayStartup trieb Recup eine höhere sechsstellige Investitionssumme ein. Dass ihre Firma sich am Markt behaupten und gleichzeitig soziale Veränderung anstoßen will, darin sieht Eckert keinen Widerspruch. "Viele suchen einen Job mit Sinn - wir haben uns unseren Traumjob einfach erschaffen", sagt Eckert.

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Jobs für Flüchtlinge

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Quelle: Fotos: oh

Mehr als 100 Flüchtlinge haben Dinese Hannewald und Jin-Ju Jahns mit ihrer Firma "Plant a Talent" bereits in Arbeit vermittelt. "Wir helfen bei der Jobsuche, vermitteln an Firmen und haben auch Computer- und Programmierkurse im Angebot." Seit 2017 sind sie eine gemeinnützige GmbH. Das bedeutet auch: Die Flüchtlinge zahlen kein Geld für die Vermittlung. Das Unternehmen finanziert sich momentan über Stipendien und Spenden. Hannewald hat rund 45 000 Euros ihres Privatvermögens investiert. "Meine Mitgründerin und ich, wir wollten beide etwas für die Community tun. Deshalb haben wir erst mal pro bono gearbeitet." Nun hoffen die beiden, dass sie bald auf zwei Wegen mehr Umsatz generieren können: Sobald sie ein sogenanntes Trägerzertifikat haben, bekämen sie Geld von der Stadt für jede erfolgreiche Arbeitsplatzvermittlung. Langfristig ist ihr Ziel, ihr gesammeltes Expertenwissen an Unternehmen zu verkaufen.

© SZ vom 19.10.2017/vewo
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